Drei Tage Musik und Ekstase: So intensiv war das Mallorca Live Festival 2023

Stolze 65.000 Besucher haben vom 18. bis 20. Mai beim Mallorca Live Festival gefeiert. Ein Rückblick auf das gelungene Mega-Event in Calvià

Brigitte Rohm

Brigitte Rohm

Wer jenseits der 30 mit dabei war, dem steckt die Freude, aber auch die Erschöpfung am Montag nach dem Mallorca Live Festival noch in den Knochen. Ein Preis, den man gern bezahlt, denn die Veranstalter haben dieses Jahr sehr viel richtig gemacht: Angefangen bei der reibungslosen Organisation mit den Shuttle-Bussen über die Sicherheit – die Guardia Civil beklagte keine ernsten Zwischenfälle – bis hin zum vielfältigen Line-up, das an dieser Stelle nur in Auszügen gewürdigt werden kann. 

Am Donnerstag war mit 17.000 Besuchern der entspannte Tag zum Reinkommen in den dreitägigen Ausnahmezustand. Musikalisch konnten etwa hochkarätige spanische Gruppen punkten, wie León Benavente oder die Madrider Indierock-Band Vetusta Morla. Deren Fans waren selig, nach dem ersten Festival-Auftritt 2019 nochmals in den Genuss eines Konzertes zu kommen. Die Briten von The Kooks schickten zum Abschluss auf der großen Bühne das Publikum mit ihrer etwas seichten Retro-Brise in die Nacht, zur Party mit dem deutschen Kult-DJ Sven Väth – oder ins Bett.

Von Reggeaton bis Rock

Ordentlich an Fahrt auf nahm das Festival am Freitag, daran vermochten auch kurze Regenschauer nichts zu ändern. Wer zu früher Stunde auf dem Gelände aufschlug, konnte sich etwa an dem lustigen Pop von Jimena Amarillo erfreuen. Fun Fact: Unter spanischen Künstlern hat sich der Brauch etabliert, laut die Liebe zu einer kulinarischen Spezialität von Mallorca kundzutun – das Hip-Hop-Duo Ayax y Prok schwärmt für Sobrassada. Den musikalischen Geschmack der Massen trafen hingegen die Black Eyed Peas und Reggaeton-Star Quevedo, die wohl maßbeglich dafür verantwortlich zeichnen, dass an Tag 2 mehr als 24.000 Menschen das Festival besuchten. 

Die Rocker-Fraktion goutierte währenddessen lieber das Konzert des Black Rebel Motorcycle Club. Zwar tat sich die spröde kalifornische Band nicht gerade in Sachen Interaktion mit dem Publikum hervor, der melodisch-harte Sound schoss aber ins Blut wie ein guter Whisky nach einem Roadtrip durch die Wüste. Und auch wenn manche das als Sakrileg empfinden mögen: Die komplexen elektronischen Strukturen der Berliner Künstler Moderat, gepaart mit der hypnotischen Sogwirkung ihrer Lichtshow und Projektionen, konnten dem Samstags-Über-Headliner The Chemical Brothers durchaus das Wasser reichen. Man fragt sich nur, warum sie undankbarerweise erst um 1.15 Uhr spielen durften. 

Große Gefühle und andere Sphären

Am sonnigen Samstag lohnte es sich, schon früh vor Ort zu sein. Nicht nur, um sich einmal bewusst der lässigen Stimmung zwischen Hängematten, Foodtrucks, Bällebad und Klebetattoos hinzugeben, sondern auch, um nicht den Psychedelic Rock des charmanten lokalen Duos Black Sea Deluge zu verpassen. Später spielten sich The Reytons, bodenständige Briten in Jeans und weißen T-Shirts, mit ihrem Arctic-Monkeys-Vibes versprühenden Indierock und viel Energie in die Herzen: Sie schienen ihr Glück kaum zu fassen, nicht mehr nur in Magaluf Urlaub zu machen, sondern dort ein Konzert zu geben – und wurden nicht müde, ihre Dankbarkeit zu betonen. 

Große Gefühle auch bei der kolumbianischen Band Bomba Estéreo, die viele glückliche Fans auf die blumengeschmückte Bühne holte, um zu Cumbias und zeitgenössischen Klängen zu tanzen. Sängerin Li Saumet ging in der Menge auf Tuchfühlung und trug schrille Outfits, die an Katja Krasavice erinnerten, wenn diese beschließen würde, sich mehr anzuziehen. Mit einer vor allem visuell beeindruckenden Show landeten zum Schluss The Chemical Brothers auf der Hauptbühne, als hätten sie sich ein Basislager auf einem fremden Planeten errichtet. Mit Robotern, Lichteffekten und Hits wie „Galvanize“ oder „Hey Boy Hey Girl“ beamten sie die Besucher in andere Sphären. Auf dass sie alle nächstes Jahr wieder zum Mallorca Live Festival finden mögen.    

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