Von Thomas Zapp

Sie leben auf Mallorca, ist das nicht schwierig als Schauspieler?

Nein, das war es vielleicht mal, aber heute kann ich mir die Zeit ganz gut einteilen.

Erinnern Sie sich an Ihre erste Begegnung mit der Insel?

Vor 30 Jahren hat mich ein Freund spontan für vier Tage auf eine mallorquinische Hochzeit mitgenommen. Ich wollte erst gar nicht, bin dann aber doch mitgekommen. Auf der Hochzeit steckte mir die Braut eine Perle ans Revers. Das bedeutete, dass ich der nächste sein würde, der heiraten wird.

Hat es funktioniert?

Und ob. Am nächsten Tag fuhren wir nach Can Picafort, in das Restaurant Rojo Vivo. Dort lernte ich die Mallorquinerin Maria Antonia kennen, meine spätere Frau.

Wie haben Sie sich damals verständigt?

Ich konnte Spanisch. Ich bin in Brasilien aufgewachsen, habe vier Jahre in der Provinz Sao Paulo gelebt. Ich sprach also Portugiesisch und das Umschalten auf Spanisch fiel mir nicht schwer.

Haben Sie auch brasilianische Wurzeln?

Nein, ich entstamme einer Hamburger Familie, die 1917 nach Brasilien ausgewandert ist.

Wo liegt für Sie Ihre Heimat?

Das ist tatsächlich schwer zu sagen. Ich bin in Hamburg und im Ruhrgebiet zur Schauspielschule gegangen, hatte dann Engagements an Theatern in Frankfurt, Bonn und München. Bis heute bin ich in München gemeldet, das ist derzeit einfacher wegen Rente und Steuern. Im Grunde genommen habe ich keine Heimat, wenn überhaupt, dann vielleicht Hamburg.

Und auf Mallorca haben Sie kein Heimweh?

Nein, das kenne ich hier nicht. Ich bin mit meiner Familie 1987 hier hingezogen, hier verbringe ich meine Zeit, wenn ich nicht arbeite. Irgendwann habe ich mir überlegt, wo ich sterben möchte und bin dann auf Mallorca gekommen.

Denken Sie in Ihrem Alter schon ans Sterben?

Das kommt ganz automatisch, das ist ein Gefühl, das unwillkürlich hochkommt. Ich habe mir dann überlegt, dass ich gerne eingeäschert werden würde. Meine Asche soll dann in der Bucht von Alcúdia ins Meer gestreut werden. In der Nähe, in Son Serra, haben wir unser Ausweichquartier. Eine sehr schöne Ecke, da entspanne ich mich am liebsten beim Fischen.

Haben Sie denn hier Ihre Ruhe oder werden Sie häufig erkannt?

Ab und zu auf dem Flughafen oder im Hotel. Aber in unserem Wohnort Selva erkennt mich niemand, die wissen halt nur, dass ich Schauspieler bin.

Wenn man Sie anspricht, dann wahrscheinlich auf eine bestimmte Rolle ?

Sie spielen auf die Schwarzwaldklinik an (Holger Petzold spielte den Dr. Rens, d.Red.). Ja, das war natürlich ein Riesenerfolg. Aber ich habe auch bei ?Der Alte´ und ?Derrick´ mitgespielt, allein in den beiden Serien in etwa 40 verschiedenen Rollen. Kommenden Sonntag wird wieder eine Folge mit mir auf 3 Sat wiederholt. Ich habe letztens mal versucht, anhand meiner Verträge die Anzahl meiner Fernsehrollen zu zählen, bei 130 habe ich aufgehört. Ich glaube, ich habe in allen Serien mitgespielt, die es damals gab, von ?Polizeifunk 110´ über ?Wanninger´ bis ?Die Journalistin´.

Wie kam es, dass Sie so häufig gebucht wurden, haben Sie einen bestimmten Typ verkörpert?

Im Gegenteil, ich war ja nicht festgelegt, stand im Fernsehen schon auf beiden Seiten des Gesetzes, als Polizist, verdeckter Drogenfahnder, drogenabhängiger Trompeter. Produzent Helmut Ringelmann hatte immer wieder neue Rollen für mich.

Ihre Lieblingskollegen?

Horst Tappert (?Derrick´), Siegfried Lowitz und Rolf Schimpf (?Der Alte´) waren alles sehr gute Schauspieler, das hat viel Spaß mit ihnen gemacht.

Welche Serie würde Sie heute noch einmal reizen?

Ehrlich gesagt, kriege ich überhaupt nichts mehr mit. Auf Mallorca fängt das Leben erst um 22 Uhr an, dann sind die ganzen Serien schon gelaufen. Und wenn ich mal was sehe, interessiert mich das, ehrlich gesagt, nicht. Dann bevorzuge ich das Landleben, gehe lieber zum Fischen oder suche Pilze.