Mallorca Zeitung

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Mysteriöser Tod eines jungen Urlaubers 2018 – vor wem war Loic auf der Flucht?

Der Tod von Lioc Goudard wirft Fragen auf. Warum schien der junge Mann vor jemandem zu fliehen, als er die Treppe eines Hotels hinauflief, in dem er nicht untergebracht war?

2. Juli 2018: Sanitäter versorgen Loic Goudard nach seinem Sturz aus dem fünften Stock des Hotels Alua in Magaluf. DM

Das Unglück ereignete sich am 2. Juli 2018 gegen fünf Uhr morgens. Loic Goudard, ein 19-jähriger Franzose, der mit Freunden einige Tage auf Mallorca verbrachte, betrat in einem aufgewühlten Gemütszustand das Hotel Alua in Magaluf. Er sagte dem Rezeptionisten, dass er seine Zimmerkarte nicht dabeihabe. Der Hotelangestellte überprüfte den Namen und erklärte dem jungen Mann, dass er nicht als Gast registriert sei. Dieser aber ignorierte ihn und rannte die Treppe hoch. Als er im fünften Stock ankam, sprang er in die Tiefe. Er erlitt schwerste Verletzungen und verstarb noch am selben Tag im Landeskrankenhaus Son Espases.

Der Fall wurde damals als Unfall zu den Akten gelegt. Aber die Familie wollte sich nicht mit dieser Erklärung abgeben. Konnte es sein, dass es zu einem Vorfall in einer Bar gekommen war und der junge Mann voller Panik weggelaufen war? Alle Versuche, die Vorgänge in jener Nacht untersuchen zu lassen, scheiterten. Bis jetzt. In den vergangenen Tagen reiste ein Team von Anwälten und Kriminologen im Auftrag der Familie aus Frankreich an und befragte Augenzeugen von damals.

Freunde gingen in ein Bordell

Für die Ermittler stellen sich einige Fragen, die bislang nicht zufriedenstellend beantwortet seien. So war Gourdard mit Freunden unterwegs, als diese beschlossen, in ein Bordell zu gehen. Der junge Mann hatte kein Interesse an Sex mit Prostituierten – auch, weil er verlobt war – und beschloss, an der Bar des Freudenhauses auf die anderen zu warten. Dort verbrachte er eine Viertelstunde. Das nächste, was man von ihm weiß, ist das kurze Gespräch mit dem Rezeptionisten des Hotels Alua.

"Wir sind sicher, dass es kein Selbstmord war", erklärt der Anwalt Gerome Goudard, der in dem Fall ermittelt und der – trotz des gleichlautenden Nachnamens – nicht mit dem Todesopfer verwandt ist. "In seinem Leben war alles in Ordnung. Er wollte heiraten und war gerade erst an jenem Tag mit seinen Freunden in den Urlaub gefahren. Auch litt er nicht an psychischen Problemen." Dies bestätigten auch die Freunde, die mit ihm unterwegs waren. "Loic ging es gut."

Leichnam wurden Organe entnommen

Die Ermittler sind auf Ungereimtheiten gestoßen. So seien die Aufnahmen von Überwachungskameras in der Umgebung nie ausgewertet worden. Auch wurde keiner der anderen Personen, die sich in jener Nacht in dem Bordell befanden, befragt. Die Autopsie ergab, dass der junge Mann Alkohol getrunken hatte. Es gab aber keinerlei Hinweise auf Drogenkonsum, der sein merkwürdiges Verhalten erklärt haben könnte. Besonders brisant: Als der Leichnam nach Frankreich überführt wurde, stellte man fest, dass ihm einige Organe entnommen worden waren, ohne dass die Familie dem zugestimmt hätte.

Unter den Augenzeugen, die in den vergangenen Tagen befragt wurden, war auch der Rezeptionist, der damals Dienst hatte. "Ihm gehen die Ereignisse von damals immer noch sehr nahe", berichtet Goudard. "Tatsächlich hat er nach dem Vorfall seinen Job gekündigt." Der ehemalige Hotelangestellte erklärte den Ermittlern, dass der junge Mann so wirkte, als werde er verfolgt. Er habe aber niemand anderen auf der Straße gesehen.

Bordellbetreiber sind nicht auffindbar

Für die Ermittler ist klar, dass irgendwas in der Bordellbar geschehen sein muss. "Wir vermuten, dass es beim Bezahlen der Rechnung einen Vorfall gab, der dazu führte, dass Loic die Flucht ergriff", sagt der Anwalt. Rekonstruieren ließe sich das nur schwer. "Das Bordell hat mittlerweile dichtgemacht und wir konnten die Betreiber nicht ausfindig machen."

Während in Frankreich ermittelt wird, zeigt sich die spanische Justiz im Fall des Todes von Loic Goudard unnachgiebig. Es gebe keinerlei Hinweise auf ein Verbrechen, so die Haltung. Alle Bemühungen der Familie, neue Untersuchungen anzustrengen, wurden bislang abgelehnt. /pss

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