Wenn Jaume Carot eines nicht will, dann in eine Schublade gesteckt zu werden. Erst recht nicht, wenn diese mit dem Etikett „Kontinuität" beschriftet ist. Der 61-Jährige gewann Ende vergangener Woche die Wahl um den Posten des Rektor-Amts an der Balearen-Uni. Mehr als ein Jahr lang hatte sich der Physiker intensiv auf diesen Aufstieg vorbereitet - und sich in den vergangenen Wochen wiederholt gegen den Vorwurf gewehrt, er werde ohnehin nur das fortsetzen, was seine Vorgänger in den vergangenen Jahren begonnen haben.

Gänzlich haltlos ist diese Behauptung nicht. Schließlich war Carot von 2013 an sechs Jahre lang zweiter Mann unter den Rektoren Montserrat Casas und Llorenç Huguet. 2019 trat Carot dann zurück - auch, um sich auf eine eigene Kandidatur für die Leitung der Uni vorbereiten zu können, wie Carot selbst sagt. Trotz der langen Einstimmungsphase: Carot blieb in den vergangenen Wochen recht unkonkret. Sowohl was die Kritik an seinen Vorgängern angeht, als auch bei der Frage, was er denn nun genau besser oder anders machen möchte. „An der UIB kann man keine Revolution starten, wohl aber einen Kurswechsel", betonte er vor der Wahl im Interview mit MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca". Und wie soll der aussehen? Mehr Geld von der Landesregierung, mehr Digitalisierung, „bessere Stellung" in Europa. Mehr Anbindungen an den öffentlichen Nahverkehr. Und mehr Mitspracherecht für die Studierenden. Neu klingt anders.

Kein Wunder, dass sich ein Großteil der Studis bei einem Ortsbesuch des „Diario de Mallorca" desinteressiert oder zumindest uninformiert über die Wahlen zeigte. Die meisten der befragten Studierenden hatten nicht einmal die Namen der beiden Kandidaten fürs Rektoramt im Kopf.

Noch so ein Punkt, in dem Carot und seine letztlich unterlegene Konkurrentin Carmen Orte etwas gemein haben. Zwar gab sich die Pädagogikprofessorin im Wahlkampf als die Leidenschaftliche, die gerade wegen ihrer Unerfahrenheit in Führungsebenen der Uni durch einen „frischen Blick" triumphieren wollte. Doch letztlich unterscheiden sich die zentralen Punkte ihres Wahlprogramms nur wenig von denen Carots. Beide wollen die Bedeutung der UIB ausbauen - wissenschaftlich, aber auch, was das Prestige nach außen hin angeht. Beide wollen die Transparenz vergrößern und die Bürokratie auf dem Campus verringern. Nicht zu vergessen die Chancengleichheit, die sowohl Orte als auch Carot Studierenden versprachen.

Letztlich fiel das Ergebnis trotz der konturlos wirkenden Kandidaten erstaunlich klar aus: Jaume Carot bekam 63,5 Prozent der Stimmen und erlangte damit bereits im ersten Wahlgang die erforderliche absolute Mehrheit. „Das ist der deutlichste Sieg in der Geschichte der UIB", so Carot. Die Stimmen der Professoren-Kollegen hatten bei der Rektor-Wahl mehr Gewicht als die der Studierenden und anderen Uni-Angestellten. Die niedrige Wahlbeteiligung von 28 Prozent (unter den Studierenden 18 Prozent) tat Carots Freude über den Sieg keinen Abbruch. Schließlich war man in anderen Jahren sogar noch geringere Beteiligung gewohnt. Vorgänger Huguet hielt es so 16 Jahre lang im Amt. Dass nun mehr Studierende ihr Wahlrecht wahrnahmen, dürfte auch daran liegen, dass die Stimmen erstmals elektronisch abgegeben wurden.

Carots erste Amtshandlung: Die Gründung eines neuen Transparenz- und Teilhabe-Ausschusses. „Ich strebe in den kommenden vier Jahren so viel Transparenz an, wie es sie hier bisher nie gegeben hat."