In Zeiten stark anziehender Mietpreise und rasch voranschreitender Gentrifizierung geht es wild zu auf dem Wohnungsmarkt in Palma de Mallorca. Das zeigt ein Beispiel der Familie Alacrón, die sich nach eigener Aussage gegen den Druck eines Anlegerfonds wehren muss, um ein Dach über dem Kopf zu haben.

Yoselin Alarcón wohnt alleinerziehend mit ihren drei Kindern in Palmas Stadtviertel Son Gotleu. Doch das Gebäude wurde von einem Investmentfonds gekauft, der sie nun - mit Zuckerbrot und Peitsche - vor die Tür setzen möchte. Bis zu 2.000 Euro habe man der Familie für ihren Auszug angeboten. Aber Alarcón will standhaft bleiben: "Diesem Druck nachzugeben hieße auf der Straße zu landen", sagt sie im Interview mit der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca".

Alacrón hat die rauen Mittel auf dem Wohnungsmarkt schon mehrfach am eigenen Leib zu spüren bekommen. Ihre vorige Unterkunft musste sie wegen Zwangsräumung verlassen und sei dabei betrogen worden. "Wegen einer Schuld von wenigen Euro mussten wir plötzlich ausziehen. Der Vermieter hatte uns mündlich eine niedrigere Monatsmiete von 400 statt 450 Euro zugesagt, bis Yoselin Arbeit findet", erklärt Leonardo Alamillo, der inzwischen getrennte Lebenspartner von Alarcón. "Nach einigen Monaten zeigte er uns wegen Mietschulden an und wir wurden rausgeschmissen."

Abermals sei die Familie an Betrüger geraten. Ein Paar hätte ihnen eine Wohnung zur Zwischenmiete angeboten. "Aber sie haben uns betrogen. Sie sagten uns, die Wohnung sei ihre und dass sie für längere Zeit wegmüssten und wir zur Miete einziehen könnten. Wir gaben ihnen 800 Euro für die Mietsicherheit und erste Monatsmiete." Später stellte sich heraus, dass es sich bei dem Paar um illegale Hausbesetzer gehandelt hatte. Das Geld war weg und es begannen die Verhandlungen mit dem wirklichen Eigentümer, einer Bank.

Dafür blieb wenig Zeit. Das Gebäude wurde im September, samt Mietern, an einen Investmentfonds verkauft, der anscheinen andere Pläne mit der Immobilie hat. "Wenn schon jetzt solche Dinge passieren, was geschieht dann erst, wenn das neue Gesetz für Zwangsräumung wegen Hausbesetzung in Kraft tritt", fragt der Rechtsberater der Familie, der ihnen von einer Plattform gegen Zwangsräumungen gestellt wird. /tg