Fragt man einen Kolumbianer, wer denn Juan Camilo Hernández sei, wird der wohl erst einmal grübeln. Nach einer Weile dürfte er dann sagen: „Ah, el Cucho." Der 20-jährige Südamerikaner, der in dieser Saison auf Leihbasis für Real Mallorca spielt, ist fast nur unter seinem Spitznamen bekannt, der in Kolumbien so viel wie Papa oder „alter Herr" heißt. „Schon als ich zwei Jahre alt war, hat mir mein Vater den Kopf kahl geschoren. Dadurch sah ich wie ein alter Mann aus", erzählte der Stürmer in einem früheren Interview. Cucho hat am Samstag (15.2.) seinen ersten Treffer für den Inselclub erzielt. Er brachte den 1:0-Sieg gegen Alavés und drei wichtige Punkte im Abstiegskampf.

Cucho wechselte 2017 aus seiner Heimat zum Premier League-Club FC Watford. Für die Engländer bestritt er bis heute noch kein Spiel, sondern wurde stets - wohl auch wegen der Sprache - nach Spanien verliehen. Zuerst zwei Jahre an Huesca und nun für diese Saison an Real Mallorca.

Durch eine Verletzung bei der U20-WM im Sommer brauchte der Kolumbianer auf der Insel einige Anlaufzeit. Erst zum Ende des vergangenen Jahres wurde er fit und debütierte. Im neuen Jahr hat er sich schnell als Stammspieler etabliert. RCD-Trainer Vicente Moreno hat für den 20-Jährigen sogar sein bevorzugtes Spielsystem mit nur einem Angreifer geändert und lässt Cucho meistens neben Ex-St.-Pauli-Stürmer Ante Budimir auflaufen.

Im Gegensatz zu dem etwas staksig wirkenden Kroaten ist der 1,76 Meter große Angreifer flinker und technisch stärker. Dennoch dauerte es elf Spiele, neun in der Liga und zwei im Pokal, ehe der Kolumbianer das erste Mal traf. „Das Tor bringt mich meinem Traum näher, eines Tages für die Nationalmannschaft zu spielen", sagte der Stürmer nach dem Spiel.

Nach vier Niederlagen in Folge, die Pokalpleite gegen Zaragoza eingeschlossen, konnte Real Mallorca endlich wieder gewinnen. Mit 21 Punkten steht das Team aber weiter auf Abstiegsplatz 18. Celta de Vigo, das sich einen Punkt gegen Real Madrid erkämpfte, steht punktgleich über den Abstiegsrängen. Leganés und Espanyol Barcelona halten mit zwei Punkten weniger den Anschluss.

Durch den Sieg zeigen die Mallorquiner, dass sie sich von dem Molango-Aus von vor einer Woche nicht beeindrucken lassen. Bei der Suche nach einem neuen Geschäftsführer gibt es keine Neuigkeiten. Auch die Gründe für die Entlassung des Schweizers sind weiterhin unbekannt. „Die Eigentümer haben mir gesagt, dass es eine ganze Reihe an Ursachen gab", sagte Trainer Moreno. In den spanischen Medien wird spekuliert, dass Maheta Molango zu machtbesessen gewesen sei und sich verhalten habe, als wäre Real Mallorca sein Club. Das habe den Eigentümern nicht gefallen, die künftig angeblich die Aufgaben auf mehreren Schultern verteilen wollen. Auf der anderen Seite soll Sportdirektor Javi Recio überraschenderweise seinen Job behalten.

Molango selbst hat die Fans und Presseleute ratlos, wenn nicht sogar verärgert, zurückgelassen. Statt der angekündigten Pressekonferenz, wo er sich allen Fragen stellen wollte, gab es nur einen öffentlichen Abschiedsbrief mit branchenüblichen Floskeln.

Sportlich unternimmt Mallorca am Freitag (21.2.) in Sevilla mal wieder einen Anlauf, den zweiten Auswärtspunkt in dieser Saison zu holen. Angesichts des folgenden Programms im Son Moix mit Spielen gegen den Tabellendritten Getafe und dem FC Barcelona darf gegen Real Betis nicht verloren werden. Die Andalusier hatten sich durch ein Zwischenhoch vom Abstiegskampf befreit, sind seit fünf Spielen aber sieglos.