Was tut das gut, zwei Geschäftsleute zu treffen, die nicht jammern, die das K-Wort nicht in den Mund nehmen, ganz im Gegenteil: die ihr Glück noch gar nicht richtig fassen können! Michael Nolte (60) ist ein renommierter Kunsthändler aus Münster, kennt Mallorca seit 40 Jahren, hat hier auch an der Inneneinrichtung luxuriöser Häuser mitgewirkt – er lässt den Namen Claudia Schiffer fallen – und „immer von einem schönen Ort im Süden" geträumt, um eine Galerie zu eröffnen.

Ausführender dieses Traums ist Simon Nolte (26), der seit Januar in Portocolom lebt und die Außenstelle des Kunsthandels leitet. Papa Nolte kommt natürlich zu den Vernissagen – am Donnerstag (29.3.) findet die zweite statt – und leistet Unterstützung.

Das Nolte-Duo hat sich die Standort-Wahl nicht leicht gemacht. „Sechsmal sind wir im vergangenen Jahr kreuz und quer über die Insel gefahren", erzählt Michael Nolte. „Wir haben recherchiert, Kontakte geknüpft, uns mögliche Lokale angesehen." In die engere Wahl kamen Andratx, Palma und auch Santanyí, wo mit Textilkunst-Koryphäe Franz Sailer ein guter Freund der Noltes waltet.

Am Ende hat, wie der Kunsthändler unumwunden zugibt, die Schönheit des Ortes gewonnen, in Portocolom direkt an der Hafenpromenade, mit mallorquinischen Nachbarn, die genau das Gegenteil von mürrisch seien.

Aber rechnet sich in diesem – Verzeihung – entlegenen Nest eine Galerie, die „alle sechs Wochen eine neue Ausstellung eröffnen wird, mit klarem Schwerpunkt auf international bekannten, akademisch ausgebildeten Künstlern"? Ende Juni zum Beispiel soll eine zuvor in Münster gezeigte Auswahl von Werken „chinesischer Top-Künstler" präsentiert werden.Michael und Simon Nolte strahlen eine Zuversicht aus, die umhaut – vermutlich auch ihre Kunden. „Wir haben hier die Möglichkeit, an deutschsprachige und auch andere Kunstinteressierte heranzukommen, die wir in Münster nie sehen würden", sagt Simon ­Nolte. Detail am Rande: Alle bisher verkauften Bilder gingen nach Deutschland.

„Eine Galerie in Portocolom zu betreiben ist auch wirtschaftlich günstiger, als die großen Messen abzuklappern", sagt Michael Nolte. „Die Kosten, um auf diesem Weg an interessante Kunden heranzukommen, sind enorm gestiegen." Dann schon lieber ein Aushängeschild in Porto­colom. „Man ist hier einfach in einer anderen Stimmung", sagt der Kunsthändler aus eigener Erfahrung. Das begünstige die Offenheit gegenüber einem „frischen und anderen Programm", wie es Nolte und Sohn bieten wollen. Zumal den Kunden unter mediterranem Himmel die Geldtasche generell lockerer sitze.

Der Filius will eigene Akzente setzen, indem er auch die junge Avantgarde zum Zug kommen lässt, allerdings „auf keinen Fall Hobbykünstler", wie sie in manchen Inselgalerien zu finden seien. Stilistisch legen sich die Noltes dabei kaum fest – als Inneneinrichter hat der Vater ja lange genug die gesamte Bandbreite vom coolen Elektrostecker bis zum x-tausend-Euro-Gemälde abgedeckt. Nun schaltet er beruflich ein wenig zurück. In der Kunst will er allerdings noch einen Gang zulegen: Demnächst soll eine weitere deutschen Stadt eine Nolte-Galerie erhalten. Zudem ist ­Michael Nolte als Kurator tätig und träumt unter anderem davon, in einem mallorquinischen Museum eine richtig gute Ausstellung zu zeigen. „Ich würde die Werke aus unserem Fundus zur Verfügung stellen." Eine Veranstaltung wie etwa die Lebedev-Ausstellung im Museu Juan March in Palma könne er locker toppen: „Ich habe grandiose russische Avantgardisten im Angebot." Vor Frustrationen im Umgang mit hiesigen Institutionen hat er keine Angst: „Das ist doch in Deutschland genau dasselbe."

Der Unternehmungsgeist der Noltes schwappt von dem 160 Quadratmeter großen Ausstellungsraum auch auf den Patio über, wo neben Vernissage-Events ab Ende April, Anfang Mai „Art Dinners" stattfinden sollen. Zuversichtliche Stimmung garantiert.

Vernissage „Reflexionen", Gan-Erdene Tsend, Donnerstag (29.3.) 18 Uhr und Freitag (30.3.) 11 Uhr. Galerie Nolte, C/. Ronda Crucero Baleares, 1, Portocolom.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 29. März (Nummer 621) lesen Sie außerdem:

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