Galeristin Mercedes Estarellas hat einen neuen Raum – und plant mit deutschen Mäzenen den zweiten Kunstpreis auf Mallorca

Kaplan Projects hat sich vergrößert und einen zweiten Raum in Palma eröffnet. Die Galeristin Mercedes Estarellas organisiert derzeit außerdem die neue Ausgabe des Mallorca International Art Award

Freut sich, endlich Platz für großformatige Bilder zu haben: Mercedes Estarellas in der neuen Galerie.

Freut sich, endlich Platz für großformatige Bilder zu haben: Mercedes Estarellas in der neuen Galerie. / Nele Bendgens

Brigitte Rohm

Das zärtliche Hadern, mit dem Mercedes Estarellas über ihre Galerie Kaplan Projects spricht, erinnert daran, was wohl manch junger Erwachsener beim Gedanken an das Elternhaus fühlt. „Der Raum ist nicht klein, aber… seltsam. Und nicht sehr praktisch“, sagt die Mallorquinerin. 2019 ließ sie sich in dem verwinkelten Haus in der Costa de Santa Creu nieder, die eine Schnittstelle zwischen Palmas Galerienmeile Carrer de Sant Feliu und der Plaça de la Porta de Santa Catalina bildet. „Das Gebäude ist eigentlich viel zu sehr selbst ein Kunstwerk, um noch Kunst hineinzustellen“, gesteht sich Estarellas lachend ein.

Und doch will sie den durchaus charmanten Raum, wo alles begann, auf jeden Fall behalten: „Er ist die Seele der Galerie“, betont sie. Aber es wurde Zeit für einen neuen Schritt. Die Galeristin brauchte mehr Raum für ein funktionales Depot, in dem man sich gut bewegen und den Kunden mehr Kunstwerke zeigen kann. „Außerdem fordern die Künstler immer einen Raum, der mehr Richtung ‚White Cube‘ geht und wo sie selbst uneingeschränkte Hauptdarsteller sind“, erklärt Estarellas.

Die neue Galerie ist nur zehn Minuten entfernt

Nun hatte sie das Glück, einen großen, bezahlbaren Raum zu finden, der nur zehn Gehminuten entfernt ist. Er wurde am 2. März eingeweiht und kann aktuell nur mit Termin besucht werden, doch bald soll es auch dort feste Öffnungszeiten geben. In der neuen Kaplan Gallery, wo vor allem Einzelausstellungen gezeigt werden sollen, stehen der Galeristin ganz andere Dimensionen zur Verfügung, um auf 200 Quadratmetern neue Projekte umzusetzen: höhere Decken, urbanes Industrieflair und vor allem Wände mit viel Raum für großformatige Kunstwerke. „Endlich habe ich Platz, um dieses Bild hier aufzuhängen“, sagt sie, sichtbar glücklich, über ein drei mal zwei Meter großes Ölgemälde des baskischen Künstlers Kepa Garraza (Bilbao, 1979).

„Er gehört in seiner Generation zu den Top-Künstlern aus Spanien, deshalb bin ich sehr glücklich darüber, das Programm im neuen Raum mit ihm zu beginnen“, sagt Estarellas. Der Baske ist für hyperrealistische Malerei mit einem ironischen Touch bekannt. Zuletzt beschäftigte er sich mit Denkmälern, der Bedeutung monumentaler Skulpturen und ihrer Nutzung zu propagandistischen Zwecken.

Ausstellung von Kepa Garraza

Seine Gemälde in der Startausstellung „Nuevos Monumentalismos“ sind gewissermaßen Studien für Denkmäler aus Gold, Bronze oder Marmor, die es niemals geben wird. Seine Protagonisten, die er in den parodistisch gemeinten Bildern auf real existierenden Gebäuden oder auch vor schwarzem Hintergrund platziert, sind keine Könige oder Diktatoren, sondern vermummte Demonstranten mit Molotowcocktails oder Baseballschlägern.

Werke von Kepa Garraza in der Kaplan Gallery.

Werke von Kepa Garraza in der Kaplan Gallery. / Juan David Cortés

Garraza erschafft somit eine Parallelwelt, in der die Porträts der Mächtigen durch „anonyme Helden“ ersetzt werden – die selbst vielleicht durch eine Revolution in diese Position gelangt sind und die dennoch, zumindest in Sachen Ästhetik, keine echte Alternative zu den klassischen Darstellungsformen und bekannten Posen hervorgebracht haben. Wen diese Thematik interessiert, dem sei auch die aktuelle Gruppenausstellung „Breaking the monument“ im Casal Solleric empfohlen.

Platz für ein Atelier und für Kulturevents

Ein weiterer Vorteil der neuen Galerie: Der hintere Teil bietet Platz, um in Zukunft ein Atelier einzurichten, in dem die Mitarbeiter ebenso werkeln können wie Künstler, die aus dem Ausland kommen und eine Zeit lang vor Ort arbeiten wollen. „Einen Platz zum Schlafen kann man immer organisieren, aber ein Atelier ist nicht so leicht aufzutreiben“, sagt Estarellas. Besser also, man hat es in den eigenen vier Wänden. Momentan nutzt die Galeristin diese Fläche noch, um zusätzlich zur Ausstellung eine kleine Auswahl an Werken anderer Künstler zu präsentieren, darunter Arbeiten von Olimpia Velasco oder Alba Suau.

Und noch ein Plus: Der Raum eignet sich auch für Events wie Vorträge, von denen schon bald der erste stattfinden wird. „Ich möchte, dass das hier nicht nur eine Galerie, sondern ein Zentrum der Kreativität wird“, erklärt die Mallorquinerin, die auch als Kulturförderin bekannt ist. So rief sie gemeinsam mit der deutschen Designagentur Appel Nowitzki und dem Sammlerkollektiv Club Art 15 mit dem Frankfurter Kunstsammler Paul Jörg Feldhoff 2022 den Mallorca International Art Award (MIAA) ins Leben – mit dem Ziel, Künstler zu fördern, die auf der Insel leben oder die eine enge Verbindung zu ihrer Kulturszene haben.

Neues vom Mallorca International Art Award

Auch hier tut sich nach einem Jahr Pause wieder etwas: „Wir werden jetzt in Kürze die neue Ausschreibung veröffentlichen“, sagt Estarellas. Die erste Edition sei gut gelaufen, dennoch habe sie einige Punkte überdenken wollen. Der wichtigste: Sie hofft auf institutionelle Unterstützung. Denn die Finanzierung des ersten Preises war allein durch das Engagement der deutschen Mäzene möglich. Auch soll eine neue Website in diesen Tagen online gehen.

Was das Konzept betrifft, gibt es ebenfalls Änderungen: Die Kategorien für Künstler in der Mitte ihrer Laufbahn und für unter 35-Jährige fallen weg. „Die Unterteilung nach Alter mochte ich noch nie“, so die Galeristin. Stattdessen soll es eine mit 12.500 Euro dotierte Auszeichnung geben, die mit einem konkreten, in sechs Monaten umzusetzenden Projekt verbunden ist. Der zweite, mit 6.000 Euro dotierte Preis ist für den Kauf eines Werks vorgesehen. Bewerben kann sich also jeder auf beide Preise, und das unabhängig vom Alter.

Kaplan Gallery

Kepa Garraza, „Nuevos Monumentalismos“, bis Ende April, neuer Raum der Galerie, C/. Mateu Obrador, 8, Palma, Besuch derzeit nur mit Termin. 

Kaplan Projects

Nächste Vernissage im ersten Raum der Galerie: Yanelis Mora, „Super-objetivos“ 16.3., 11.30 Uhr, Costa de Santa Creu, 10a, Palma, Mo.-Sa. 10-20 Uhr.

Der Kunstpreis MIAA

Sobald die neue Website mia-awards.com online ist, finden Sie dort alle Informationen rund um den Mallorca International Art Award. Ende Oktober soll dann die zweite Preisverleihung stattfinden, dieses Mal voraussichtlich im Kulturzentrum La Misericòrdia in Palma. 

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