Der durchschnittliche deutsche Mallorca-Urlauber hat derzeit die gleiche mediale Aufmerksamkeit wie ein Fußballprofi. "Freunde haben mir gesagt, ich solle mal einen Gang runterschalten, da sie mich schon so oft im Fernsehen und in den Zeitungen gesehen haben", sagt ein Familienvater aus Hamburg, der mit seinen zwei erwachsene Söhnen Urlaub an der Playa de Palma macht. Kaum ein deutscher Urlauber kommt derzeit um ein Interview herum.

"Es ist ein Traum: das schöne Wetter, das Meer. Da wird einem erst einmal klar, was man vermisst hat", sagt ein Ehepaar aus NRW. Nicht alle sind mit dem Urlaub einverstanden gewesen. "Zu Hause wurden wir teilweise angegiftet. Eine Freundin hat uns vorgeworfen, wie wir denn in solchen Zeiten Urlaub machen können. Das finde ich unfair", sagt die Frau. Auch ihr Mann pflichtet ihr bei. "Es wirkt, als wird gerade in Deutschland mächtig Propaganda gegen die Insel gemacht. Auf Mallorca fühle ich mich sicherer als in Deutschland." Schließlich seien die Inzidenzzahlen niedriger und im Flugzeug seien alle getestet gewesen.

Ähnlich sieht es ein anderes Ehepaar aus Thüringen, das in Palma untergekommen ist und eine Radtour an die Playa unternommen hat. "Ich habe kein schlechtes Gewissen. Die Massen, von denen die deutschen Politiker berichten, sehe ich nicht", sagt der Mann und deutet auf den ziemlich leeren Strandabschnitt am Ballermann. "Wo soll ich mich denn hier anstecken? Da ist die Gefahr für meine Frau, die als Erzieherin arbeitet, in Deutschland wesentlich größer. Dort tritt sie mit mehr Personen in Kontakt." Das Paar wäre lieber in die Ferienwohnung in den Allgäu gefahren, doch das geht bekanntermaßen nicht. "Da haben wir uns spontan nochmal für Mallorca entschieden. Wir hatten bereits für Juni gebucht und kommen dann, so Gott will, wieder", sagt die Frau.

Die Urlauber genießen die Ruhe am Ballermann. "Als wir angekommen sind, waren wir fast die einzigen Leute. Es ist unglaublich, wie viele Touristen in den vergangenen zwei Tagen dazugekommen sind", sagen die Hamburger. Die Familie kommt Jahr für Jahr zum Feiern an die Playa de Palma. "Endlich können wir mal wieder in einer Bar sitzen. Nur ab 17 Uhr ist es schwierig, wenn alles schließen muss. Dann ziehen wir an die Hotelbar weiter, die bis 22 Uhr geöffnet hat und unterhalten uns mit Gesellschaftsspielen."

Friede, Freude, Eierkuchen mag man meinen, wäre da nicht die unsichere Rückreise. "Das ist das Problem. So richtig können wir den Urlaub nicht genießen, wenn wir nicht wissen, was auf uns zukommt", sagt das Paar aus NRW. Die Bundesregierung denkt darüber nach, erneut eine Testpflicht für Reiserückkehrer aus Mallorca einzuführen. Eventuell sollen die Tests von den Fluggesellschaften durchgeführt werden. "Ich werde am Abend mal bei meinem Reiseveranstalter nachfragen."

Ansonsten ist Abwarten angesagt. "Ich versuche es zu verdrängen und den Urlaub zu genießen", sagen die Thüringer. Entspannt sehen das mit der Rückkehr es auch die Hamburger. "Das ist Zukunftsmusik. Darüber machen wir uns jetzt keine Sorgen."