Von Andreas John

ýDas extravagante Anwesen" sei, so heißt es im Verkaufsprospekt weiter, ýein pures Vergnügen". Das war nicht immer so. Oder anders gesagt: Eigentlich hat Becker seit dem Kauf vor neun Jahren nichts als Ärger mit Son Coll gehabt. Zwar gab die Gemeinde Artà noch 1998 dem Antrag auf Erweiterung der Wohnfläche statt, doch bereits im Juli 2000 stoppte Mallorcas Bauaufsichtsbehörde die Arbeiten. Grund: Mit 997 Quadratmetern war die vorgesehene Wohnfläche fast doppelt so groß wie erlaubt. Was folgte, war ein jahrelanger Rechtsstreit um die Anbauten. ýMallorca ist wohl der einzige Ort auf der Welt, wo es von Nachteil ist, ein Prominenter zu sein", erklärte Becker 2002 genervt in einem Zeitungsinterview. Wenige Monate später rückten die Abrissmaschinen auf seiner Finca an und legten rund ein Drittel des Obergeschosses des Hauptgebäudes in Schutt und Asche. Zusätzlich verlangte die Gemeinde eine Geldstrafe in Höhe von 430.000 Euro wegen Verstoßes gegen die Bauverordnung. 2004 wurde der dreifache Wimbledon-Sieger zur Zahlung von mehr als 200.000 Euro verurteilt - ein Betrag, der 50 Prozent des Wertes der vorschriftswidrigen Bauten entsprach.

Im August 2006 war es schließlich so weit. Mit einem Aufgebot an prominenten Gästen - unter anderen reisten Bundesverteidigungsminister Franz Jung, Schauspieler Uwe Ochsenknecht und Fußballtrainer Christoph Daum an - feierte Becker seinen glamourösen Einzug auf der Finca. Doch nur einen Tag später standen erneut Inspektoren des Baudezernats der Gemeinde auf seinem Anwesen. Sie stellten fest, dass der Deutsche im Vorfeld der Einweihungsparty zwei Pergolen überdacht, ein Basketballfeld angelegt und die Auffahrt zur Finca bepflastert hatte. Alles, ohne dafür eine Genehmigung im Rathaus zu beantragen. Nach nochmaliger Zahlung eines Strafgeldes wegen erneuter Überschreitung der Bauvorschriften von Artà legte die Gemeinde den Fall Becker Ende Januar dieses Jahres endgültig zu den Akten.

Und die Finca wurde zum Verkauf angeboten. Über den Verkaufspreis schweigt man sich bei Kühn & Partner aus. Die Zeitung ýEl Mundo" spricht unter Angaben anonymer Informationsquellen von 15 Millionen Euro. Das wären 14,5 Millionen Euro mehr als der Betrag, den Becker 1998 für das 265.000 Quadratmeter große Anwesen bezahlt haben soll.

Der ehemalige Tennisprofi tritt mit dem Verkauf seines Mallorca-Domizils in die Fußstapfen einer anderen berühmten deutschen Ex-Inselresidentin. Auch Claudia Schiffer hatte sich nach der Fertigstellung von ihrem Anwesen am Cap Andritxol bei Andratx getrennt - ebenfalls zum Mehrfachen des damaligen Kaufpreises. Und noch etwas verbindet die beiden Promis miteinander: So wie auch Becker in diesem Jahr hatte Schiffer bereits 2005 auf der Tourismusmesse ITB in Berlin als Messe-Patin für Mallorca geworben. Nur wenige Wochen danach wurde bekannt, dass ihr Haus zum Verkauf steht.