Die Krankenversicherung UKV hat nun auch offiziell das Neukundengeschäft auf Mallorca eingestellt. In einem jetzt verschickten Brief wird den Versicherten der Wechsel in die spanische DKV Seguros nahegelegt und eine weitere massive Erhöhung der Tarife angekündigt. So steigt etwa im Fall einer 55-jährigen Versicherten der monatliche Beitrag im Tarif „Iberica Salud“ von 310,79 Euro auf 501,25 Euro. Die bestehenden Verträge blieben unberührt, heißt es, die Einstellung des Neugeschäfts könne aber zu zusätzlichen „erheblichen Beitragssteigerungen“ führen. „Außerdem ist Ihre Betreuung vor Ort nicht mehr sichergestellt.“

Im November 2008 hatte ein Vertreter der UKV gegenüber der MZ Pläne für einen Rückzug aus Spanien dementiert. Die UKV in Spanien nahm aber schon seit Ende vergangenen Jahres keine neuen Kunden mehr auf, wie Sven Lindenberg von der UKV-General­agentur Balearen einräumt.

Nun wird auch offiziell die Notbremse gezogen - aus Kostengründen, wie Claudia Scheerer, zuständige Sprecherin bei der Versicherungskammer Bayern, ausführt. Da es in Spanien keine zur deutschen Gebührenordnung für Ärzte vergleichbare Preisfestlegung gebe und man nur mit einer kleinen Anzahl von Ärzten und Krankenhäusern Vereinbarungen habe treffen können, sei eine „Steuerung der Leistungsausgaben“ nur sehr schwer möglich.

Wie viele Mallorca-Residenten noch in der UKV versichert sind, wird offiziell nicht genannt. „Der Versichertenbestand liegt derzeit noch bei etwa der Hälfte des ursprünglichen“, so Scheerer. Im Oktober 2009 waren es noch rund 1.000 Versicherte. Die Betreuung erfolge nach wie vor durch das UKV-Büro in Palma.

Dort rät Lindenberg, den empfohlenen Wechsel in die DKV Seguros bei ihm vorzunehmen, da sonst Neuverträge inklusive Voruntersuchung und Wartezeit abgeschlossen werden müssten. Die Kunden behielten zudem alle Rechte und blieben in der Regel unkündbar. Seine Agentur werde im Übrigen die früheren UKV-Kunden auch nach einem Übertritt weiterbetreuen.

Während Lindenberg nicht über die zukünftige Zahl der UKV-Versicherten spekulieren will, ist bei anderen Agenturen auf Mallorca offen von einem Scheitern die Rede. „Dass das keine Zukunft hat, war schon lange klar“, sagt Klaus Gabriel, Versicherungsfachmann und früher Vertriebspartner der UKV. Eine Tarifexplosion sei absehbar, der Wechsel zur DKV Seguros sinnvoll, da deren Leistungen am ehesten mit denen der UKV vergleichbar seien und sie als großer spanischer Versicherer eine stabile Kundenbasis habe.

Ähnlich wird die Lage von Andrea Zerbst eingeschätzt, Versicherungsfachwirtin von Iberia Insurance in Santa Ponça. Sie verweist auf bessere Leistungen der DKV Seguros bei Zahnbehandlungen oder Akupunktur im Vergleich zur UKV. Gerade im Bereich von Medikamenten, Hilfs- und Heilmitteln drohten aber den Versicherten immense Mehrkosten. Jeder Einzelfall müsse deshalb geprüft werden. Einen Wechsel könne jede Agentur ausführen, ohne dass dem Versicherten Nachteile entstünden,

widerspricht Zerbst ihrem Mitbewerber Lindenberg.

Zerbst hat schon mehrere deutsche Versicherer auf Mallorca kommen und gehen sehen, nachdem sie sich „blutige Finger“ im Residenten-Markt geholt hatten. Das Problem: Die einseitige Ausrichtung an den Ausländern komme zu teuer, die Durchmischung der Versicherten stimme nicht. Pläne der UKV, die Kosten zu deckeln, waren zuletzt gescheitert, sagt Sprecherin Scheerer. Es sei geplant gewesen, einen neuen Tarif mit einem spanischen Dienstleister einzuführen. Dieser wäre an ein Ärztenetzwerk gekoppelt und so mit günstigeren Beiträgen verbunden gewesen. „Das hat sich jedoch als nicht wirtschaftlich erwiesen.“ Der nun ausgehandelte Wechsel sei eine „tragfähige Lösung für alle Beteiligten“. Jeder Versicherte könne selbst entscheiden, ob er von dem Angebot Gebrauch mache oder bei der UKV versichert bleiben wolle.

In der Printausgabe vom 2. September lesen Sie außerdem im Ressort Lokales/Mallorca:

- Modernisierung der Playa de Palma: Teilsieg für Ennteignungsopfer

- Müllhalde Mittelmeer

- Die Hatz vor der Stierhatz: Randale in Fornalutx

- Entsorgung per Kühlcontainer: Tierkadaver kommen aufs Festland

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