Mallorca Zeitung

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Erkennen Sie die Orte? Foto-Einblicke in das Palma der 1960er-Jahre

Ein jetzt erschienener Bildband zeigt Aufnahmen des Foto-Pioniers Melchor Guardia. Er fing vor mehr als 60 Jahren Alltagssituationen in der Inselhauptstadt ein - darunter auch in heutigen In-Vierteln wie Santa Catalina

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Das Palma de Mallorca der 1960er Jahre von Melchor Guardia Melchor Guardia

Das Kopfsteinpflaster des Paseo Sagrera nach einem starken Regenguss, alte Autos auf der Plaça Atarazanas oder Fischer im Hafen, die im Gegenlicht unter Anstrengung ihren Fang verpacken - es sind nur einige der Momente, die Melchor Guardia, ein Foto-Pionier im Palma der 1960er Jahre, mit seiner Voigtländer-Kamera festhielt. Momente, die eine vergangene Epoche auf Mallorca auf lebhafte Weise widerspiegeln. Viele der Aufnahmen sind jetzt in einem Bildband erschienen.

Der Titel des Buches ist ausschweifend ("Palma, retrato de un tiempo pasado. La ciudad vista tras la camara de Melchor Guardia", auf Deutsch in etwa: "Palma, Porträt einer vergangenen Zeit. Die Stadt gesehen durch die Kamera von Melchor Guardia"). Dafür sind die Eindrücke, die darin festgehalten sind, umso präziser. Hunderte von Bildern hatte Melchor Guardia hinterlassen, als er in den 1970er Jahren starb. Von Plätzen, Straßen und Gassen in Palma, von Menschen in Situationen, wie sie sich vor mehr als 60 Jahren auf Mallorca zutrugen. "Er mochte es, den Alltag der Menschen zu porträtieren, die Spiegelungen auf dem Boden, wenn es geregnet hatte, oder den Morgennebel", so Pep Llodrá, einer der Autoren, die jetzt, so viele Jahrzehnte später, die alten Fotografien an die Öffentlichkeit bringen will.

In-Viertel kaum wiederzuerkennen

Das Buch ist wie ein Einblick in alte Fotoalben, die Motive aufgenommen in heutigen In-Vierteln wie Santa Catalina oder Es Jonquet, aber auch in den barrios El Amanecer oder Son Espanyolet. Manche Orte haben sich kaum verändert, andere sind fast nicht wiederzuerkennen. Der Bildband ist aufgeteilt in vier Kapitel: die Stadt, der Hafen, die Märkte und Berufe sowie das Alltagsleben der Palmesaner. Sie lassen aufleben, was teils gar nicht mehr existiert, beispielsweise Berufe wie die der Kohlenverkäufer oder der Zeitungsjungen, die die frisch gedruckte Presse auf der Straße unters Volk bringen wollten.

Mehr als ein Jahr haben Pep Llodrá und seine Co-Autoren Lorenzo Miró, Sebastián Bauzá und José Luís San Martín damit verbracht, die alten schwarz-weiß-Negative durchzusehen, auszuwählen und einzuordnen, die ihnen Melchor Guardias Sohn zur Verfügung stellte. "Uns begeistert die Fotografie", erklärt Llodrá. "Wir haben Melchor Guardia viel zu verdanken und wollten ihm diese Ehre erweisen."

Guardia war im Jahr 1903 in Barcelona geboren worden, kam aber 1920 nach Mallorca, um dort den Militärdienst abzuleisten. Er entschied sich, auf der Insel zu bleiben und arbeitete als Friseur. Gegenüber vom Rathaus, auf der Plaça Cort, betrieb er einen Herrensalon, doch in seiner Freizeit galt seine ganze Leidenschaft der Fotografie.

Erfolg im Netz

Dass seine Bilder noch immer gut ankommen, ist offensichtlich. Dem Blog "Fotos Antiguas de Mallorca", den die vier Buchautoren aufgezogen haben, folgen bei Facebook und Instagram rund 70.000 Menschen. /somo

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