Das Ministerium für Verbraucherschutz in Madrid hat auf Veranlassung der Balearen-Regierung sechs Schutzmasken in seine Produkt-Warnliste aufgenommen, die wegen mangelnder Schutzwirkung in EU-Ländern fortan nicht mehr verkauft werden dürfen. Unter den Masken sind auch zwei Modelle der mallorquinischen Firma Seyma Importació mit Sitz in Petra, im Osten der Insel. Die von ihr hergestellten Neoprenstoff-Masken der Marke Abbacino zählen zu den beliebtesten der Insel. Sie lassen sich waschen und kosten knapp 13 Euro.

Insgesamt 78.000 Masken muss Abbacino nun vom Markt nehmen. Eine von der Verbraucherschutz-Behörde in Auftrag gegebene Studie habe ergeben, dass die Masken zweier Modelle nur knapp 50 Prozent (49,4 Prozent und 47,8 Prozent) der vorgeschriebenen Schutzwirkung erreichen. Dabei müssen es, damit die Modelle für den Verkauf als "Hyguiene-Masken" zugelassen werden, mindestens 90 Prozent sein.

Betroffen sind die "MASCARILLA HIGIÉNICA REUTILIZABLE" mit der Referenznummer 90494F-41 sowie das Modell mit der Referenznummer 90264-41:

Eines der beiden betroffenen Modelle mit der Referenznummer 90494F-41. Screenshot Eintrag Liste sanidad.gob.es

Auch das Modell mit der Referenznummer 90264-41 ist betroffen. Screenshot Eintrag Katalog sanidad.gob.es

Achtung: Laut dem Unternehmen ist jeweils nur genau das abgebildete Modell betroffen, nicht etwa eine Maske mit demselben Muster, aber einer anderen Grundfarbe.

Auch Masken der Marken Jiji (2.300 Stück), Xula (keine, da die Modelle bereits zurückgezogen waren) und Castelltort (45 Stück) stehen auf der "Roten Liste" der spanischen Zentralregierung.

Den größten wirtschaftlichen Schaden dürfte trotzdem Abbacino haben, deren eng anliegende Masken auf den Balearen weit verbreitet sind. Seyma Importació hatte sich mit dem Maskenvertrieb über die Lockdown-Krise gerettet. Das Unternehmen verkauft in Spanien und Italien Mode-Accessoires. „Wir waren eine der ersten großen ­Modemarken, die eine Maske herausgebracht hat", sagte Vadell 2020 der MZ.

"Ich habe ein reines Gewissen"

Vadell will die Warnung der balearischen Verbraucherschutzbehörde auf keinen Fall auf sich sitzen lassen. "Ich habe ein reines Gewissen, da wir uns von der ersten Minute an korrekt verhalten haben", so der Geschäftsführer, der am Telefon nicht müde wird, zu betonen, dass alle der rund 150 Modelle Träger ausreichend schützen. "Ein solches Urteil haben wir nicht verdient. Wir fühlen uns hilflos", sagt er der MZ weiter.

Von Anfang an hätte die Firma akribisch kontrolliert, dass die Masken alle Kriterien erfüllen, und könnte dies auch zu jedem Zeitpunkt belegen. Am 1. September habe die balearische Verbraucherschutz-Behörde der Firma einen Besuch abgestattet und zwei Modelle (siehe Fotos oben) mitgenommen, die sie genauer untersuchen wollte. "Als sie uns nach eineinhalb Monaten mitgeteilt haben, dass eines der Modelle nur zu 47 Prozent, das andere nur zu 49 Prozent schützen soll, waren wir sehr überrascht", so Vadell.

Widersprüchliche Laborergebnisse?

Die Anwälte des Unternehmens hätten dann herausgefunden, dass die Verbraucherschutz-Behörde ein Labor in Elche mit der Untersuchung beauftragt hatte. Das besagte Labor wiederum habe die Analyse jedoch an eine Firma in Indien ausgelagert. "Da haben wir uns natürlich gefragt, nach welchen geltenden Hygiene-Bedingungen die Analyse dort gemacht wurde", so Vadell.

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Das Unternehmen habe daraufhin erneute Prüfungen in spanischen Laboren veranlasst und dafür auch einen Notar eingeschaltet, der bescheinigen könne, dass alles mit rechten Dingen zuging. "Die Labore haben uns bestätigt, dass wir alle Kriterien der auf EU-Ebene und in Spanien geltenden Norm erfüllen. Wir haben insgesamt sechs Analyseergebnisse von spanischen Laboren, die einem einzigen in Indien gemachten gegenüberstehen - und der Verbraucherschutz vertraut trotzdem nur auf Letzteres", beklagt Vadell.

Seyma Importació habe Einspruch gegen die Aufnahme der Masken in die Produkt-Warnliste eingelegt. "Wir sind optimistisch und warten derzeit darauf, dass sich die Behörde bei uns meldet. Sie haben 30 Werktage Zeit dafür. Die sind am Ende der Woche um", so Vadell.