Sagt Ihnen der Name Carl Klaus etwas? Der 23-Jährige steht seit über einem Jahr im Tor des Fußball-Drittligisten Atlético Baleares. Dass er trotzdem weitgehend unbekannt ist, liegt daran, dass der ehemalige Jugendnationalspieler aus Stuttgart mehr Zeit auf der Ersatzbank als auf dem Platz verbracht hat. Bis zum vergangenen Sonntag (10.9.). Da setzte Trainer Armando de la Morena auf den jungen Deutschen. Klaus hatte großen Anteil am 2:1-Sieg bei Valencia Mestalla. Die MZ traf den Spieler vor seinem Einsatz gegen Lleida (siehe Kasten).

Sie haben jetzt etwa ein Jahr auf der Bank gesessen. Wie bleibt man als junger Spieler über so eine lange Zeit motiviert?

Ich war am Anfang traurig, vor allem, weil ich ja zunächst gespielt hatte. Eine schwere Verletzung hat mich dann aber zu einer Pause gezwungen. Danach war es sehr schwer, wieder reinzukommen. Als ich wieder fit war, ging Christian Ziege, und es kam ein neuer Trainer, der erst einmal mit der Stammelf weitergearbeitet hat.

Haben Sie nicht über einen Wechsel nachgedacht?

Ich hätte tatsächlich im Sommer wechseln können, aber der Verein hat mir signalisiert, dass er an mich glaubt, und mir zu verstehen gegeben, dass ich bleiben solle. Das war ein schönes Gefühl. Ich entschied mich für ein weiteres Jahr Mallorca.

Jetzt scheint es so, als herrsche mit Stammtorwart Oinatz Aulestia ein echter Konkurrenzkampf.

Das nehme ich auch so wahr. Im Pokal hatte es sich angeboten, mich aufzustellen, weil es ein anderer Wettbewerb als die Liga ist. Dann hat mir der Trainer in der Liga das Vertrauen geschenkt. Und ich glaube, ich kann zufrieden sein mit dem Spiel in Valencia. Wir haben gewonnen und ich habe zur Entstehung von eineinhalb Toren beigetragen.

Das liegt zum großen Teil an Ihrer Spielweise. Sie sehen sich eher als Libero auf dem Platz denn als klassischer Torwart auf der Linie.

Das gefällt mir an der Philosophie unseres Trainers. Er will wirklich Fußball spielen und nicht nur verteidigen, was für mich ein Vorteil ist. Ich schalte mich gerne in die Vorwärtsbewegung mit ein. Meine Art, Fußball zu spielen, passt eher zu einem Team, das das Spiel macht, als etwa zu einem Abstiegskandidaten, der sich hinten reinstellt.

Wie kommen Sie mit dem Kunstrasen zurecht, auf dem Sie hier in Son Malferit spielen?

Der Kunstrasen liegt uns, schließlich trainieren wir hier die ganze Woche drauf. Aber echter Rasen ist trotzdem schöner. Für mich als Torwart ist es manchmal nicht so einfach, auswärts auf echtem Rasen zu spielen. Dort verspringt der Ball eher mal oder wird sehr schnell, wenn der Rasen feucht ist. Damit ist er viel schwieriger einzuschätzen als in unserem Stadion.

Alle reden vom Aufstieg bei Atlético Baleares, aber mit Real Mallorca haben Sie einen direkten Konkurrenten direkt nebenan. Was ist Ihr persönliches Saisonziel?

Bei uns sagt niemand, er will Sechster oder Siebter werden. Das Ziel ist ganz klar, unter die ersten vier Mannschaften zu kommen und die Play-offs um den Aufstieg zu spielen. Die Liga scheint mir dieses Jahr nicht ganz so ausgeglichen zu sein wie vergangene Saison. Diesmal wird es sechs, sieben starke Mannschaften geben, die die ersten vier Plätze unter sich ausmachen. ­Danach wird es eine kleinere Lücke geben. Wichtig wird vor allem, dass wir die Hinrunde besser gestalten als vergangene Saison.

Was macht Ihr Spanisch nach gut einem Jahr auf der Insel?

Ich konnte vor meinem Wechsel kein Wort und habe nur zwei viertägige Intensivkurse gemacht. Zu Beginn habe ich einen Sprachkurs vom Verein bekommen, und jetzt will ich an der Balearen-Universität noch einen Kurs belegen. Die Verständigung klappt gut, vor allem, weil ich bei Trainer de la Morena gezwungen bin, Spanisch zu sprechen und zu verstehen. Unter Christian Ziege lief zwar auch vieles auf Spanisch, aber ich konnte zumindest auf Deutsch nachfragen, wenn ich etwas nicht verstanden hatte.

Wo wohnen Sie in Palma?

Ich wohne jetzt direkt an der Plaça Mayor. Das war diesen Sommer ganz schön trubelig, aber mein Schlafzimmer geht zum Glück auf eine kleine Gasse hinaus. Andererseits ist es natürlich schön, mitten im Zentrum zu wohnen. Es kommen viel mehr Leute zu Besuch als vorher, als ich in Wolfsburg spielte.

Als Fußballer gesprochen: Was fehlt Ihnen hier aus Deutschland?

Was ich hier gelernt habe: In Deutschland sollte jeder dankbar für die Qualität der Schiedsrichter in der dritten Liga sein. Sollte ich wieder einmal in Deutschland spielen, werde ich mich auch bei zehn groben Fehlentscheidungen beim Schiedsrichter bedanken. Hier ist es manchmal erstaunlich, was teilweise auch zu unseren Gunsten gepfiffen wird. Technisch sind die Fußballer in der Segunda División B sehr stark, aber die Mannschaft, die kurz vor Schluss hintenliegt, wird hier teils sehr hektisch. In Deutschland behalten die Fußballer in der Schlussphase oft den kühleren Kopf.