Carlos Alberto Schmidt ist guter Dinge. Der aus Argentinien stammende Architekt, der Ende der 90er den Themenpark „Tierra Santa" („Heiliges Land") in Buenos Aires ersonnen hatte, sieht jetzt - mit der konservativen Volkspartei an der Macht - größere Chancen denn je, seinen Traum zu verwirklichen. Er will auch auf der Insel einen Bibelpark errichten. Nur soll der mit mehr als 20 Hektar viermal größer werden als der am Río de la Plata.

Vorbei seien die Zeiten des Darbens. Die Zeiten, als Mitglieder der im Mai 2011 abgewählten linksgerichteten Vorgänger-Regierung bei Treffen „gelangweilt auf die Uhr schauten", wie Schmidt sagt. Heute empfange ihn Tourismus­minister Carlos Delgado mit offenen Armen. Und auch Mallorcas Inselratschefin Maria Salom.

Nachdem sich ein potenzielles Grundstück bei Capdepera im Nordosten als unbrauchbarer Müllablageplatz entpuppt hatte und es mit einem Gelände bei Ses Salines rechtliche Probleme gab, ruht Schmidts Blick jetzt auf der Gegend um Inca. „Dort will Bürgermeister Rafel Torres dafür sorgen, dass wir im Juli 2013 mit dem Bau beginnen können", freut sich der gebürtige porteño, der seit zehn Jahren in Palma ein Architekturbüro unterhält und seit über fünf Jahren mit seinem Themenpark-Plan schwanger geht. Man habe die wirtschaftlichen Chancen prüfen lassen, und Mallorca sei in Spanien dafür der beste von sechs unter die Lupe genommenen Standorten. „Vor einem Monat reichten wir im Rathaus von Inca eine Machbarkeitsstudie und einen Plan ein", so Schmidt. Minister Delgado habe dem Bürgermeister bereits geschrieben, für wie wichtig er das Projekt halte. Die offizielle Präsentation solle dann im kommenden März folgen.

800 Menschen würden bei den Bauarbeiten in Lohn und Brot kommen, sagt Schmidt, und wenn alles glatt gehe, könne man „Tierra Santa" schon 14 Monate später eröffnen. „Am Ende schaffen wir 300 Jobs, die indirekten nicht mitgezählt."

Wer allerdings die benötigten etwa 30 Millionen Euro flüssig macht, die das Ganze kosten soll, will Schmidt nicht sagen. „Es sind Europäer, allerdings keine Spanier", gibt sich der Architekt kryptisch. „Den Themenpark in Buenos Aires hatten einst sieben Firmen gesponsert - darunter der Kaufhaus-Konzern Carrefour."

Ob alles so geschmiert über die Bühne gehen wird, wie Schmidt hofft, steht dahin: Während Incas Bürgermeister Torres für das Projekt ist, vorausgesetzt alle Jobs werden den Bürgern seiner Stadt vorbehalten, ist man bei Umweltschutzverbänden wie dem GOB und in der linksorientierten Lokal-Opposition mehr als skeptisch: „Das ist eine wunderschöne Gegend, wo das hingebaut werden soll", sagt Toni Rodríguez von der links-regionalistischen PSM. Man vermute hinter dem Vorhaben Immobilienspekulation, am Ende solle eine schnöde Wohnsiedlung in die Idylle gestampft werden. Margalida Ramis von der Umweltschutzvereinigung GOB sieht das ähnlich. „Ohnehin glauben wir nicht, dass dieses Projekt die örtliche Wirtschaft stärkt." Die Park-Gegner - die Sozialisten eingeschlossen - kamen jedenfalls jüngst überein, im Web heftig gegen Schmidts großen Traum zu holzen - bei Facebook und in Form eines Blogs.

Dabei soll doch alles so wunderbar werden, wie Schmidt sagt: „Schauspieler werden Bibel­szenen darstellen wie etwa den Prozess gegen Jesus Christus, zehn Minuten lang." Man denke auch hier und dort an sprechende oder singende Roboter mit Menschen­gesichtern. Das alles solle in diversen Miniatur­gebäuden, die in der Nähe eines künstlichen Sees zwischen Palmen stehen, vonstatten gehen. Die Häuser würden nicht aus Zement, sondern aus Fertigbauteilen fabriziert. Und so ganz christlich solle das Ganze nicht werden. „Wir bauen auch den islamischen Felsendom von Jerusalem nach." Und in einem weiteren Gebäude - man sei nicht engstirnig und habe einen erzieherischen Anspruch - werde man die Entstehung des Lebens aus wissenschaftlicher Sicht darstellen. Mit Hologrammen und elektronischen Apparaten, damit sich die Kinder vergnügen.

„Die Vertreter der Religionen auf den Balearen - Christentum, Judentum und Islam - sind voll des Lobes", sagt der Architekt. Sogar von fast ganz höchster Stelle, dem Vatikan in Rom, habe er ein Schreiben bekommen, in welchem das Park-Vorhaben für moralisch okay befunden werde.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 18. Oktober (Nummer 650) lesen Sie außerdem:

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