Wenn man durch die Straße Ballester in Palmas casco antiguo schlendert, vermutet man nicht, welche modernen Wohnungen sich hinter den alten Fassaden verbergen. Dort findet man Apartments - so schön wie aus den Wohn-Zeitschriften mit dem Hochglanz-Cover. Sharon Vaknin und ihr Mann renovieren seit Jahren Gebäude - auf ihre ganz eigene schlichte, schnörkellose Art.

Und so kam es, dass Vaknin einmal mit Kunden zur Besichtigung einer 112 Quadratmeter großen Wohnung in der Altstadt in die dritte Etage hinaufstieg - als ihr plötzlich bewusst wurde: Das sind doch die optimalen Räume für meinen Mann und mich! Denn immer wieder sprudelten neue Ideen für die Gestaltung der Räume, die sich über zwei Ebenen erstecken. Besonders der Lichteinfall in dieser Dachgeschosswohnung faszinierte die 35-Jährige.

Also wurde die Wohnung für den eigenen Bedarf sorgfältig entkernt, um mehr Raum zu schaffen. Dazu gehörte auch, dass alte Deckenbalken zum Teil freigelegt und weiß gestrichen wurden, um optisch an Höhe zu gewinnen. Wer heute die Wohnung betritt, kann sie mit einem Blick übersehen: die offene Küche, das Wohn- und Esszimmer, von dem direkt eine Terrasse abgeht und auf der Töpfe voller Küchenkräuter stehen.

Türen sind in diesem Hause Mangelware. Es gibt lediglich drei federleicht zu bewegende Schiebetüren aus Eisen - ohne Schloss, ohne Riegel. Darum geht es letztlich bei diesem Wohnkonzept: um das Miteinander. Jeder hat die Möglichkeit, am Tun des anderen teilzuhaben, mitzumachen. Denn jeder, der sich in der Wohnung bewegt, soll sich einfach wohl fühlen und entspannen.

Und doch werden auch Grenzen gesetzt: Durch unterschiedliche Bodenmaterialien wie Parkett oder Schiefer werden die verschiedenen Bereiche zumindest visuell voneinander getrennt.

Besonderen Wert bei der Inneneinrichtung legt Vaknin auf die Farbgebung. So mischt sie etwa verschieden strukturierte braune Holzmaterialien mit Eisen, Stein, Fliesen in Weiß- und Grautönen, manchmal wählt sie auch Schwarz. Nur hier und da setzen Rottöne Akzente - mit einem Stuhl, einem Bild - die sich harmonisch in das Farbbild einfügen. Vaknins Wohnstil bedeutet nicht zuletzt, das Schöne mit dem Praktischen zu verbinden. „Ich würde nie ein Möbelstück auswählen, das nur hübsch anzusehen, aber nicht bequem ist“, sagt sie. Und für das Sofa hat sie einen Braunton gewählt, alles andere wäre zu empfindlich. Denn auch zwei Katzen sind hier zu Hause.

Am Ende eines Ganges liegt das 30 Quadratmeter große Schlafzimmer - mit integriertem Bad. Die Waschbecken befinden sich hinter einer 1,30 Meter hohen braun melierten Brüstung, eine Milchglastür schirmt Badewanne und Toilette ab.

Überall wird weitestgehend mit natürlichem Licht gearbeitet. Nur abends werden die Lampen angeschaltet, wobei zum großen Teil Wandlampen verwendet wurden, die mit ihrem weichen Licht nach oben und unten strahlen. Auf diese Weise entsteht eine warme Atmosphäre, die für Geborgenheit sorgen soll.

Zu der Wohnung gehören zwei Terrassen. Das leidliche Stauraumproblem wurde hier besonders originell gelöst: mit holzvertäfelten Verkleidungen, einer Art Wandschränken über sechs Meter Länge, hinter denen sich Waschmaschine, Therme, Eimer, Besen, Schrubber und Co verbergen.

In das Obergeschoss führt eine Metalltreppe, auch sie ein wahrer Augenfang. Es handelt sich um eine beinahe frei schwebende Eisentreppe, die in der Wand verankert wurde und einem Kunstobjekt gleicht. Auf der oberen Ebene befinden sich Gästezimmer und Gästebad, Besucher haben also ihr Reich für sich.

Nur die 26 Quadratmeter große zweite Terrasse benutzen wieder alle gemeinsam. Sie wurde ausgestattet mit einer Außenküche und einem riesigen Tisch, an dem mindestens zwölf Personen Platz nehmen können. Wenn die ersten Sonnenstrahlen herauskommen, finden sich die Freunde dort in ihrer Mittagspause ein. Der Grill wird angezündet und alle genießen diesen Ort - so mitten im Zentrum von Palma.