Ein halbes Jahr nach dem Ende des verheerenden Vulkanausbruchs auf der Kanareninsel La Palma hat ein deutsches Paar mit einer selbstlosen Tat für Aufsehen gesorgt. Die Deutschen verschenkten eines ihrer beiden Häuser am Unglücksgebiet im Süden der spanischen Atlantikinsel an eine Familie, deren Heim von den Lavaströmen verschüttet und zerstört worden war. Das berichtete die Regionalzeitung "Diario de Avisos" am Donnerstag (23.6.).

Die Deutsche Siglinde, die seit 32 Jahren auf La Palma wohnt, sah in ihrer Wohltat nichts Besonderes. "Ich brauche keine zwei Häuser. Ich habe zwei und kann nur in einem wohnen", sagte sie vor TV-Kameras achselzuckend, als würde sie die Aufregung nicht ganz verstehen.

Haus als Geburtstagsgeschenk

Sie übertrug ihr Haus dem Spanier José Alonso Placencia und dessen Partnerin Viviane, die ein Kind haben, als Spende. Die Vulkanopfer konnten ihr Glück nicht fassen. Der Spanier, der das Haus als Geburtstagsgeschenk bekam, sagte: "Es ist ein Gefühl, das schwer zu erklären ist. Es ist wie ein Neuanfang, ein besonderer Geburtstag."

Die beiden Parteien hatten sich auf Facebook kennengelernt. Die Vulkanopfer durften zunächst monatelang mietfrei in dem von den Deutschen zur Verfügung gestellten Haus wohnen, bis sie es am Dienstag (21.6.) übertragen bekamen. "Alles, was wir 20 Jahre lang aufgebaut hatten, wurde von der Lava weggespült, aber zum Glück haben wir jetzt ein Haus, das unser Sohn erben kann", sagte die Brasilianerin Viviane spanischen Medien. Das Leid sei sehr groß gewesen. "Wir haben tagelang weder geschlafen noch gegessen oder Wasser getrunken."

Gebirgszug gleicht noch einer Mondlandschaft

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Die schöne Bescherung hatte auch eine - vergleichsweise kleine - Schattenseite. Der Medienrummel habe sie "überfordert", schrieb Viviane der Deutschen Presse-Agentur. Sogar Fernsehteams aus Brasilien lockte die gute Tat auf die Insel. Sie und auch Siglinde wollten vorerst keine Interviews mehr geben.

Der Vulkanausbruch auf La Palma war im Dezember 2021 nach drei Monaten am ersten Weihnachtstag für beendet erklärt worden. Das betroffene Gebiet am Gebirgszug Cumbre Vieja wirkt noch heute fast wie eine Mondlandschaft, aus der Asche ragen hier und da noch die Schornsteine verschütteter Häuser heraus. Die Bilanz: Mehr als 7.000 Menschen mussten wegen der Zerstörung ihrer Häuser in Sicherheit gebracht werden, die Schäden wurden auf knapp eine Milliarde Euro geschätzt. Vulkanopfer klagen, dass die Hilfszusagen der Regierung größtenteils immer noch nicht verwirklicht worden seien.