Wenngleich die rasant gestiegenen Corona-Neuansteckungen auf Mallorca sich dank der weniger schweren Verläufe nicht in einer erhöhten Belegung der Krankenhausbetten niederschlagen, ist das ansonsten gut aufgestellte Gesundheitssystem der Insel mit den vielen positiv Getesteten derzeit offenkundig überlastet. Innerhalb einer Woche hat sich die Anzahl der registrierten aktiven Fälle verdreifacht. Die Telefone bei der Gesundheitsbehörde hören nicht auf zu klingeln. Die Mitarbeiter können den Andrang kaum bewältigen, und die positiv getesteten Personen fühlen sich im Stich gelassen. Das zeigen zwei der MZ bekannte Beispiele. In einem Fall handelt es sich um eine Urlaubergruppe, in einem anderen um einen Residenten.

Die Urlauber

Die Gruppe von drei Freunden hatte zehn Tage an der Playa de Palma verbracht. Am Freitag (9.7.) sollte der Flieger in die Heimat gehen. Die drei Deutschen absolvierten deswegen den obligatorischen Corona-Test am Flughafen. Dann der Schock: Bei einem der Urlauber war der Antigentest positiv.

"Das Testzentrum sagte uns, wir sollen uns an die allgemeine Corona-Hotline 900 100 971 wenden", berichtet ein Freund des positiv Getesteten. Leichter gesagt als getan. "Erst war ständig besetzt. Als wir endlich durchkamen, konnte die Frau am anderen Ende der Leitung weder Deutsch noch Englisch. Sie hat uns immer gesagt, dass wir warten sollen und sie uns verbindet. Das geschah nie. Am Ende wurde aufgelegt. Als wir wieder anriefen, wurde direkt aufgelegt."

Das Testzentrum am Flughafen sei der einzige hilfsbereite Ansprechpartner gewesen. "Sie haben uns geraten, zurück zum Hotel zu fahren und uns dort von den Mitarbeitern bei der Übersetzung helfen zu lassen. Das Testzentrum selbst hat bei der Polizei angerufen und nachgefragt, ob es in Ordnung ist, dass eine positiv getestete Person zurück ins Hotel fährt. Da gab es keine Einwände."

Zurück im Hotel wurde die Gruppe sofort vor die Tür gesetzt, als die Angestellten vom positiven Testergebnis erfuhren. "Jetzt wissen wir nicht weiter. Wir beiden, die negativ getestet wurden, dürfen zurück nach Deutschland fliegen. Unser Kumpel will beim Testzentrum am Flughafen um Hilfe bitten." Die Irrfahrt geht also weiter.

Der Resident

Der MZ ist ein weiterer Fall bekannt, wo ein deutscher Resident Schwierigkeiten hatte, mit der Gesundheitsbehörde Kontakt aufzunehmen. Seine Mitbewohnerin war mit Symptomen positiv getestet worden und hatte ihn als Kontaktperson angegeben. Daraufhin rief er beim zuständigen Gesundheitszentrum an, konnte jedoch stundenlang niemand erreichen. Als endlich eine Mitarbeiterin ans Telefon ging, verwies sie auf die Corona-Hotline. Eine Möglichkeit, sich im Gesundheitszentrum testen zu lassen, gebe es für den Deutschen nicht.

Auch in diesem Fall war die Corona-Hotline stundenlang besetzt oder nicht erreichbar. Nach drei Stunden war endlich jemand zu sprechen. Trotz des positiv getesteten Mitbewohners zähle der Deutsche nicht zu den direkten Kontakten, lautete die Auskunft. Dafür müsse sich die Person dem Infizierten länger als eine Viertelstunde auf weniger als zwei Metern genähert haben. Das war nicht gegeben. Die gemeinsam genutzte Wohnung sei kein Faktor. Der Deutsche musste weder in Quarantäne noch sich testen lassen. Auf eigene Kosten hat er einen Corona-Test absolviert, der negativ ausfiel.

Die Gesundheitsbehörde

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Den Behörden ist die Situation bewusst. Wie Corona-Sprecher Javier Arranz am Dienstag (6.7.) zu Protokoll gab, ist die Hauptzentrale der Kontaktverfolger in Palma de Mallorca derzeit mit 32 Personen besetzt. Man habe die Zentralregierung in Madrid deswegen gebeten, 90 Soldaten freizustellen, um das Team massiv aufzustocken.