Dass diese Frau im Oktober ­65 ­Jahre alt wird, ist selbst auf den zweiten Blick kaum zu glauben. Sheila ­Ferguson ist ein Energiebündel. Auf die Frage nach ihrem Geheimnis für die ewige Jugend antwortet sie wie aus der Pistole geschossen: „Sex! Hält fit, verbrennt ­Kalorien und macht gute Laune." Und fügt augenzwinkernd hinzu: „Wer das nicht haben kann, geht halt ins Fitnessstudio."

Ihren Namen mögen viele noch nicht gehört haben, ihren größten Ohrwurm sehr wohl: „When Will I See You Again". Von 1966 bis 1986 gehörte Sheila ­Ferguson dem Soul-Trio The Three Degrees an, ihr Hit läuft noch heute die Radiostationen rauf und runter. Zu den Fans der drei singenden US-Grazien gehörte auch Prinz Charles, der die Band 1978 anlässlich seines 30. Geburtstags zu einem Auftritt in den Buckingham Palace einlud. Ferguson hatte es ihm besonders angetan: „Er war ein bisschen in mich verknallt", kichert sie in Erinnerung an ihr erstes Treffen. Noch heute hat sie ­privaten Kontakt mit dem ­britischen Thronfolger. Als er sie 2009 zur Botschafterin seiner gemeinnützigen Stiftung machte, „musste er erst Camilla um Erlaubnis fragen", grinst Ferguson.

Die Frau mit der Lockenmähne zog vor sechs Jahren nach Mallorca. Zuvor lebte sie 30 Jahre lang in England, war mit einem Briten verheiratet. Nach der Scheidung machte sie mit einer Freundin hier Urlaub und verliebte sich so heftig in die Insel, dass sie umgehend ihr Haus in England verkaufte und nach Palmanova zog. „Die ersten zwei Jahre lebte ich praktisch nur aus Kartons, weil ich andauernd auf Tour war. Mittlerweile fühle ich mich aber richtig zu Hause". Neben Auftritten als Solo-Künstlerin war sie in den vergangenen Jahren auch in zahlreichen Musicals zu sehen. Für sie keine große Umstellung: „Wir hatten ja auch bei den Three Degrees immer sehr aufwendige Choreographien und haben viel getanzt."

Da passt es gut, dass sie ab dem 29. Juni unweit ihres Wohnorts Palmanova im Musical ­„Daddy Cool" die Rolle der Pearl, der Mutter des Hauptdarstellers ­Sunny, spielt. Viele der Songs stammen von der Band Boney M., die sich in den 70ern die Charts mit den Three Degress teilten. „Wir haben uns damals nur einmal getroffen: In der Kantine von ´Top of the Pops´ saßen wir bei einem Sandwich zusammen und bewunderten gegenseitig unsere Outfits."

„Daddy Cool" habe sie vor allem wegen des „starken Drehbuchs" überzeugt. Denn auch in der Rolle der alleinerziehenden Mutter finde sie sich wieder: Als sie 1986 bei den Three Degrees ausstieg, tat sie das vor allem ihren Zwillingstöchtern zuliebe. Bereut habe sie es nie, denn so konnte sie sich weiter entwickeln. Sie schrieb ein Kochbuch über Soulfood, die Südstaatenküche der Schwarzen in den USA, das heute ein Klassiker. Später hatte sie als erste schwarze Frau eine eigene Sitcom im britischen Fernsehen („Land of Hope and Gloria").

„Mach mich ja nicht altbacken!" hat sie der Kostümbildnerin der Show auf den Weg gegeben. Wobei die Herausforderung darin besteht, nicht als Sheila ­Ferguson auf der Bühne zu stehen und zu singen, sondern als Pearl. Und auch fluchen darf sie in dieser Rolle nicht: „Ich mag Pearls Charakter. Sie ist eigentlich wie ich, nur netter". Mit den deutschen Produzenten Hans-Thomas Bender und Michael Stark versteht sie sich bestens. „Ich finde es gut, wenn die Leute direkt sind, und das sind die Deutschen auf jeden Fall. Das spart viel Zeit."

Der einzige Nachteil ihres ersten Jobs auf Mallorca: Mit der fast uneingeschränkten ­Anonymität, die sie auf der Insel bisher sehr genossen hat, könnte es dann vorbei sein. Aber auch da gibt es bekanntlich Lösungen: „Mit einer Baseball-Kappe und ungeschminkt erkennt mich im Eroski trotzdem niemand."

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 14. Juni (Nummer 632) lesen Sie außerdem:

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