Mallorca Zeitung

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"Leicht, aber nicht seicht": Deutscher Hobbyautor thematisiert in Urlaubsroman auch die Schattenseiten Mallorcas

Mit „Die mallorquinische Herberge“ ist dem deutschen Hobbyautor Thomas Heckler ein lesenswerter Urlaubsroman gelungen. Dabei sind seine Figuren allesamt Hausbesetzer

Autor Thomas Heckler kennt die Insel schon seit vielen Jahren. Jutta Hasselmann

Die in diesem Frühling bislang überraschendste Mallorca-Neuerscheinung ist der im Selbstverlag erschienene Romanerstling eines Diplom-Psychologen: „Die mallorquinische Herberge“. Der gebürtige Franke Thomas Heckler definiert sein leichthändig geschriebenes und sorgfältig lektoriertes Buch als „klassischen Urlaubsroman“. Dabei drehen sich die darin verwobenen Erzählungen auch um die Schattenseiten der Insel: Den Rahmen der Handlung bietet eine Wohnanlage, die von Menschen besetzt ist, die wegen der angespannten Situation auf dem Wohnungsmarkt keine andere Bleibe finden.

Wie sind Sie auf dieses Thema gekommen?

Ich habe das Thema Hausbesetzungen auf Mallorca seit Längerem in der Presse verfolgt. Eines Tages habe ich dann selbst eine besetzte Wohnanlage gesehen und näher kennengelernt. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Personen, die dort wohnen, unterschiedlicher nicht sein könnten. Egal ob kleine Familie, Paare oder Einzelpersonen, tätig als Hotelpersonal oder Strandverkäufer. Viele der Leute, die dort wohnen, gehen einer ganz normalen Arbeit nach und leben dort ein „ganz normales Leben“. Diese Geschichten wollte ich erzählen. Ich habe auch miterlebt, wie die Nachbarn in der Umgebung mit dieser Situation umgegangen sind und wie die Hausbesetzung mit der Zeit immer mehr zur Normalität geworden ist. Auch diese Eindrücke wollte ich in den Roman mit aufnehmen.

Wie vertraut sind Sie mit Mallorca?

Ich bin seit 15 Jahren regelmäßig auf der Insel. Anfangs war ich einer dieser klassischen Rennradfahrer, die im Frühjahr und Herbst auf die Insel kommen. Seit sechs Jahren habe ich nun auch eine Wohnung im Osten der Insel und bin daher fünf bis sechs Mal im Jahr hier. Die Vielfältigkeit Mallorcas begeistert mich. Außerdem liebe ich die spanische Kultur und Sprache.

Wie viel Fiktion steckt in Ihrem Buch?

Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Figuren fiktiv. Die Geschichten, die der Roman erzählt, sind dann aber eine Mischung aus Fiktion und Wirklichkeit.

Sie haben die Hausbesetzer also selbst kennengelernt?

Ja, ich habe sie alle kennengelernt, sie aber so verfremdet, dass nicht auf eine bestimmte Person zu schließen ist.

Eine Ihrer zwölf Figuren ist ein Journalist, der darum kämpfen muss, die Hintergründe der Hausbesetzung aufzudecken. War das bei Ihnen auch so?

Nein, gar nicht. Ich habe deshalb auch bewusst ein fiktives besetztes Haus gewählt. Es ist ja schließlich erst einmal nur eine Urlaubslektüre. Und natürlich erwähne ich auch, dass hinter diesen Hausbesetzungen oft kriminelle Machenschafen stehen. Den Journalisten habe ich erfunden, um die Geschichten miteinander zu verbinden, aber auch um Spannung und ein wenig Mystery in den Roman zu bringen.

Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?

Ich habe für den privaten Gebrauch schon immer viel geschrieben und beruflich dann auch viele Fachartikel. Ich hatte dann einfach Lust darauf, auch mal einen Roman zu schreiben. Die Idee war da, und da es auch ein aktuelles und wichtiges Thema ist, habe ich mir gedacht: Ich probiere es einfach mal.

Planen Sie noch weitere Bücher?

Genau. Ich bin gerade dabei einen zweiten Roman zu schreiben. Er ist mit der Geschichte von „Die mallorquinische Herberge“ verbunden, wie die Leser des ersten Romans herausfinden werden.

Warum haben Sie sich für den Selbstverlag entschieden?

Jährlich kommen in Deutschland rund 80.000 neue Publikationen auf den Markt. Meine Lektorin hat mir signalisiert: Selbst bei einem guten Titel braucht man sehr viel Zeit und Geduld, um einen Verlag zu finden, der das Buch dann schließlich übernimmt. Würde ich es schaffen, den Roman bei einem Verlag zu platzieren, wäre eine Veröffentlichung vermutlich erst in 2026 möglich. Das war mir zu spät. Meiner Meinung nach ist das Thema so relevant und aktuell, dass es nicht noch zwei Jahre warten sollte, um auf den Markt zu kommen.

Inwieweit kommt Ihnen als Autor Ihr Beruf als Psychologe zugute?

Ich bin Psychologe, arbeite psychotherapeutisch und beschäftige mich mit den Sorgen, Ängsten und Problemen der Menschen. Das ist eine Expertise, die man dann auch in einen Roman einbringen kann.

Wie stellen Sie sich Ihre Leserinnen und Leser vor? An wen wenden Sie sich?

Angelegt ist „Die mallorquinische Herberge“ als klassischer Urlaubsroman. Also als Buch, das man auf dem Flug, am Strand oder am Pool lesen kann. Es ist leichte, aber keine „seichte“ Lektüre, und der Fokus liegt eher auf den positiven Charakteren und deren Geschichten und nicht auf dem angespannten Wohnungsmarkt auf Mallorca. Ich schreibe nicht mit erhobenem Zeigefinger oder auf zu politische Art und Weise. Es gibt in meinem Buch sogar ein Happy End! Trotzdem können die Leserinnen und Leser – natürlich auch die Residenten unter ihnen – etwas über die Menschen erfahren, die die Tourismusindustrie erst möglich machen. Denn für viele Urlauber sind diese Personen unsichtbar. Oftmals werden sie für ihre Arbeit zu wenig wertgeschätzt.

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