Schwimmerin Melanie Costa aus Palma hatte bei den Olympischen Spielen in London Pech. Zweimal wurde sie Neunte in den Vorläufen und verpasste so jeweils haarscharf das Finale der besten Acht. Im ersten Wettkampf nach Olympia ist Costa am Wochenende im Schwimmbad Son Hugo an Palmas Ringautobahn zu sehen. Dort steigen von Freitag (30.11.) bis Sonntag (2.12.) die spanischen Winter-Meisterschaften auf der 25-Meter-Bahn.

Nicht dabei sein wird die erfolgreichste spanische Schwimmerin in London, Mireia Belmonte. Sie hat sich nach ihren zwei Silber-­Medaillen mit ihrem Club CN Sabadell überworfen. Ihr Vertrag wurde nicht verlängert. Und wer nicht Mitglied eines Vereins ist, darf in Spanien auch nicht an Meisterschaften teilnehmen. So sehen es die Statuten vor. In Spanien bestreiten die meisten Elite-Schwimmer ihren Lebensunterhalt vor allem aus dem Gehalt, das ihr Club ihnen zahlt. Das reiche meist gerade so, sagt der Pressesprecher des spanischen Schwimmverbandes, Rodrigo Gil.

Belmonte hatte für Aufsehen gesorgt, als sie sich über ihr Gehalt beklagte und eine leichte Erhöhung auf 2.200 Euro im Monat einforderte. „Sie ist eine Ausnahme. Bisher hat noch nie ein Schwimmer von seinem Verein ein so hohes Gehalt bezahlt bekommen", sagt Gil. Die anderen Olympia-Schwimmer müssen sich mit Sponsoring-Verträgen über Wasser halten. Wer richtig Geld verdienen will, sei im Schwimmsport schlecht aufgehoben.

Diese Situation ist auf Deutschland übertragbar. Bundestrainer Markus Buck berichtet, dass Spitzen­schwimmer in Deutschland - mit Ausnahme der Stars Paul ­Biedermann und Britta Steffen - oft Schwierigkeiten haben, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Alle müssten nebenher studieren oder eine Berufsausbildung absolvieren. Biedermann und Steffen verdienten dank Werbeverträgen mit großen Sponsoren deutlich besser, könnten nach ihrer Karriere aber trotzdem nicht vom Ersparten leben.

Im Unterschied zu Spanien werden in Deutschland die Schwimmer nicht von Clubs bezahlt. „Solche Beträge können sich die Vereine überhaupt nicht leisten. Die Mitgliedsbeiträge sind in Deutschland deutlich niedriger als in Spanien", erklärt der Bundestrainer. In Deutschland regelt die Vergütung zumeist die Sporthilfe. Sie zahlt ein monatliches Taschengeld. Sobald ein Schwimmer durch Werbe­verträge oder Preisgelder über 1.500 Euro im Monat kommt, wird die Sporthilfe eingestellt. Übrigens verspricht nicht einmal eine Goldmedaille bei Olympia schnellen Reichtum. Sie ist gerade mal mit 15.000 US-Dollar dotiert, wobei der Betrag noch versteuert werden muss.

Mit großen Schwimm-Nationen wie den USA, Australien, China oder Frankreich werden es Deutschland und Spanien in den kommenden Jahren nicht aufnehmen können, so viel unterschreiben Gil und Buck schon heute. Obwohl die sportliche Infrastruktur in beiden Ländern vorhanden ist, krankt es in Deutschland vor allem daran, dass es zu wenige Spitzen-Trainer gibt, während in Spanien die Talente noch zu unsystematisch gesichtet werden. Abhilfe würde da nur mehr Geld schaffen. Aber dazu müsste der Schwimmsport in beiden Ländern aus seiner Nische herauskommen, sagen Gil und Buck einstimmig.

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