Drei Wochen nach seiner Einführung als Präsident von Real Mallorca empfing Jaume Cladera jetzt eine Abordnung des von der Mallorca Zeitung gegründeten deutschsprachigen Fanclubs. Die Fragen stellten Fanclub-Mitglieder Roland Friedl und Wilfried Schlüter.

Herr Cladera, Sie sind von Haus aus Mathematiker. Wie viele Punkte brauchen wir, um die Klasse zu halten?

Mit 41 sind wir auch in der nächsten Saison wieder dabei.

Was hat Sie bewogen, sich für Real Mallorca zu engagieren?

Vor allem meine Freundschaft mit ­Llorenç Serra Ferrer (Vizepräsident und Aktionär des Clubs; Anm.d.Red.). Wir kennen uns viele Jahre. Ich bin für ihn so etwas wie ein großer Bruder. Er war Trainer von Mallorca und beim FC Barcelona. Ich vertraue auf seinen Sachverstand. Eigentlich wollte ich außen vor bleiben und beratend zur Seite stehen, aber letztendlich war ich von allen Verwaltungsratsmitgliedern, zu denen ja auch Rafael Nadal gehört, der Einzige, der das Amt zeitlich ausüben konnte.

Sind Sie ein echter Fußball-Fan?

Ja, seit ich zum Studieren nach Madrid ging. Das war zur Zeit von Gento, Di Stefano und Puskas. Als armer Student habe ich damals meinen Studentenausweis anstatt den Mitgliedsausweis von Madrid an der Kasse vorgezeigt. Dort herrschte so ein Gedränge, dass es nicht auffiel. Ich habe mich in den Fußball verliebt, wurde zum Fan. Während meiner Zeit als Tourismusminister habe ich viele Fußballer kennengelernt: Toshack, Beckenbauer und Cruyff beispielsweise. Von ihnen habe ich viel über Fußball gelernt. Manchmal kann man einige Fußballweisheiten auch im Unternehmen anwenden. Cruyff hat mir mal gesagt, dass man einem Spieler sagen müsse, wozu er gut ist und dass man ihn nur dort einsetzen darf. Probleme tauchen auf, wenn ein Spieler, der nur für eine Sache taugt, etwas anderes machen will. In den Unternehmen ist das genauso. Der Laden läuft, wenn du jeden nach seinen Fähigkeiten einsetzt.

Welche Fähigkeiten haben Sie, die Sie gewinnbringend einsetzen können?

Ich sorge dafür, dass hier wieder ordentlich gewirtschaftet wird. Wir wollen bei Real Mallorca eine neue Philosophie verankern und uns von der im spanischen Fußball leider üblichen Praxis verabschieden, mehr Geld auszugeben als eingenommen wird. Einen Fußball-Club muss man wie ein Unternehmen führen. Wobei Real Mallorca als Fußball-Club einen großen Vorteil hat. Wir können auf fixe Einnahmen zurückgreifen: Wir bekommen jährlich rund 30 Millionen Euro aus Fernsehgeldern, Eintrittsgeldern, Marketing. Fünf Millionen Euro müssen wir davon an unsere Gläubiger abtreten. So bleiben uns 25 Millionen Euro, mit denen wir haushalten können. Wissen Sie, wie das im Club bisher gelaufen ist? Man hat den Haushalt um bis zu zehn Millionen Euro überzogen, in der Hoffnung, dass man am Ende einen Spieler gewinnbringend ver­kauft. Das birgt ein großes Risiko. So etwas wird es nicht mehr geben.

Wie wollen Sie gute Spieler bekommen?

Durch eine gute Jugendarbeit. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Unser Torwart Aouate ist jetzt 33 Jahre alt. Er wird noch zwei, drei Jahre im Club spielen. Wir haben schon jetzt einen talentierten 18-jährigen Junioren­nationalspieler in der zweiten Mannschaft. Er wird spätestens übernächstes Jahr als Ersatzmann von Aouate aufgebaut und ihn später beerben. Ich könnte Ihnen noch viele solcher Beispiele nennen. Llorenç Serra Ferrer hat vier Jahre in der Jugendarbeit des FC Barcelona Aufbauarbeit geleistet und wird das gleiche Modell hier einführen. Er hat ein Auge für gute Spieler.

Wie wollen Sie erreichen, dass sich mehr Menschen auf der Insel mit Real Mallorca identifizieren?

Im Gegensatz zum Festland gibt es auf Mallorca keine großen sozialen Clubs, wo man sich trifft, diskutiert und engagiert. Hier macht jeder sein eigenes Ding. Vielleicht kriegen wir die Leute mit Aktionen abseits des Fußballfeldes. Im Stadion könnte man beispielsweise einen Kindergarten einrichten, wo die Eltern, die zum Fußball gehen, ihren Nachwuchs abgeben können. Auch stelle ich mir vor, dass wir in den vielen Räumlichkeiten, die wir im Stadion haben, ein Fitnessstudio für Mitglieder einrichten. Aber es ist zugegebenermaßen schwer, einen Mallorquiner aus der Reserve zu locken. Wenn es sportlich nicht läuft, kommt er nicht.

Wie wollen Sie die Ausländer für den Club gewinnen?

Wir haben noch 38 Prozent unserer Clubanteile zu vergeben. Und ich darf Ihnen mitteilen, dass wir Ende des Monats die ersten drei ausländischen Aktionäre bekannt geben werden. Es handelt sich um kleine Aktienpakete, so dass nicht der Eindruck entsteht, der Club werde aus dem Ausland übernommen. Aber durch die ausländischen Aktionäre wird auch die Gesellschaft Mallorcas widergespiegelt, die mittlerweile sehr kosmopolitisch ist. Ihr Fanclub ist ja auch ein Beweis dafür. Das Schöne ist, dass die Aktionäre mit Beziehungen in ihren Ländern und frischen Ideen kommen.

Wer sind die Aktionäre?

Sie werden verstehen, dass ich Ihnen noch keine Namen nennen darf. Aber es handelt sich um Residenten auf der Insel, die es zu einer finanziellen Unabhängigkeit gebracht haben, aber keine Sonderrolle für sich verlangen, sondern einfach nur mithelfen wollen, das Projekt Real Mallorca nach vorne zu bringen. Darunter ist übrigens auch ein Deutscher.