Nun sind wir also wieder Risikogebiet. Die Entscheidung der Bundesregierung, ganz Spanien und somit auch Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera in diese Schublade zu räumen, kommt nicht überraschend. Nicht nur dass die Schwelle der 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen besonders auf Mallorca und Menorca schon länger überschritten worden ist - die Inzidenz ist in den vergangenen Tagen unter den jungen Leuten auch regelrecht in die Höhe geschossen.

Selbst wenn man dem Indikator der Neuansteckungen nicht mehr das Gewicht einräumt, das er zu Beginn der Pandemie hatte, und stattdessen auf steigende Impfraten und beruhigende Krankenauslastung verweist, bleibt doch der schnelle Anstieg der Zahlen. Diese Einstufung, das darf man nicht vergessen, ist trotz ihres bedrohlichen Namens zunächst einmal nur eine Formalie, die an bestimmte zuvor aufgestellte Kriterien geknüpft ist. Und die sind jetzt erfüllt worden.

Nun ist das eine Formalie, die in dieser Phase der Pandemie kaum noch Auswirkungen auf die Reisebestimmungen hat. So gesehen kann es also weitergehen: Die Urlauber zeigen sich unbekümmert, die Regierung gibt sich gelassen, die Flüge sind weiter voll. Zum Glück, denn es muss so weitergehen. Was eine erneut verlorene Saison für Zehntausende von Beschäftigten und Unternehmen auf Mallorca bedeuten würde, mag man sich gar nicht ausmalen.

Und vielleicht geht es ja tatsächlich gut, wenn man nun hier oder in Großbritannien oder wo auch immer die Pandemie laufen lässt, und mit Covid-19 "zu leben lernt", wie es die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol jetzt vorschlug. Die bislang wesentlich leichteren Krankheitsverläufe unter den Jüngeren sprechen dafür.

Nur, verlassen sollte sich die Insel darauf nicht. Weitere gefährliche Mutationen sind nicht auszuschließen, und diese Pandemie hat schon zu viele Wendungen genommen, als dass man sich auf irgendetwas verlassen könnte.

Und auch die formalen Kriterien im Reiseverkehr mit Deutschland bleiben ja weiterhin bestehen, zumindest solange die Politik sie nicht ändert. Auf das Risikogebiet folgt das Hochinzidenzgebiet. Bei Erfüllung der Kriterien - darunter: 7-Tage-Inzidenz über 200 - greift auch da wieder über kurz oder lang ein Automatismus. Die Einstufung als Hochinzidenzgebiet würde dann zumindest die Reisen für noch nicht Genesene oder vollständig Geimpfte sehr wohl verkomplizieren.

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Mallorca bleibt daher gar nichts anders übrig, als das aus dem Ruder gelaufene Inzidenzgeschehen so schnell wie möglich wieder in den Griff zu bekommen. Die Balearen-Regierung, die dem Treiben auf der Straße und am Strand viel zu lange passiv zugesehen hat, versucht dies gerade mit verschärften Kontrollen der Open-Air-Partys und einer Einschränkung deren Alkoholnachschubs.

Reichen wird das voraussichtlich nicht, zumal die Trinkgelage mittlerweile nicht mehr die einzigen Infektionsherde sind. Die hohen Ansteckungszahlen lassen befürchten, dass es vielerorts längst nicht mehr so einfach ist, die Infektionsketten nachzuverfolgen. Mitten im Sommer müssen nun alle verfügbaren Ressourcen mobilisiert werden, um zu testen, testen, testen - ein Instrument, das die Balearen und ganz Spanien zu lange haben schleifen lassen. Das gut aufgestellte balearische Gesundheitssystem ist dazu fähig, doch es wird noch einmal ein Kraftakt werden.