Mallorca Zeitung

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„Ich seh dir in die Augen, Kleines“ - Zwei Fotografen auf Mallorca fangen Ihre Blicke ein

Wie sieht die eigene Regenbogenhaut aus? In Palma können Sie Ihre Iriden ablichten lassen

Claudià Riupérez hat sich einen eigenen Kamerakasten gebastelt. Nele Bendgens

„Ich seh dir in die Augen, Kleines!“ So lautet eins der bekanntesten Zitate der Filmgeschichte. Der Schauspieler Humphrey Bogart sagt diesen Satz zu seiner Kollegin Ingrid Bergman in „Casablanca“ aus dem Jahr 1942, bevor das legendäre Liebespaar getrennte Wege geht. Auch Clàudia Ruipérez schaut jeden Tag Menschen in die Augen – durch eine Linse.

Ausgerechnet ein Fotoladen in Deutschland brachte Clàudia Ruipérez auf die Idee, sich auf Mallorca selbstständig zu machen. Vor fünf Jahren sah die Spanierin ein Geschäft in Berlin, in dem Menschen ihre Iris fotografieren lassen konnten. Damals studierte sie Jura. „Mich hat sofort fasziniert, wie einzigartig unsere Augen sind. Keine Iris gleicht einer anderen“, sagt sie, „ein Auge ist so individuell wie ein Fingerabdruck.“ Von ihren eigenen Iriden ließ sie damals Bilder machen – von diesem Moment an wollte sie mehr über die Kunst der Irisfotografie erfahren.

Goodbye Studium!

Im Internet bildete sich Clàudia Ruipérez autodidaktisch weiter, sie kaufte sich eine Kamera, schließlich mietete sie einen Laden in Palma, um dort Anfang dieses Jahres den ersten Laden für Irisfotografie auf der Insel zu eröffnen: „Eyedentity“. Juristin zu werden kam für sie nicht mehr infrage. Mieten seien recht hoch in der Altstadt von Palma, „dafür kommen hier viele Touristen vorbei“, sagt Ruipérez und zeigt stolz auf eine große Box, in der sich ein Objektiv verbirgt, umhüllt von schwarzem Stoff. „Dieser Kasten ist meine eigene Konstruktion“, erklärt sie, „ich habe die Einzelteile gekauft und ein spezielles Licht eingebaut.“

Vor allem braune Augen bergen Überraschungen. | FOTO: RUIPÉREZ

20 Sekunden still halten

Auf die Frage, ob dem menschlichen Auge beim Blitzlicht nichts passieren könne, lacht die 27-Jährige. Die kleine gelbliche Lampe sei nicht schädlich für die Augen. „Es blitzt nur kurz und auch nur in einer geringen Stärke, sodass man nicht geblendet wird“, sagt sie. Da manchmal mehrere Fotos in Folge gemacht werden, rät Ruipérez Epileptikern von Aufnahmen ab. Kinder ab drei Jahren können es versuchen, allerdings nur, wenn sie nicht zu zappelig werden: Der Kopf und das Auge müssen mindestens 20 Sekunden lang absolut still gehalten werden.

Die Iris, auch Regenbogenhaut genannt, ist ein durch Pigmente gefärbter ringförmiger Muskel im Zentrum des Auges. Sie ist der vorderste Teil der mittleren Augenhaut und schwimmt im Kammerwasser zwischen Hornhaut und Augenlinse. In dem Bereich der Lederhaut geht die Iris in den sogenannten Ziliar- oder Strahlenkörper über und ist dort angeheftet. Als bewegliche Trennwand grenzt sie die vordere und hintere Augenkammer voneinander ab. Ihr Durchmesser beträgt etwa 12 Millimeter, ihr innerer Rand bildet eine Öffnung, die Pupille genannt wird.

Mit Blicken Geschichten erzählen

Das Auge übt seit Anbeginn der Menschheit eine ungeheure Faszination aus. In der römischen Mythologie spielt die Göttin Lucina eine wichtige Rolle. Sie öffnet Neugeborenen die Augen und schenkt ihnen somit das Licht. Daher stammt auch die Redewendung „das Licht der Welt erblicken“. Im alten Ägypten war das sogenannte Horusauge Sinnbild des Himmels- und Lichtgottes Horus, eine Hieroglyphe in Augenform hat eine magische Bedeutung.

Clàudia Riupérez hat sich einen eigenen Kamerakasten gebastelt. Nele Bendgens

Auf die Idee, das Auge aus nächster Nähe zu fotografieren, kamen schon im Jahr 2012 die Gründer der heutigen Kette Iris Photo Art. Deren Inhaber entwarfen eine Kamera, mit der man in kurzer Zeit beeindruckend scharfe und detaillierte Bilder aufnehmen kann. Anfangs fotografierten die Mitarbeiter nur im Eventbereich, auf Märkten oder Kunstmessen. Inzwischen hat die Kette europaweit Filialen, eine davon auch im Carrer Colom in Palma. Die Preise sind bei Iris Photo Art etwas höher als bei Clàudia Ruipérez, verschiedene Fotosessions können auf der Website gebucht werden. Dort kann man auch die aktuellen Kosten dafür erfragen.

Verliebt in den Spiegel der Seele

Im Carrer Oms bei Clàudia Ruipérez kostet ein Foto im Format 13 x 18 cm 25 Euro, im Format DIN-A4 40 Euro. Hochzeitspaaren bietet Clàudia Ruipérez Collagen der Iriden von Braut und Bräutigam an, etwa für Einladungskarten, die sie auch typografisch gestaltet. Ein Beispiel zeigt ein Foto von einem blauen und einem braunen Auge, sie verschmelzen ineinander. „Braune Augen zu fotografieren macht am meisten Spaß“, sagt Clàudia Ruipérez, die selbst braune Augen hat, „weil es reizvoller ist, die Struktur offenzulegen.“ In blauen Augen sehe man helle Tupfer und Muster auch ohne Foto ganz gut, bei braunen Augen sei die Überraschung größer.

Für Humphrey Bogart und Ingrid Bergman gab es zwar kein Happy End auf der Leinwand, aber Liebende, so heißt es, schütten Glückshormone aus, wenn sie ihrem Partner in die Augen sehen. Nicht nur beim Filmdreh.

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