Der Weg zum Castell Son Orlandis steigt leicht an. Palmen, Kakteen und Kletterpflanzen wachsen beidseitig wild durcheinander. Kurz hinter dem Eingang zur Burg sitzen auf einer Mauer Gärtner bei ihrer merienda. Zwischen fünfzehn und zwanzig Arbeiter der Firma Jardins de Tramuntana werden hier den Winter über im Dauereinsatz sein. Sie führen die zweite Bauphase auf dem Anwesen durch, das zwischen Andratx und Port d' Andratx liegt. Nach der Vesperpause steht nun das Roden des Abhangs linker Hand auf dem Programm.

„Auf den Feldern, die dem Hang anschließen, werden bald auf 9.000 Quadratmetern Rebstöcke und 200 Olivenbäume gepflanzt", sagt Johannes Dütsch. Der selbstständige 36-jährige Landschaftsarchitekt aus Palma ist verantwortlich für die Gestaltung des Parks mit seinen 50.000 Quadratmetern. Die neu entworfenen Elemente müssen dabei stets mit dem alten Baumbestand verbunden werden.

Blaulila blühender Lavendel

Die erste Bauphase hat man im vorigen Jahr abgeschlossen. Wie gut sie gelungen ist, zeigt sich nach dem Betreten der privaten Gärten rund um die Burg, die ersten 400 Meter sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Über ein Steinmäuerchen ducken sich viele Stauden des Kriechenden Rosmarins, dahinter wachsen blaulila blühender Lavendel, rosafarbene Gaura und kugelförmiger Gamander. Die nächste Ebene bilden niedrige Olivenbäumchen mit hübschen Kronen sowie schmal in die Höhe ragende Zypressen. Auf dem Boden wurden mehrfarbige Steinplatten verlegt, welche die verschiedenen Farbtöne aufnehmen.

Am imposanten Eingang zur Burg vorbei geht es nun zur Terrasse, die rechter Hand vom Turmhaus liegt. Zwölf imposante alte Steinsäulen tragen hier eine Pergola mit einem dicken Blätterdach, aus dem in Rosa die Blüten der Trompetenblumen und in Rot die der Bougainvilleen spitzen. Darunter werden im sommerlichen Schatten drei Generationen der Besitzerfamilie gemeinsam speisen. Dabei kümmern sich 20 Personen um sie und ihre Gäste.

Nur wenige Stufen entfernt liegt der Infinity Pool, umrahmt wird er von Säulenkakteen, Baumstrelitzien und Dattelpalmen, deren Silhouetten sich in der Wasseroberfläche spiegeln. Die buschige Strelitzia reginae zeigt sogar mitten im Winter Paradiesvogelblüten.

Im Sommer blüht der Sternjasmin

Ein kurzer gepflasterter Weg führt jetzt zum Hintereingang des Gebäudes. Hier wachsen Zitrusgewächse: Orangen-, Zitronen-, Clementinen- und Limettenbäume, die schwer an ihren Früchten tragen. Als Bodendecker wählte man Gamander, im Halbschatten pflanzte man Agapanthus. Der Chinesische Sternjasmin (Trachelospermum jasminoides) wurde ebenfalls vor einem Jahr gesetzt. Mittlerweile bedeckt er die Fläche der hohen Natursteinmauern, im Sommer wird er in Weiß blühen.

Den Weg, der nun hinter dem Pool nach unten verläuft, bezeichnet der Designer als „verwunschen" und so wirkt er auch. Einen schmalen Pfad säumen Agapanthus- und Gamanderstauden, immer wieder unterbrochen von riesigen Findlingen und Stämmen alter Olivenbäume. Zwischen großen Natursteinplatten ist die kleinblättrige Teppichverbene (Lippia magentea) zu sehen, die ebenfalls im neuen Jahr in Weiß blühen wird.

Kunstrasen auf dem Spielplatz

Auf diesem Weg gelangt man auf der einen Seite zu einer Yoga-Terrasse, auf der anderen zum Kinderspielplatz. Hier warten abgedeckte Schaukeln auf die Nannys und ein Trampolin auf die Kinder. Deren Ansturm könne - so Dütsch - kein Naturrasen aushalten. Deshalb wurde für sie hier Kunstrasen verlegt, Beet­inseln laden zum Versteckspiel ein. Hier wachsen wieder niedrige Stauden und alte Olivenbäumchen. In der Mitte der Beete wurden die Iceberg-Rosen des deutschen Züchters Kordes gepflanzt. „Wir wählten diese Rose, weil sie dankbar ist und den gleichen Wasserbedarf hat wie die in der Nachbarschaft wachsenden Stauden", sagt er.

Der Rückweg führt über Kies, der Landschaftsarchitekt erklärt, dass hier „Nidagravel" verlegt wurde. Patentierte Wabenkammern halten die Steinchen an Ort und Stelle. Das ist eine perfekte Drainage, die Flächen gelten deshalb bei der Bauabnahme als nicht als versiegelt. Er verrät auch, dass die Köche den organischen Hausmüll und die Gärtner das Schnittgut in mit Holz eingefassten Kompostlagern sammeln. Im Sommer wird die Bewässerungsanlage mit 24 Schaltkreisen per App gesteuert. Obendrein werden drei Gärtner das Gießen und die Betreuung der Beete sowie die 180 Gewächse in Tongefäßen übernehmen. Noch bleibt Zeit für die Arbeiten in den Gärten. Bis Juli müssen sie über die Bühne sein. Dann wird die kinderreiche Besitzerfamilie nebst Großeltern erwartet.