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Hohe Benzinpreise und eine WhatsApp-Nachricht: Hamsterkäufe an Tankstellen und in Supermärkten auf Mallorca

Ein Fernfahrerverband droht mit Streik ab kommendem Montag, wenn die Preise nicht fallen. Auf den Balearen distanziert sich der Transportistenverband von dem Aufruf

Hohe Benzinpreise und eine WhatsApp-Nachricht: Hamsterkäufe an Tankstellen und in Supermärkten auf MallorcaMiguel Vicens

Die drastisch gestiegenen Benzinpreise der vergangenen Tage haben am Donnerstag (11.3.) vor allem an den Billigtankstellen der Insel zu langen Schlangen geführt. Angesichts der voraussichtlichen Steigerung der Benzinpreise in den kommenden Tagen, versuchten viele Autofahrer den Tank nochmal halbwegs günstig zu füllen. Das billigste Benzin gab es für 1,79 Euro pro Liter, Diesel für 1,70 Euro. An vielen Orten kratzen die Preise aber schon scharf an der Zwei-Euro-Marke pro Liter.

Besonders voll wurde es an der Billigtankstelle neben dem Ikea im Osten von Palma de Mallorca. Hier blockierten die wartenden Autos zeitweise den kompletten Kreisverkehr. Insgesamt wurden am Donnerstag allein dort 2.000 Fahrzeuge befüllt. An normalen Tagen sind es an der Selbstbedienungstankstelle rund 1.400. Manche Familien fuhren mit mehreren Autos hin, um für die kommenden Tage vorzusorgen, berichtet die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca".

Hamsterkäufe in den Supermärkten nach Whatsappnachricht

Derweil spielten sich auch in den Supermärkten auf der Insel teilweise dramatische Szenen ab, die an die Paniktage kurz vor dem Lockdown vor zwei Jahren erinnern. Grund für die Hamsterkäufe war eine über WhatsApp geteilte Nachricht eines angeblichen Transporteurs, der für die kommende Woche - pünktlich zum zweijährigen Jubiläum des Lockdowns - vor einem Generalstreik angesichts der hohen Treibstoffpreise warnte. "Wir werden Palma und alle Dörfer blockieren", heißt es in der Audionachricht. "Also sagt allen Bescheid, weil es im Mercadona (spanische Supermarktkette - Anm. d. Red.) kein Essen mehr geben wird, bis die Preise nicht sinken."

Leere Supermarktregale in Marratxí.

Aufgerufen zum Streik hatte der Verband Astic, der die Rechte der Gütertransport-Fahrer vertritt. Der Ausstand soll nach Willen der Organisatoren am Sonntagabend um 20 Uhr mit Mahnwachen vor den Rathäusern beginnen und so lange dauern bis die Benzinpreise merklich fallen. Der Verband bat die Zentralregierung um dringende Gespräche um den Ausstand zu verhinden.

Rund 95 Prozent des Güterverkehrs in Spanien wird auf der Straße abgewickelt. Die Ausfuhren nach Europa erfolgen ebenfalls größtenteils auf der Straße (70 Prozent). In Spanien gibt es 220.300 zugelassene LKWs, jedes dieser Fahrzeuge füllt seinen Tank mit ca. 800 Litern, was an den Tankstellen einen Preis von ca. 1.400 Euro für das Tanken bedeutet. Dies entspricht einem Preisanstieg von 40 Prozent im Vergleich zum Jahresanfang.

Entwicklung der Benzinpreise in Spanien seit 2012.

Transport-Verband garantiert Versorgung

Der Verband der balearischen Transporteure FEBT distanzierte sich am Freitag in einer Pressemeldung vom Streikaufruf. Die Versorgung der Supermärkte mit Lebensmitteln sei auch kommende Woche garantiert. Man bedauere die Panik, die durch anonyme Botschaften auf Whatsapp und anderen sozialen Medien entstanden sei, so der Vorsitzende Salvador Servera. Er wies aber auch darauf hin, dass die hohen Transportkosten langfristig von den Verbrauchern getragen werden könnten.

Die Gewerkschaft Comisiones Obreras erinnerte die Mitglieder daran, dass sie nicht verpflichtet sind, dem Aufruf zu folgen, da es sich nicht um einen offiziellen Streik handele. Wenn eine Firma beschließe, die Arbeit ruhen zu lassen, hätten die Angestellten Anspruch auf Lohnfortzahlung. Andernfalls seien Arbeitnehmer verpflichtet, auch am Montag am Arbeitsplatz zu erscheinen.

Die Panik war zu diesem Zeitpunkt aber schon gesät: In einer Mercadona-Filiale in Sa Cabaneta (Gemeinde Marratxí) gab es am Donnerstagabend kein Fleisch und Gemüse mehr in den Regalen. Auch in anderen Supermärkten der Insel wie beispielsweise in Cala Ratjada waren sowohl im Mercadona als auch im Lidl deutlich mehr Kunden als üblicherweise für den Wochentag da, um Hamsterkäufe zu tätigen. /pss

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