Trockene Kehle und knurrender Magen beim Flug nach Mallorca: Bei Ryanair und Easyjet stehen günstige Ticketpreise seit jeher spartanischem Service und Zusatzgebühren für Annehmlichkeiten gegenüber. Ihr wirtschaftlicher Erfolg bringt nun zunehmend auch andere Airlines in Zugzwang: Ab November schafft die seit Jahren defizitäre Air Berlin kostenlose Snacks und Getränke auf Kurz- und Mittelstrecken ab.

Der Trend ist insbesondere bei Billigflügen im innereuropäischen Flugverkehr deutlich: Das Komplettpaket mit Gepäck und Verpflegung gehört bei vielen Airlines der Vergangenheit an. Meist preisen die Unternehmen das unter dem Motto an, dass Reisende nur die Services zahlen, die sie tatsächlich in Anspruch nehmen möchten. De facto fungieren Gepäckgebühren und optionale Verpflegung an Bord jedoch als Einnahmequelle: 2014 stiegen die Einnahmen aus Zusatzgebühren um satte 21 Prozent auf den Rekordwert von 38,1 Milliarden US-Dollar, also rund 34 Milliarden Euro, so eine Studie unter 63 Airlines des Beratungsunternehmens Ideaworkscompany.

Selbst Traditionslinien wie die Lufthansa haben inzwischen Tarife ohne Freigepäck eingeführt. Im Gegensatz zu anderen Linien ist bei der "Economy Light" die Verpflegung jedoch weiterhin im Preis inbegriffen. "Bei der Lufthansa werden die Flugbegleiter auch in Zukunft nicht den Geldbeutel zücken", sagt ein Sprecher auf Anfrage der MZ. Der Wermutstropfen: Deutschlands größte Airline fliegt nur noch von ihren Hauptdrehkreuzen in Frankfurt und München nach Mallorca.

Alle anderen Verbindungen zwischen Deutschland und der Insel bedient inzwischen die Konzerntochter Germanwings. Die wiederum unterscheidet - ähnlich wie künftig Air Berlin - nach Ticketkategorie: Wer den günstigsten Basic-Tarif gebucht hat, zahlt für Getränke und Speisen an Bord. Für Passagiere im Smart- und Best-Tarif ist die Verpflegung im Preis inbegriffen, allerdings mit Abstufungen: Während es für die günstigeren Smart-Tickets lediglich einen herzhaften Snack, eine kleine Flasche stilles Wasser sowie auf Wunsch ein weiteres Getränk gibt, speisen Reisende im Best-Tarif à la carte und wählen ihre Getränke frei.

Tuifly fliegt seit dem vergangenen Sommer ebenfalls mit einem neuen, zweistufigen Tarifmodell. Ähnlich wie bei Air Berlin und Germanwings gilt auch hier: Bei Billigtickets (Pure-Tarif) sind weder Freigepäck noch die Verpflegung an Bord nicht im Preis inbegriffen, im Perfect-Tarif dürfen Reisende einen Koffer à 20 Kilogramm aufgeben und erhalten an Bord einen Snack und ein alkoholfreies Getränk. Wurde der Flug mitsamt Hotel über einen Reiseveranstalter gebucht, der Verpflegungsumfang an Bord vom jeweiligen Anbieter ab.

Bei Condor sind auf Kurz- und Mittelstreckenflügen, zu denen auch die Balearen-Strecken zählen, immerhin Wasser, Kaffee, Tee und ein kleiner Happs wie Kekse gratis. Alles andere kostet extra. Menüs können Passagiere auch vor dem Flug online bestellen, die Speisekarte ist ebenfalls über die Website verfügbar. /jw