Lange Schlangen vor Mallorcas Corona-Testzentren sind längst Geschichte. Stattdessen müssen sich ungeimpfte Reisende erkundigen, wo sie sich in ihrer Nähe überhaupt noch testen lassen können. Wegen des Endes der Sommersaison, der zunehmend hohen Impfquote und der Tatsache, dass auch die Briten seit Kurzem keinen Antigen-Test mehr für die Einreise brauchen, ist die Nachfrage zuletzt stark gesunken.

Dem scheinen einige Testzentren entgegenwirken zu wollen: Sie werben verstärkt mit Preisen für Antigen- und PCR-Tests, die unter der Preisdeckelung der Balearen-Regierung liegen. Damit nähern sich die Preise auf Mallorca denen in Deutschland an, wo seit dem Ende der kostenlosen Schnelltests am vergangenen Montag (11.10.) etwa in Mönchengladbach laut der „Rheinischen Post“ zwischen 14 und 20 Euro für Schnelltests aufgerufen werden.

Die im Centro Médico Planas Salud ansässige Grupo Resolute etwa bietet tests de antígenos für 19 Euro (statt 30 Euro) und PCR-Tests für 59 Euro (statt 75 Euro) an. „Wir wollen damit Werbung für unsere neue Praxis machen und gleichzeitig etwas für die Insel und den Tourismus hier tun“, sagt ein Arzt des Anbieters, der bisher nur Tests etwa auf Schiffen oder in Hotels durchführt.

Die Angebote für 25 Euro

Auch Medicare bietet in seinen acht Zentren Rabatte an, jedoch nur für Residenten: Wer sein NIE-Kärtchen zeigt, bekommt 5 Euro Nachlass, zahlt für Antigen-Tests also 25 Euro, für PCR-Tests mit Ergebnis in maximal 48 Stunden 70 Euro. Auch für PCR-Tests mit zeitnäherem Ergebnis (99 und 159 Euro) kann der Rabatt angewandt werden. Es ist nicht die erste Sonderaktion von Medicare. In Sachen Nachfrage sei es in den Testzentren deutlich ruhiger geworden, so eine Verantwortliche. Alle Testzentren seien derzeit noch offen. Zumindest bis Ende Oktober kann man auf der Website (wir-testen-mallorca.de) Termine buchen.

Die spanienweit aktive Kette Democratest bietet schon seit Juli in der Clínica Belice in Palma Antigen-Tests für 25 Euro und PCR-Tests für 60 Euro an. Die im August noch angekündigte Erweiterung des aus verschiedenen Kliniken bestehenden Netzes ist jedoch erst einmal auf Eis gelegt. „Da die Zahl der Tests nach dem Ende des Sommers zurückgegangen ist, arbeiten wir bis auf Weiteres nur mit der einen Klinik zusammen. Auch die Preise werden wir nicht weiter senken können. Sonst lohnen sich die Tests für uns nicht mehr“, so Sprecherin Barbara Manrique.

Das sagen die deutschen Ärzte

Was denken die Mitbewerber über die Rabatte? „Es ist jedem selbst überlassen, die Tests zu dem Preis anzubieten, mit dem es für ihn noch wirtschaftlich ist“, findet Ulrich Esser, Geschäftsführer vom Deutschen Facharztzentrum. Hinsichtlich der PCR-Tests könne er sich nicht erklären, wie sich die günstigen Preise rechnen sollen. Die Kosten für die Tests bei den externen Laboren seien schließlich sehr hoch. Er führe, wenn überhaupt, gerade mal noch fünf PCR-Tests pro Woche in den beiden Praxen in Santa Ponça und Peguera durch.

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Luai Chadid von der Clínica Picasso ergänzt, dass eine Praxis, wenn überhaupt, an PCR-Tests mit Ergebnis nach etwa 72 Stunden etwas verdienen könne. „So haben wir Zeit, die Probe an ein deutsches Labor zu schicken, die deutlich günstiger sind als die spanischen.“ Trotz geringer Nachfrage werden die Tests in der Clínica Picasso nicht abgeschafft, da auch nach wie vor Patienten kommen werden, die ausschließen wollen, dass sie Covid-19 haben.

Wie schnell das Geschäft mit den Tests vorbei sein kann, musste erst kürzlich Doctor Mallorca erfahren. Der Anbieter hatte erst im August in der Einkaufsmeile Jaume III in Palma ein Testzentrum eröffnet. Es hat gerade mal zwei Monate überlebt. „Die Miete war zu teuer für die geringe Nachfrage“, sagt der Arzt Ernesto Pellegrini. „Aber Geschäft hin oder her: Wenn ich die Wahl hätte, würde ich mir für das Wohl aller wünschen, dass es nächstes Jahr überhaupt keine Tests mehr braucht.“