Mallorca Zeitung

Mallorca Zeitung

Ein Anwalt als Einbrecher in die Luxusvilla auf Mallorca? Deutscher Unternehmer erhebt schwere Vorwürfe

Ein bekannter Anwalt dringt abends mit zwei Männern in eine Luxusimmobilie ein. Der Mieter spricht von "Einbruch", schimpft über eine "kriminelle Organisation"

Über eine Kamera beobachtete der Mieter, wie sich die drei Männer im Haus umsahen. | FOTO: PRIVAT

Horst Glasner (Name von der Redaktion geändert) ist außer sich. „Das ist Einbruch und Hausfriedensbruch. Dahinter steckt eine kriminelle Organisation, die für Jahre weggesperrt gehört“, schimpft er gegenüber der MZ. Der Deutsche, der sich selbst als „erfolgreicher und in seiner Branche bekannter“ Unternehmer bezeichnet, hatte eine Luxusvilla in Santa Ponça angemietet. Für 11.000 Euro im Monat. Wenig später forderte er wegen diverser Mängel, den Mietvertrag für nichtig zu erklären. „Statt uns zu antworten oder uns einen geregelten Auszug zu gewähren, brachen drei Personen im Auftrag des Vermieters bei uns ein“, sagt der Deutsche. Die Guardia Civil nahm die drei Eindringlinge fest. Darunter war auch ein bekannter Anwalt, der sich nun selbst einen noch bekannteren Anwalt genommen hat.

Glasner verstand die 500 Quadratmeter große Immobilie im Südwesten der Insel als Drittwohnsitz. Der Unternehmer pendelt zwischen Deutschland und Dubai. Im Februar zog er mit komplettem Haushalt ein. 50.000 Euro legte er auf den Tisch: zwei Mieten Kaution, die Februarmiete und anderthalb Mieten als Maklergebühr.

Heizung und Klimaanlage funktionieren nicht

Laut seiner Darstellung ließen die Probleme nicht lange auf sich warten. „Die Fußbodenheizung ist falsch installiert“, sagt der Deutsche. „Entweder läuft sie auf Hochtouren und erhitzt auf 28 Grad, oder sie läuft gar nicht.“ Auch die Klimaanlage funktioniere nicht wirklich. „Der Vermieter meinte, bislang habe es nie Beschwerden gegeben. 18 Mal kamen verschiedene Handwerker im Februar. Der Elektriker war beim Anblick des technischen Chaos komplett aufgelöst.“ Beheben worden seien die Mängel nicht. Der Mieter kontaktierte die Architektin des Hauses. Sie sagte ihm, dass die Probleme schon länger existieren und der Vermieter sich seit einem Jahr damit herumschlägt. „Er hat uns bewusst hinters Licht geführt und die Mängel verschwiegen“, sagt Glasner, der sich eine Anwältin suchte. Die habe ihm geraten, dem Vermieter vorzuschlagen, die Miete zu halbieren, bis die Probleme gelöst sind. Das sei in Spanien so üblich.

Der Hausherr lehnte ab. Horst Glasner suchte sich den nächsten Anwalt. Der schlug vor, den Mietvertrag für nichtig zu erklären und sämtliche gezahlten Beträge zurückzufordern. Das Schreiben setzte er Anfang März auf. „Das hat der Vermieter aber nie angenommen. Im Gegenteil forderte er die Märzmiete ein und bestand auf die Gültigkeit des Vertrags“, sagt Horst Glasner.

Über Videokamera den "Einbruch" verfolgt

Zwei Tage später eskalierte die Situation. Die Deutschen waren in der Heimat, die Haushälterin passte auf die Villa auf. Am Morgen stand eine Maklerin im Hof. Das Haus steht für knapp vier Millionen Euro zum Verkauf. „Wir hatten mit dem Eigentümer abgemacht, dass wir drei Besichtigungen im Monat dulden, wenn wir anwesend sind. Nach dem Chaos mit den Handwerkern stimmten wir nicht mehr zu“, sagt Horst Glasner, der sich wundert, warum die Maklerin einen Schlüssel hatte. „Eigentlich war kommuniziert, dass der Vermieter uns alle Schlüssel aushändigt.“ Die Haushälterin verweigerte den Zutritt, die Maklerin blies die Besichtigung ab.

Am Abend standen plötzlich drei Personen im Haus. „Sie hatten mit dem Schlüsseldienst das Eingangsschloss aufgebrochen, das wir ausgetauscht hatten und den Alarm ausgelöst, den wir installiert hatten“, sagt Horst Glasner. Über Videokameras konnte der Deutsche ansehen, wie die drei Männer den Hausrat der Mieter zusammentrugen. „Ich habe teure Gemälde an den Wänden. Stückpreis 50.000 Euro aufwärts“, sagt Horst Glasner.

Polizei nimmt die drei Männer fest

Durch den Alarm wurde automatisch die Polizei gerufen. Auch die Haushälterin kehrte zurück. „Die Einbrecher bedrohten sie“, sagt Glasner. Der Anwalt und seine beiden Begleiter – der Eigentümer war bei der Aktion nicht dabei – zeigten den Beamten diverse Verträge vor. „Irgendwann wurde es den Beamten aber zu bunt, und sie führten sie ab“, sagt Horst Glasner.

Ende März zogen die Deutschen aus der Villa aus. Ihre Wertsachen hatten sie mittlerweile eingelagert. Der Anwalt suchte sich nun Verstärkung in Person von Jaime Campaner, dem momentan gefragtesten Strafrechtler auf der Insel. „Die Angelegenheit ist juristisch klar“, sagt Campaner gegenüber der MZ. „Der Vertrag war bereits aufgelöst.“ Das belege das Schreiben vom März, wo von einer Auflösung des Vertrags rückwirkend zum 23. Februar seitens der Mieter die Rede ist.  Die Deutschen pochen darauf, dass sie keine offizielle Antwort auf das Schreiben bekommen hätten.

„Wenn der Vermieter es angenommen hat, warum forderte er dann noch die Märzmiete?“, sagt Glasner. Er hat bei der Guardia Civil zwei Anzeigen wegen Hausfriedensbruch gegen die Maklerin am Morgen und die drei Männer am Abend eingereicht. „Die Anzeige wegen des organisierten Verbrechens folgt noch“, sagt er.

Artikel teilen

stats