Im Alter von 72 Jahren ist in München die deutsche Schauspielerin und Mallorca-Freundin Christine Kaufmann gestorben. Das teilte ihr Management am Dienstag (28.3.) mit. Mehrere Medien hatten in letzter Zeit unter Berufung auf ihre Familie über eine Erkrankung der in den 60er-Jahren auch jenseits von Deutschland zu Berühmtheit gelangten Künstlerin berichtet.

Kaufmann spielte bereits als Kind in den 50er-Jahren ihre ersten Rollen. Für ihr Hollywooddebüt "Stadt ohne Mitleid" von 1961 erhielt sie einen Golden Globe. Sie spielte darin an der Seite von Kirk Douglas ein Kleinstadtmädchen, das Opfer einer Vergewaltigung wird. Durch ihre Heirat mit dem 20 Jahre älteren Schauspieler Tony Curtis brachte sie sich 1963 erneut in die Schlagzeilen. Diese Ehe wurde nach fünf Jahren geschieden. In Deutschland spielte Kaufmann in TV-Serien wie "der Kommissar" und "Derrick" mit. Für Rainer Werner Fassbinder stand sie in den Filmen "Lola" und "Lili Marleen" vor der Kamera.

Mallorca hatte Christine Kaufmann schon als Kind kennengelernt. Ihre Mutter besaß zeitweise ein Haus im Tramuntana-Dorf Galilea. In den 90ern wohnte die Schauspielerin mit Familie in der Innenstadt von Palma und auch in Sóller. Später zog sie nach Marokko um. Auch als sie hier nicht mehr lebte, kam sie wiederholt auf die Insel und lebte bei Freunden in Sóller.

MZ-Autorin Jutta Christoph hatte Christine Kaufmann im Jahr 2008 getroffen. Hier ihr Bericht:

MZ-Autorin Jutta Christoph hatte Christine Kaufmann im Jahr 2008 getroffen. Hier ihr Bericht:Mallorca ist für sie wie ein großer Tautropfen, in dem sich der Wandel der Menschheit zeigt. "Was in der großen Welt passiert, spiegelt sich auf der Insel im Kleinen wider", sagt Christine Kaufmann. Die Menschen sind zu Weltenbummlern geworden, sie bleiben eine Zeit lang hier und ziehen wieder weg, das Angebot in den Restaurants ist inzwischen kosmopolitisch, die Preise ebenso. Und da die Preise auch den Menschenschlag diktierten, gäbe es eben viele wohlhabende Leute auf Mallorca. "Doch reich ist nicht unbedingt sympathisch." Dennoch überlegt sie, wieder ein Haus auf Mallorca zu kaufen, auch wenn die Preise inzwischen astronomisch seien.

Als Christine Kaufmann 1959 zum ersten Mal auf die Insel kam, um den Film "Ein Thron für Christine" mit dem italienischen Regisseur Luis Cesar Amadori zu drehen, hatte Luxus noch eine andere Qualität als heute. "Damals gab es nur wenige Hotels auf Mallorca. Wir sind in einer vornehmen Herberge hinter Illetes abgestiegen, mit eigenem Zugang zum Meer. Alle Kellner trugen Frack und der Gazpacho war einfach köstlich." Als 14-Jährige habe sie das alles zwar nicht sonderlich beeindruckt, aber registriert hätte sie diese besondere Welt schon. "Wenn man so früh anfängt zu arbeiten wie ich, hat man eine andere Wahrnehmung als andere Kinder im selben Alter", sagt die Tochter einer Französin und eines Deutschen.

Sie war gerade neun Jahre alt, als sie über Nacht mit der Rolle als Rosen-Resli zum Star wurde. Ihre Hollywood-Karriere startete mit 15 Jahren. Neben Kirk Douglas spielte sie in "Stadt ohne Mitleid" ein missbrauchtes Kleinstadtmädchen, wofür sie den "Golden Globe" erhielt. "Mir hat es nie gefallen, berühmt zu sein. Und hätte ich mich als Erwachsene entscheiden können, wäre ich bestimmt nicht Schauspielerin geworden", sagt Christine Kaufmann heute. Die Zeit in Hollywood und das mondäne Leben an der Seite ihres ersten Ehemanns Tony Curtis sei zwar glamourös, doch nur eine Scheinwelt gewesen. "Ich habe Karriere gemacht, weil ich unabhängig sein wollte."

Christine Kaufmann wurde zur Avantgarde einer ganzen Generation. So sieht sie sich zumindest selbst. Bereits nach vier Jahren wieder von Tony Curtis geschieden, kehrte sie nach Deutschland zurück und zog ihre zwei Kinder parallel zur Schauspielerei groß. "Was mir übrigens nicht gelungen ist", sagt sie ohne Selbstironie, aber mit dem Lächeln einer selbstbewussten Frau und Mutter, die Erfolge als Schauspielerin und Autorin feiert. "Ich bin mit 40 Jahren Großmutter geworden, zur gleichen Zeit habe ich mein Buch 'Körperharmonie' herausgebracht." Emanzipation bedeute für sie, wie man die Zeit lebt und nicht, bestimmten Schlagwörtern hinterher zu laufen.

Im Hier und Jetzt zu leben und auch die kleinen Dinge des Alltags zu genießen - das scheint Kaufmanns Devise zu sein, mit dem Älterwerden klar zu kommen. "Nicht das Alter ist wichtig, sondern wie man altert." Ihr Ziel sei es, rüstig, funktionsfähig und selbstbestimmt zu bleiben. An sich herumschneiden zu lassen oder Botox zu spritzen, käme für sie nicht in Frage. "Hannelore Elsner oder Christiane Hörbiger finde ich sehr schön, und die sind nicht geliftet." Der ganze Schlankheitswahn und die vielen Schönheits-Operationen seien hauptsächlich von den Medien gemacht. "Tut mir leid, aber ich finde die Sängerin Madonna nicht schön. Die hat für mich etwas von Kuscheln mit einem Drahtmodell." Sie selbst empfindet das Älterwerden sogar als angenehm. Früher sei sie ständig von Männern bedrängt worden, heute sei das Leben diesbezüglich viel entspannter. Sie lebt mit ihrem vierten Mann in München, ihr größter Verehrer ist ihr Neffe. Wenn man immer nur auf Anerkennung über das Äußere fixiert ist, könne man den Geist gleich ausschalten, findet Kaufmann.

Die vierfache Großmutter tanzt jeden Morgen 25 Minuten, um sich fit zu halten, denn Bewegung sei noch wichtiger als Make-up. Mit ihrer eigenen Kosmetiklinie, die sie übers Fernsehen vertreibt und jetzt in die USA verkauft, war sie in den vegangenen acht Jahren trotzdem sehr erfolgreich. "Eine gute Gesichtscreme kann das Aussehen natürlich unterstützen, genauso wie ein guter Haarschnitt und gepflegte Kleidung. Doch Ausstrahlung kommt immer von innen."

Die Schauspielerei ist für Christiane Kaufmann schon seit vielen Jahren in den Hintergrund gerückt. Viel enthusiastischer spricht sie von ihrem nächsten Buchprojekt. "Das wird ein Buch über Wunderkinder, ich selbst bin der Leitfaden." Einen Rollen-Wunsch hat die Schauspielerin dennoch: "Mit 70 würde ich gerne Miss Marple spielen." Im Moment prüft sie ein Angebot für einen Film, in dem sie Gott darstellen soll.