Eine deutsche Urlauberin hat auf Mallorca aus reinem Zufall einen bedeutenden archäologischen Fund gemacht. Bei einem Spaziergang in Cala Gata - bei Banyalbufar zwischen Port des Canonge und Platja de Son Bunyola -, fand sie einen merkwürdigen Stein und nahm ihn mit nach Hause. Erst jetzt, 14 Jahre nach diesem Fund, stellte sich durch eine wissenschaftliche Untersuchung die Sensation heraus: Es handelt sich um ein 260 Millionen Jahre altes versteinertes Reptil aus dem Perm-Zeitalter und anscheinend um den ersten Fund eines Reptils des Typs Captorhinido in Südeuropa.

Es dauerte eine Weile, bis sich die Experten mit dem "merkwürdigen Stein", den die Deutsche im Jahr 2002 in Cala Gata fand. Sie entdeckte Zahnreihen und entschied sich, verbotenerweise, das Fundstück mit in ihre deutsche Heimat zu nehmen. Fünf Jahre später entschied die Familie, das Fossil vom Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie der Universität Bonn prüfen zu lassen. Dort war es Martin Sander, der es als Captorhínido klassifizierte und der zur genaueren Untersuchung mit Fachleuten in Spanien in Kontakt trat, unter ihnen Àngel Galobart und Josep Fortuny, vom Institut Català de Paleontologia Miquel Crusafont.

"Es handelt sich um einen bedeutenden Fund aus dieser Tiergruppe, den Captorhinidos, die in Europa fast unbekannt sind. Es ist der erste Fund in Südeuropa", erklärt Fortuny, der nun einen Fachartikel im Journal of Vertebrate Paleontology veröffentlichte. Und es wäre nicht verwunderlich, wenn an derselben Stelle weitere Fossilien aus demselben Zeitalter auftauchten. Die Captorhinidos waren vorwiegend Pflanzenfresser konnten sich aber auch von Insekten ernähren. Zu der Zeit - vor 260 Millionen Jahren - war Mallorca noch keine Insel und Spanien noch keine Halbinsel sondern bildeten zusammen mit Europa, Afrika und Nordamerika eine als Pangea bekannte Landmasse. Die Entwicklung der Dinosaurier stand erst in ihren Anfängen.

Inzwischen steht fest, dass das Fossil zurück in die mallorquinische Heimat wandern wird. Denn diese hätte es niemals verlassen dürfen: "Theoretisch darf niemand auch nur einen Stein von der Insel mitnehmen", erklärt Carol Constantino vom naturwissenschaftlichen Institut in Sóller, dem der in Berlin analysierte Fund nun anvertraut wird. "Wir wussten von anderen Reptilien, aber bislang hatte niemand Reste eines Captorhinidos auf der Insel entdeckt. Das ist ein Fund, der die Bedeutung des Erdaltertums hervorhebt, das innerhalb der Archäologie oft stiefmütterlich behandelt wird", meint Constantino. /tg