Eine Unachtsamkeit oder eine offene Tasche, und schwupps ist es passiert. Das Smartphone fällt, und der Bildschirm zersplittert. Manchmal lässt sich das Handy trotz der spöttisch so umschriebenen Spider-App weiter nutzen, doch schön ist es nicht. Gut, dass das Telefon in einer Werkstatt schnell repariert ist.

In Palma finden sich gleich mehrere Handy-Reparatur-Läden im Carrer Sindicat. „Wenn wir das Ersatzteil vorrätig haben, können wir den Bildschirm in einer Stunde austauschen. Wenn nicht, dauert es zwei bis drei Tage“, sagt Ivan Fernández, Filialleiter von TecnoGallery. Allerdings gebe es nicht die Möglichkeit, kleine Risse mit einem Spezialgel zu beseitigen. „Die Maschinen, die dafür nötig sind, sind viel zu teuer.“ Der Preis für den Austausch hängt vom Modell ab. „Das geht bei 40 Euro los. Für die neuen Handys, die um die 1.500 Euro kosten, werden bis zu 600 Euro fällig“, so Fernández.

Zu den häufigsten Defekten zählen danach die Ladebuchse und besonders beim iPhone der Home-Button. „Der wird am häufigsten gebraucht, nutzt sich ab oder wird bei einem Schlag beschädigt“, sagt der Filialleiter. Bei der Reparatur des Home-Buttons kann es vorkommen, dass danach nur noch die Druckfunktion geht, aber nicht mehr der Scan des Fingerabdrucks.

Wasserschäden im Sommer

Besonders im Sommer müssen sich die Handyreparateure um Wasserschäden kümmern. Wenn das Telefon mit Wasser in Berührung gekommen ist, muss es sofort ausgeschaltet und getrocknet werden. Laut dem Profi nützt es dabei nicht viel, das Smartphone in Reis zu legen, der die Feuchtigkeit aufsaugt. „Die Telefone sind heutzutage so hermetisch abgeriegelt, dass der Reis die Nässe nicht entziehen kann.“

Für 20 Euro trocknen die Experten das Handy mit Alkohol und Luftdruck. „In 90 Prozent der Fälle sind die Wasserschäden reparabel.“ Es kann vorkommen, dass das Wasser die Hauptplatine beschädigt. „Dann müssen wir das Handy an Spezialisten auf dem Festland schicken.“ Je nach Schaden und Modell muss der Kunde entscheiden, ob sich eine Reparatur dann überhaupt lohnt.

Durch den tagtäglichen Gebrauch verliert der Akku der Telefone nach der Zeit an Leistung. Statt sich ein neues Handy zuzulegen, kann der Akku ausgetauscht werden. „Das kostet zwischen 35 und 150 Euro.“

Gebrauchte Handys

Bevor ein neues Handy gekauft wird, sollte man sich überlegen, ob es unter Umständen nicht auch ein gebrauchtes Smartphone tut. Refurbed.de etwa bietet gebrauchte Elektrogeräte an, die für den Wiederverkauf kontrolliert und aufgehübscht wurden. Das ist umweltfreundlicher, als ständig alles neu zu kaufen, und zudem günstiger. Das Unternehmen bietet keinen Versand nach Spanien an. Anbieter, die auch nach Mallorca liefern, finden sich jedoch im Internet unter den Stichworten „móviles reacondicionados“.

Dem Elektroschrott in Spanien, Deutschland und europaweit soll ohnehin der Kampf angesagt werden. Derzeit werden in der EU nur knapp 42 Prozent des anfallenden Elektroschrotts recycelt, der Rest wandert in die (Rest-)Mülltonne und wird bestenfalls verbrannt. Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat die neue Bundesregierung deswegen aufgefordert, das geplante Recht auf Reparatur rasch umzusetzen. „Das hätten wir gerne innerhalb der ersten hundert Tage auf den Weg gebracht“, sagte Verbandschef Klaus Müller der Deutschen Presse-Agentur. Das wäre dann Mitte März 2022.

Spanien ist da einen Schritt weiter. Seit Jahresbeginn sind die Hersteller gesetzlich dazu verpflichtet, zehn Jahre lang den Reparaturservice und Ersatzteile anzubieten, selbst wenn das Produkt bereits eingestellt wurde.

Zehn Kilo Schrott pro Person

EU-weit gilt seit März 2021 die Ökodesign-Richtlinie mit dem Prinzip „reparieren statt wegschmeißen“. Hersteller von Waschmaschinen, Spülmaschinen, Kühlschränken und anderen großen Haushaltsgeräten müssen dafür sorgen, dass Ersatzteile sieben bis zehn Jahre lang verfügbar sind. Da geht es vor allem um Kleinteile wie Dichtungen oder Sprüharme von Geschirrspülern. Die Produkte müssen so gebaut sein, dass sie mit herkömmlichen Werkzeugen auseinanderbaubar sind, ohne dass etwas kaputtgeht. So soll der riesige Berg an Elektroschrott reduziert werden, der sich jährlich in Europa anhäuft. Statistisch gesehen produziert jeder Deutsche im Jahr mehr als zehn Kilo Elektroschrott. Den aktuellsten Daten des Statistischen Bundesamts zufolge wurden im Jahr 2018 insgesamt 853.000 Geräte weggeworfen.

Garantie und Reparaturindex

Neben dem Reparaturservice sind die Hersteller in Spanien seit Januar nun auch dazu verpflichtet, drei Jahre Garantie auf neue Produkte und ein Jahr auf gebrauchte Geräte anzubieten (MZ berichtete).

Ähnliche Pläne gibt es in Deutschland und auf EU-Ebene. Die Bundesregierung will die Hersteller zudem dazu bringen, Reparaturanleitungen zu veröffentlichen, sodass man defekte Bauteile wie Handyakkus selbst tauschen kann. Einfachste Reparaturen scheiterten daran, dass Geräte verklebt oder mit Spezialschrauben versehen seien, klagte Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“.

Außerdem solle in Deutschland ein Reparaturindex eingeführt werden, mit dem schon auf der Verpackung auf einen Blick erkennbar ist, wie gut sich ein Produkt reparieren lässt. Ohne Informationen über Reparaturkosten und Haltbarkeit könnten sich Verbraucher schwer für die nachhaltige Option entscheiden, argumentieren die Verbraucherschützer.

Besser nicht kaputtgehen

Die deutsche Industrie zeigt sich für die Vorschläge offen. Es müsse aber an die jeweiligen Produkte angepasst sein, so der Branchenverband BDI. Bei großen Haushaltsgeräten könne es ökologisch sinnvoller sein, neue, energieeffiziente Produkte zu kaufen, als alte zu reparieren. Bei komplizierten technischen Geräten wie Smartphones sei es zudem wichtiger, dass sie eher selten kaputtgehen. Dafür seien eben Kleber und Spezialschrauben notwendig.