Auf der Fahrt nach Sant Joan de la Font Santa bietet sich noch ein Bild wirtschaftlicher Tristesse: In Campos warten zahllose fertige und halb fertige Apartmentblocks weiterhin auf Käufer. Nach der Abfahrt kurz vor Colònia de Sant Jordi an der Südküste von Mallorca ist von Krise dagegen nichts mehr zu spüren: Weithin tönt der Baulärm, Dutzende Bauarbeiter werkeln zwischen den historischen Mauern von Mallorcas einzigem Heilbad.

Der Zeitplan ist eng: Schon im April soll das frühere Zwei-Sterne-Hotel wiedereröffnen – dann allerdings als Vier-Sterne-Haus. Das Projekt ist eine Art Vorreiter der derzeitigen Investitionsoffensive in Mallorcas Tourismussektor, unterscheidet sich aber grundlegend von anderen Projekten. Zum einen wird nichts neu gebaut, vielmehr erhalten die historischen Gebäude ein neues Innenleben. Zum anderen stehen hinter dem Projekt keine ausländischen Investoren, sondern eine alteingesessene mallorquinische Familie.

Eigentümerin Bel Oliver schaut an diesem Montag (9.1.) mit ihrem Mann Francesc Morell auf der Baustelle vorbei, die beiden sind sichtlich angetan. Während die historische Fassade erhalten bleibt, ist im Innern nichts wiederzuerkennen. Tomeu Tortella, Manager der Verwaltungsgesellschaft Torre Canyamel, und Vermarktungschef Luis Seminario schwärmen vom künftigen Angebot, das Mallorcas einziges Heilbad mit einem luxuriösen Spa-Betrieb verbinden soll: Suiten mit Blick auf die Salzberge von Ses Salines, Spa-Anwendungen mit Mandel- und Olivenöl, Peeling mit Sand vom nahe gelegenen Naturstrand Es Trenc – die Planer setzen auf Exklusivität und Originalität.

Dafür sorgt die einzige natürliche Thermalquelle auf den Balearen, die auch schon den Römern bekannt war. Das mit Mineralien angereicherte Wasser – 25,34 Gramm pro Liter – sprudelt hinter dem Hotel mit einer beständigen Temperatur von 38 Grad aus dem Boden und wird seit 1869 öffentlich genutzt. Die individuellen Badekabinen bescherten dem Heilbad den Namen los baños. Im neuen Luxushotel soll das Quellwasser dann auch im Schwimmbad, im Jacuzzi oder in der Wasserguss-Dusche zum Einsatz kommen.

Für die Eigentümer ist es ein Weg aus der Rentabilitätsfalle. Als kleines Hotel sei es unmöglich, über den Preis im Wettbewerb zu bestehen, so Tortella. Deswegen war im vergangenen Jahr Schluss, erstmals blieb das Hotel zum Sommer ohne Gäste. Das Genehmigungsverfahren erwies sich wegen der historischen Bausubstanz und der Nähe zum Naturschutzgebietes von Es Trenc als kompliziert. Doch da kein Neubau geplant gewesen sei, hätten die Behörden erfreulich schnell gehandelt: Der Antrag von Dezember 2010 sei im September 2011 genehmigt gewesen.

Die Gemeinde Campos hofft auf wirtschaftliche Impulse: Das neue Hotel soll nicht nur für 30 direkte Jobs sorgen, sondern auch in der Nebensaison öffnen. Das war früher schon allein deswegen nicht möglich, weil es keine Heizung gab. Die Preise steigen von im Schnitt 40 bis 50 Euro pro Nacht mit Frühstück auf 165 bis 700 Euro – je nach Zimmer und Saison. Die überwiegende Mehrheit der Gäste seien Deutsche, so Seminario, sie wüssten die Heilbad-Tradition besonders zu schätzen.

Über die Investitionssumme wird diplomatisch geschwiegen, Sanierung und Modernisierung sind aber auf den ersten Blick eine teure Angelegenheit. „Es wäre billiger gewesen, das Gebäude einfach abzureißen", sagt Tortella. So bleiben historische Elemente erhalten, etwa im Nebengebäude Ses Terceres, das nach den früheren Dritte-Klasse-Gästen benannt ist. Es stand lange Zeit leer, nun wird es Restaurant und Café beherbergen. Im Hauptgebäude entsteht so mehr Platz für zusätzliche Zimmer, ihre Zahl steigt von 19 auf 25. Ein weiteres Nebengebäude, wo früher ein Hospital untergebracht war, bietet zudem die Option für eine zusätzliche Erweiterung um neun Zimmer – auch sie ist bereits genehmigt.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 12. Januar (Nummer 610) lesen Sie außerdem:

- Der Prozess gegen den Ex-Balearen-Premier Matas

- Die Grundsteuer-Falle: Hebesätze werden erhöht

- Auch ein Opfer der Haushalts-Krise: Schwulen-Vereinigung Ben Amics

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