Der FC Barcelona ist im Umbruch. Mal wieder. Wo sich früher Superstars in einer Art Weltauswahl tummelten, spielen jetzt über-wiegend Teenager. Nicht ganz zu Unrecht ist Barça kläglich in der Gruppenphase der Champions League gescheitert und geistert in der Liga im grauen Mittelfeld herum. Real Mallorca muss gewiss keine Angst haben, dass ein übermächtiger Gegner am Sonntag (2.1., 21 Uhr) ins Visit Mallorca Estadi kommt.

Zumal Trainer Xavi Hernández auf die Hälfte seiner Truppe verzichten muss. Zehn Spieler sind Stand Donnerstag (30.12.) an Corona erkrankt. Solange die Katalanen aber noch fünf Spieler mit Profilizenz aufstellen können - der restliche Kader wird mit Fußballern aus Jugendteams und der zweiten Mannschaft aufgefüllt -, wird das Spiel nicht verschoben. Derzeit bleiben Barça noch neun Profis übrig.

So stellt sich die Startelf des im November in die katalanische Metropole zurückgekehrten Ex-Profis fast von allein auf. Im Tor sieht die Lage noch am besten aus. Der deutsche Nationalspieler Marc-André ter Stegen, der im Gegensatz zu früher nicht mehr gänzlich unumstritten ist, wird beginnen.

In der Abwehr bricht mit Linksverteidiger Jordi Alba, der positiv auf Corona getestet wurde, eine der wichtigsten Säulen des Teams weg. Als Ersatz kommt nur Innenverteidiger Óscar Mingueza infrage, da sich Außenverteidiger Sergiño Dest am Donnerstag mit Corona angesteckt hat. Innen sind Gerard Piqué und Eric García gesetzt. Mit dem ebenfalls positiv getesteten Clément Lenglet und Samuel Umtiti fallen die Alternativen weg. Rechts verteidigt Ronald Araújo. Rückkehrer Dani Alves ist noch keine Option. Einerseits hat der Brasilianer Corona, andererseits darf er erst am Montag bei der Liga angemeldet werden, wenn der Transfermarkt öffnet.

Ganz düster sieht es im Mittelfeld aus. Kapitän Sergio Busquets und der 17-Jährige Gavi fehlen wegen einer Gelbsperre. Sergi Roberto und Pedri, der Überflieger der vergangenen Saison, sind verletzt. Der frühere Bayern-Spieler Philippe Coutinho hat Corona und wurde von Xavi jedoch aussortiert. Der 29-Jährige soll den Verein im Winter verlassen. Mit dem 19-jährigen Nico González, dem 22-jährigen Riqui Puig und dem Holländer Frenkie de Jong bleiben drei Mittelfeldspieler übrig, die wohl alle zu Beginn auf dem Feld stehen. Als Alternative nehmen sicherlich Spieler aus der zweiten Mannschaft auf der Bank Platz.

Im Angriff kommen so manch einem Culé, wie ein Barça-Fan bezeichnet wird, die Tränen. Noch nicht lange ist es her, dass MSN beim FC Barcelona wirbelte. Das Akronym steht für das Sturmtrio um Lionel Messi, Luis Suárez und Neymar, welches bei vielen Experten als die beste Offensive galt, die es jemals im Fußball gab. In Palma werden wohl die Stürmer von Barça B, der in der dritten Liga spielt, auflaufen. Namentlich sind das zentral Ferran Jutglà und über rechts wohl Ilias Akhomach. Links klafft eine Lücke, nachdem sich auch Ez Abde mit Corona infiziert hat. Zacarías Ghailán könnte diese füllen.

Der eigentlich für diese Saison vorgesehene Angriff fällt komplett aus. Der Ex-Dortmunder Ousmane Dembélé hat Corona, der Argentinier Sergio Agüero musste wegen Herzproblemen seine Karriere beenden. Neuzugang Memphis Depay ist verletzt, genauso wie Martin Braithwaite. Ansu Fati schlägt sich seit einem Jahr mit verschiedenen Läsionen herum. Luuk de Jong könnte theoretisch zwar spielen, doch der Holländer wird ab Montag an Cádiz verliehen. Dass er einen Tag vorher noch für Barça aufläuft, ist unwahrscheinlich. Verzwickt ist der Fall beim ausgeliehenen Österreicher Yusuf Demir. Wird der 18-Jährige eingesetzt, greift eine Kaufverpflichtung in Höhe von zehn Millionen Euro. Diese will Barça umgehen. Nationalspieler Ferran Torres, den die hoch verschuldeten Katalanen diese Woche für 55 Millionen Euro von Manchester City gekauft haben, darf erst ab Montag spielen.

Corona bei Real Mallorca

So gesehen stehen die Chancen von Real Mallorca beim Heimspiel eigentlich nicht schlecht. Jedoch gibt es auch beim Inselclub Fragezeichen. Der Verein hat am Dienstag (28.12.) bekannt gegeben, dass sieben Personen positiv getestet wurden – vier Spieler und drei Mitarbeiter. Namen wurden nicht genannt, weswegen unklar ist, ob es sich um Stammspieler oder Reservisten handelt.

Ein Spieler wird auf jeden Fall nicht mehr dabei sein. Publikumsliebling Lago Júnior, der seit der vergangenen Saison kaum noch Einsatzminuten erhalten hatte, hat den Verein auf Leihbasis zum Zweitligisten Huesca verlassen. Der Club aus Aragón hat eine Kaufoption. Es ist unwahrscheinlich, dass der Flügelspieler noch einmal auf die Insel zurückkehrt. Der 30-Jährige gehörte zu jenen Spielern, die nach dem Abstieg in die dritte Liga geblieben sind und Real Mallorca zurück in die Primera División geführt haben. Kurz vor dem Abschied gen zweite Liga steht auch der Mittelfeldspieler Aleix Febas.

Darüber hinaus müssen die Mallorquiner um zwei Leistungsträger zittern. Gerüchten zufolge interessiert sich der FC Everton um den Mittelfeldspieler Iddrisu Baba. Der ghanaische Nationalspieler hat eine Ausstiegsklausel in Höhe von 45 Millionen Euro. Nach dem Barça-Spiel reist er mit der Nationalmannschaft zum Africa Cup. Außerdem soll sich der französische Erstligist Lille für den Südkoreaner Kang-in Lee interessieren, der erst im Sommer auf die Insel gekommen ist. Lille bietet die Möglichkeit, im Achtelfinale der Champions League zu spielen.

Kartenverkauf eingestellt

Bei Redaktionsschluss am Mittwoch (29.12.) gab es zwar noch Karten für das Barça-Spiel ab 140 Euro für Vollzahler (rcdmallorca.es), doch aufgrund der angespannten Corona-Lage im gesamten Land dürfen in den kommenden Wochen wieder weniger Zuschauer in die Stadien. Am Mittwoch (29.12.) entschied die spanische Zentralregierung, dass vom 1. bis 31. Januar 2022 die Spiele der Primera División nur vor 75 Prozent der im Stadion zugelassenen Zuschauerkapazität stattfinden dürfen. Alle Dauerkarteninhaber kommen aber ins Stadion, informierte Real Mallorca am Abend. Der Kartenverkauf wurde daraufhin eingestellt.