Dramatischer Einsatz: Wie drei Beamte der Hafenpolizei auf Mallorca eine junge Frau vor dem Ertrinken retteten

Die Frau war ins Meer gestürzt und wurde immer weiter von der Küste weggetrieben. Ein Kletterer war maßgeblich an der Rettung beteiligt

Die drei Beamten der Hafenpolizei am Ort, wo sie tags zuvor ins Meer gesprungen waren, um eine Frau zu retten.

Die drei Beamten der Hafenpolizei am Ort, wo sie tags zuvor ins Meer gesprungen waren, um eine Frau zu retten. / Guillem Bosch

Der Notruf ging am Mittwoch (3.1.) gegen 15.30 Uhr ein: Eine junge Frau trieb im Wasser vor der Westmole am Hafen von Palma und schrie um Hilfe. Als die Patrouille der Hafenpolizei ankam, befand sich die Frau rund 150 Meter von der Küste entfernt inmitten hoher Wellen. Die drei Beamten rissen sich in Sekundenschnelle die Klamotten vom Leib und sprangen ins kalte Wasser.

Die drei Lebensretter heißen Javier Fernández (37), Miguel Ángel Cruz (28) und Roberto Veiga (31). Die ersten beiden sind Beamte der Hafenpolizei von Palma und befanden sich im Dienst. Veiga hingegen war nur kurz zu Besuch, um sich von den Kollegen zu verabschieden. Er tritt demnächst eine Stelle bei der Hafenpolizei in Ibiza an. Gegenüber der MZ-Schwesterzeitung erzählen sie am Tag nach der waghalsigen Aktion, wie sie die junge Frau retteten.

Frau war nicht allein im Wasser

Anscheinend hatte sich die Verunglückte noch auf den Felsen der Westmole befunden, als sie um Hilfe bat. Doch als die drei Beamten ankamen, war sie schon im Wasser. Die Wellen und die Strömung rissen sie immer weiter von der Küste weg.

Sie war nicht alleine im Wasser. Ein Mann im Neoprenanzug, anscheinend ein Psicobloc-Kletterer, war ihr hinterhergesprungen, um sie zu retten. Doch ihm fehlte die Kraft, sie ganz alleine aus dem Meer zu holen. Mit Handzeichen deutete er den Beamten an, dass er gegen die Wellen keine Chance hatte.

Also schritten die Polizisten selbst zur Tat. Blitzschnell entkleideten sie sich und sprangen aus einer Höhe von drei Metern in die Fluten. "Ich sagte den beiden, dass sie so weit wie möglich ins Meer springen sollten", erklärt Fernández. "Dass bloß keiner von uns auf einen Felsen im Meer prallt." Sein Kollege Cruz hatte kein Glück. Er prallte mit dem Knie gegen einen Stein im Wasser. Ein Kollege, der zur Sicherheit an Land geblieben war, konnte ihn aus den Wellen ziehen. Zum Termin mit dem Reporter erschien er mit Krücken.

Erfahrene Schwimmer

Fernández und Veiga schwammen zu der Frau, die vom Kletterer gestützt wurde. Beide sind erfahrene Sportler. Veiga konnte bei verschiedenen Europameisterschaften von Polizisten und Feuerwehrleuten insgesamt zehn Medaillen gewinnen.

Aber die Wellen machten es ihnen schwer. "Natürlich gab es Momente, wo ich dachte, hier komme ich nicht mehr raus", sagt Fernández. "Aber das Adrenalin treibt einen voran. Man denkt nicht an die Gefahr, nur daran, ein Leben zu retten." Veiga erklärt, dass er im kalten Wasser das Gefühl hatte, dass ihm die Luft abgeschnürt wird.

15 Minuten ausharren

Als sie bei den beiden ankamen, war die Frau nicht mehr ganz bei Bewusstsein, ihr Helfer war erschöpft. Der Kletterer musste von den Beamten an Land unterstützt werden, um es aus dem Wasser zu schaffen. Derweil versuchten Fernández und Veiga die Frau über Wasser zu halten. Immer weiter wurden sie von der Küste weggetrieben. 15 Minuten mussten sie ausharren, bis die Rettung per Boot kam.

Mit letzter Kraft hievten sie die junge Frau an Bord. Als sie auf dem Boot war, fing sie an zu schreien und übergab sich. "Für mich war es ein gutes Zeichen, dass sie schrie", sagt Veiga. "Es hieß, dass sie atmete." Sie wurde ins Krankenhaus Son Espases gebracht. Offenbar war sie unterkühlt, aber nicht in Lebensgefahr. "Wir konnten nicht viel mit ihr reden", erzählen die Beamten. "Wir wissen nur, dass heute ihr Geburtstag ist. Sie wird 21. Und sie ist gerade neugeboren worden." /pss

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