Ein grippaler Infekt bahnt sich an oder Sie haben Magenprobleme? Während man früher bei solchen akuten Beschwerden einfach in das zuständige Centro de Salud gegangen ist, tun das in Covid-19-Zeiten nur noch wenige: Laut einem Bericht der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" suchen nur drei von zehn Patienten derzeit das Gesundheitszentrum auf.

Und auch die balearische Gesundheitsbehörde setzt nun auf eine andere Vorgehensweise: Als Reaktion auf die Coronavirus-Pandemie wird das traditionelle System auf eine medizinische Versorgung umgestellt, die bevorzugt per Telefon und App erfolgt. Damit soll das Infektionsrisiko verringert werden, zudem soll das Modell moderner und auf die Bedürfnisse der Patienten zugeschnitten sein.

Erster Schritt zum Arzt erfolgt per Telefon

Konkret bedeutet das nun Folgendes: Der erste Schritt zum Arzt sollte per Anruf beim Gesundheitszentrum erfolgen, egal bei welchen Beschwerden (eine Ausnahme gibt es für die Pädiatrie). Die richtige Telefonnummer der einzelnen Zentren sowie Erklärvideos und weitere Informationen zum neuen ­Prozedere gibt es in übersichtlicher Form hier. Die ­übergeordneten, 24 Stunden erreichbaren ­Telefonnummern der Centros de Salud auf den ­Balearen sind 902-07 90 79 oder 971-43 70 79.

Und was tun, wenn die Nummern belegt sind? Eine offizielle Antwort des öffentlichen Gesundheitswesens (Servicio de Salud) auf Nachfrage der MZ lautet, dass rund 600 neue Leitungen eingerichtet wurden, damit der telefonische Kontakt so schnell und zielführend wie möglich abgewickelt werden kann.

Bis der Arzt kommt oder anruft

Man schildert sein Anliegen, dann wird aussortiert: Je nachdem, um welche Anfrage es sich handelt - die Verlängerung einer tarjeta sanitaria ist nicht dasselbe wie akute Bauchschmerzen -, erhält man einen Rückruf vom zuständigen Fachpersonal, darunter Ver­waltungsangestellte, Krankenschwestern, ­pharmazeutische Fachkräfte und medizinisch-technische Assistenten. Laut einem ­Erfahrungsbericht ist eine spanische (Mobil-)Nummer unbedingt erforderlich, um einen solchen Anruf zu erhalten.

Das Fachpersonal entscheidet, ob die Sprechstunde rein telefonisch bleiben kann und der Patient entsprechende Beratung erhält oder ob ein Arztbesuch mit Untersuchung erforderlich ist. Ist Letzteres der Fall, bekommt der Patient entweder einen Termin im Gesundheitszentrum oder der Arzt kommt zu ihm nach Hause. Wird die direkte ärztliche Untersuchung als nicht notwendig erachtet, zum Beispiel, wenn es um die Verlängerung eines elektronischen Rezepts geht oder um eine Frage zur Behandlung einer chronischen Krankheit, bleibt es bei den Telefonaten.

Die Behandlung ist individuell

Auf Nachfrage beim öffentlichen Gesundheitswesen betont man, dass sich die Vorgehensweise nicht verallgemeinern lasse: "Es kommt immer auf den Patienten an, auf den Grund für die Sprechstunde und auf die jeweilige Klinik." Faktoren für die Behandlung, die man letztlich erhält, seien beispielsweise das Alter, die Vorerkrankungen, die akuten Symptome und die individuelle Bewertung durch das Personal im Gesundheitszentrum.

So sehr die medizinische Erstversorgung nach Möglichkeit aus der Distanz erfolgen soll: Es zählt also immer der konkrete Fall. ­Zudem befindet sich das neue System im Übergang und im Aufbau. Erst vor kurzem berichtete eine Patientin der MZ, dass sie über Halsschmerzen klagte und ohne einen vorherigen Anruf direkt das Gesundheitszentrum aufgesucht habe. Sie sei nicht weggeschickt, sondern bereits nach kurzer Wartezeit behandelt worden. Allerdings nicht ohne einen vorsorglichen Corona-Test, obwohl die Symptome dagegen sprachen und die behandelnde Ärztin das Risiko als sehr gering einstufte.

Von den Änderungen des Systems merkte die Patientin erst im weiteren Verlauf der Behandlung etwas: Um die Krankmeldung (baja) um zwei weitere Tage zu verlängern, rief sie zunächst im Gesundheitszentrum an und erhielt daraufhin zwei ausführliche Rückrufe von verschiedenen Ärzten des Gesundheitszentrums, die akribisch den aktuellen Zustand abfragten und so einen weiteren ­Präsenztermin durch die telefonische Beratung ersetzten. Dabei kann es für Patienten anstrengend sein, dass sie ihre Krankheitsgeschichte immer wieder von Neuem erzählen müssen.

Sonderfall Corona-Symptome

Nach wie vor gibt es bei Erkrankungen der Atemwege eine Sonderregelung: Covid-19-Verdachtsfälle werden im Gesundheitszentrum getrennt von anderen Patienten aufgenommen und zum Teil mit roten und blauen Linien durch das Gebäude geleitet.

Wer Symptome wie Fieber, Atemot oder Husten entwickelt, kann ebenfalls für eine Erstberatung die beiden oben genannten Nummern wählen. Bei starken Symptomen gilt natürlich nach wie vor die Notfallnummer 061. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum richtigen Verhalten finden Sie hier.

Die Spanischkenntnisse reichen nicht aus, um die Probleme am Telefon zu erklären? Im Moment, so die Information des Servicio de ­Salud, arbeite man eng mit dem privaten ­Gesundheitswesen zusammen, um einen ­Telefonservice für ausländische Bürger und Nicht-Spanier, die sich zeitweise auf Mallorca aufhalten, einzurichten. Er soll künftig Beratung auf Englisch und Deutsch anbieten, wenn es sich um Symptome handelt, die auf das Coronavirus hindeuten könnten.

Der Zugang zu dieser Nummer soll sowohl in den ­Gesundheitszentren als auch in touristischen Einrichtungen erleichtert werden. Verdachtsfälle sollen anschließend sicher in das ­Gesundheitszentrum überführt werden, wo sie dann einen PCR-Test erhalten.