Die Bandbreite der im Landesverband der Balearen zusammengeschlossenen Ringersportarten beschränkt sich nicht nur auf die olympischen Disziplinen. Neben griechisch-römisch (Beine berühren streng verboten) und Freistil für Männer und Frauen (Beine berühren erlaubt) können Interessierte auf Mallorca auch anderen verwandten Sportarten nachgehen. Da wäre etwa das grundsätzlich in kurzen Hosen ausgetragene und unter Türstehern beliebte Grappling (strangulieren ist okay). Auch die in Russland und angrenzenden osteuropäischen Staaten beliebte und in roten Jacken betriebene Kampfsportart Sambo kann man erlernen.

Und dann ist da noch MMA (gemischte Kampfkunst): Hier ist so ziemlich alles erlaubt, unter anderem Taekwondo, Fußtritte und Faustschläge. Sowohl bei den olympischen als auch bei den anderen Disziplinen vergeben speziell geschulte Richter Punkte, ein Kampf kann aber auch durch verletzungs- oder schwächebedingte Aufgabe eines der beiden Beteiligten enden.

Aktive und Wettbewerbe

„2.000 bis 3.000 Schüler auf den Balearen betreiben zumindest ab und zu das Ringen", weiß Eusebio Capel, Vorsitzender der Federación Balear de Lucha Olímpica. Etwa 400 von ihnen sind beim balearischen Verband eingeschrieben. 14 Clubs gibt es auf den Inseln, wobei die meisten sehr klein sind. „Der wichtigste ist der Club Budokan Chong Ma in Palma", sagt der Verbandschef, der sich darauf freut, dass in wenigen Wochen der erste Ringerclub auf der Nachbarinsel Menorca eröffnet werden soll.

So ganz überrascht nicht, dass deutlich mehr Jungen als Mädchen ringen. Sie nehmen pro Jahr an 12 Wettbewerben in Spanien teil, der wichtigste ist das Turnier „Gran Premio España", das dieses Jahr für den 9. und 10. Juli geplant ist. Wer über 15 Jahre alt und besonders gut ist, darf auch auf internationaler Ebene eingesetzt werden.

„Wir haben in den vergangenen Jahren vier wirklich gute Ringer hervorgebracht", sagt Eusebio Capel stolz. „Darunter befindet sich eine junge Frau, Karima Sánchez, die schon lange an der Spitze dabei ist." Bei den Männern machen die Gebrüder Francisco und Moisés Sánchez sowie Vicente Lillo Furore. Diese Cracks haben in den vergangenen Monaten bereits mehrere Qualifika­tionsturniere Richtung Olympia in Rio de Janeiro erfolgreich absolviert. Jetzt versuchen sie, sich vom 4. bis 8. Mai in Istanbul (die Türkei ist im Ringen eine Großmacht) und Anfang Juli in Ulan Bator (der Hauptstadt der Mongolei, ebenfalls eine Ringer-Großmacht) definitiv zu qualifizieren. Leider war ihnen dies vor vier Jahren, als es nach London gehen sollte, nicht gelungen.

Der Nachwuchs

Um so gut wie die Leistungssportler zu werden, müssen Kinder schon früh anfangen. „Spielerisch werden bereits Vier- bis Siebenjährige ans Ringen herangeführt", sagt Eusebio Capel. „Bei diesen Kindern werden vor allem die motorischen Fähigkeiten trainiert." Ernst wird es allerdings erst ab dem achten Lebensjahr. „Bei den Junioren gibt es die Kategorien zwischen 8 und 11, 12 und 15, 16 und 19 und 20 und 23 Jahren." Alle älteren Ringer werden in der Senior-Kategorie zusammen­gefasst.

Die Kosten

Ringen ist günstig. Neben der vorgeschriebenen Kleidung braucht man kaum etwas. Am teuersten sind noch die Spezialschuhe: Bei Adidas kostet ein Paar ab 89,95 Euro, ein Körper-Hosen-Shirt für die olympischen Disziplinen schlägt mit 74,95 Euro zu Buche. Wer talentiert ist, braucht im Trainingszentrum im Gewerbegebiet Son Castelló (s. u.), das von der Landesregierung mitfinanziert wird, nichts zu entrichten. Anfänger müssen in ihrem Club 20 bis 30 Euro pro Monat bezahlen. Ringer sind verpflichtet, beim Verband eine Jahres-Lizenz zu beantragen, die 50 Euro kostet und unter anderem eine Versicherung gegen Sportverletzungen und einen Mitgliedsausweis enthält, der über die Kategorie informiert, in welcher man eingestuft ist.