Mallorca Zeitung

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Mehr als nur ein Umzug: Mallorcas kuriose Karnevalstraditionen von damals und heute

Auch auf Mallorca hat der Karneval eine lange Tradition. Während man sich heute einfach nur verkleidet, war man früher noch ein wenig origineller unterwegs

Beerdigung der Sardine in Pòrtol. Pere Joan Oliver

Wenn am Sonntag (11.2.) um 17 Uhr auf der Rambla im Zentrum von Palma die diesjährige Ausgabe der „Rua“ beginnt, erwartet die Zuschauer ein Karnevalszug, der in seinem Grundsatz dem vieler anderer Städte entsprechen dürfte. Verkleidete Karnevalsgruppen und Wagen ziehen an der Flaniermeile am Teatre Principal und der Kultbar Alaska vorbei zur Plaça de les Tortugues und der Avinguda Jaume III. Zum Abschluss werden die originellsten Wagen und Kostüme prämiert.

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Sa Rua: Palmas großer Karnevalsumzug

Jahrhundertelange Tradition

Mit den Traditionen, die einst auf der Insel zelebriert wurden, hat der heutige, im Vergleich zu deutschen Gebräuchen eher unterkühlte Karneval wenig zu tun. Denn – ob man es glaubt oder nicht – die Insel blickt gerade in den Dörfern auf eine jahrhundertelange Karnevalstradition zurück. Gemeinhin wird die Jahreszeit als darrers dies bezeichnet – die letzten Tage, in Anspielung auf die kurz darauf beginnende Fastenzeit.

Seit dem 17. Jahrhundert etwa war es üblich, dass die jungen Leute sich in diesen Tagen Streiche spielten, wie die Philologin Caterina Valriu einmal im MZ-Interview erklärte. So deckte man sich etwa mit Mehl, Wasser und Eiern ein, zog sich eine Maske über und zog von Tür zu Tür. Wer öffnete, wurde eingeseift. Von anderen Karnevalsbräuchen berichtete kürzlich die Autorin Caterina Gelabert in der Zeitung „Ara Balears“. So gehörte es dazu, dass sich junge Männer und Frauen den Hut respektive die Schürze klauten und diese in den Bars oder Geschäften verpfändeten, um sie gegen Süßigkeiten wieder einzulösen.

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Palmas originelle Tradition

Eine besonders originelle Tradition pflegte Palma. Dort trugen die Metzger und die Fischverkäufer gespielte Kämpfe aus, die die Fülle der Karnevalszeit (das Fleisch) und die Abstinenz der Fastenzeit (Fisch) symbolisierten. Während der „letzten Tage“ behielten die Fleischer die Oberhand. Den letzten Kampf am Aschermittwoch gewannen stets die Fischverkäufer als Zeichen dafür, dass die Zeit der Entbehrungen begann.

Karneval 2019 auf Mallorca: bunter Umzug in Palma

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Fische spielen auch heute noch eine Rolle – vor allem in Pòrtol in der Gemeinde Marratxí. Dort wird seit 1993 jedes Jahr am Dienstag vor der Fastenzeit ab 18.30 Uhr eine überdimensionale Sardine aus Pappmaché von der Dorfgemeinschaft feierlich zu Grabe getragen. Die Tradition stammt vom Festland und wird auch in Teilen Südamerikas zelebriert. Sie begann im 19. Jahrhundert, über die Hintergründe kann nur spekuliert werden.

Die ersten Ruas

Die ersten ruas kamen auf Mallorca im 19. Jahrhundert auf. Damals wurden sie allerdings nicht von den Rathäusern, sondern von den Bürgern selbst organisiert, wie Valriu der MZ erklärte. „Auf dem Borne und der Rambla war der Karneval viel spontaner als heute.“ Einher gingen die Umzüge damals mit festlichen Bällen, bei denen es vor allem darum ging, zu trinken und einander näherzukommen. Zumindest in der Hinsicht war Karneval auf Mallorca damals wie heute im Rheinland.

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