Ein zarter Zicklein-Braten mit confierten Zwiebeln, etwas Gemüse und Kartoffeln. Dazu ein Glas Rotwein der Algaida-Bodega Can Majoral, am Abend ein Blick auf den Sonnenuntergang über der Tramuntana, davor die Bucht von Palma de Mallorca, viel Land und Ruhe. Viel schöner geht es nicht. Wir befinden uns auf 534 Meter Höhe auf dem Berg Randa im Restaurant des Santuari de Cura. Für viele ist es ein spiritueller Ort, denn hier hat im 13. Jahrhundert schon der Theologe und Philosoph Ramon Lull gelehrt und gebetet. Heute steht das Kloster jedermann offen - als Ort der Besinnung, aber auch als ganz weltlicher Picknickplatz, Hotel mit 33 Zimmern, Café und Restaurant.

Den gastronomischen Teil betreibt das „Es 4 Vents", das Traditionsrestaurant der Familie Vidal in Algaida, die seit nunmehr 40 Jahren für ihre gute, vorrangig mallorquinische Küche inselweit bekannt ist. So findet sich das Zicklein auch auf der Karte des Es 4 Vents. Wie so manch anderes Gericht, etwa Rinderbäckchen in Rotweinsauce mit Pilzen und Aprikosenpüree, Kaninchen mit Zwiebeln oder ein Kabeljau mit einer Sobrassada-Honigsauce.

„Aber wir sind keine Kopie vom Es 4 Vents und wollen uns gegenseitig auch keine Konkurrenz machen, deshalb ist das Küchenangebot letztlich doch sehr unterschiedlich", erklärt Mateu Pons, der seit vergangenem Winter neuer Geschäftsführer von Hotel und Restauration des Klosters ist. Den Mallorquiner, der eigentlich Architektur studiert hat, zog es recht früh in die Gastronomie. Er kann auf bekannte Stationen in seiner Vita verweisen wie Jahre bei Santi Taura, zudem war er Food & Beverage-Manager im Gran Hotel Son Net und Eröffnungsmanager vom Arrels von Marga Coll im Hotel Melià del Mar.

„Richtig essen"

Nun also soll er dem Kloster-Restaurant zu mehr Profil verhelfen. „Wir wollen das Restaurant ein wenig von dem Cafeteria-Teil trennen, indem wir am Eingangsbereich ein in zwei Zonen aufgeteiltes neues Café installieren - mit Snacks wie bocadillos, Pasta und Kuchen." Das seien Gerichte, die vor allem die zahlreichen Radler schätzen. Das aufgewertete Restaurant soll all jenen vorbehalten bleiben, die „richtig" essen wollen. Bei der Menge an Besuchern ist die Erweiterung sicherlich eine gute Entscheidung. Auch an spezielle Events mit Cocktails rund um den Sonnenuntergang ist gedacht. „Halt alles ein wenig moderner, aber ohne zu übertreiben. Der Geist des Klosters soll gewahrt bleiben", sagt Mateu Pons.

Die Karte soll demnächst um modernere Gerichte erweitert werden. Ob Lachstatar, Thunfisch-Tataki, Ceviche oder Nudeln mit veganem Pesto wirklich nötig sind, wird sich zeigen. Sie sollen auch nichts ersetzen, sondern bilden eine zusätzliche Option, ebenso wie ein Hamburger. „Dabei denken wir auch an unsere Hotelgäste, die vielleicht bei einem längeren Aufenthalt nicht immer nur mallorquinisch essen wollen." Wer es dennoch traditioneller möchte, kann sich als Vorspeise an Pa amb oli-Varianten erfreuen, unter anderem mit hausgemachter Sobrassada. Ab und an gibt es auch frit mallorquí oder arròs brut. Und zum Dessert genießt man die feine Mandelsuppe mit Mandeleis. Ganz echt, ganz traditionell und ganz lecker.

Abends wird ein Menü für etwa 20-25 Euro angeboten und es gibt zusätzlich zur festen Karte auch saisonale Gerichte wie beispielsweise lomo con col (Schweinefleisch im ­Kohlmantel), „aber nur dann, wenn der Kohl auch Saison hat." Alle Produkte kommen möglichst von der Insel, oft von Bauern, mit denen Es 4 Vents schon viele Jahre zusammenarbeitet. Tipp: Das umfangreiche Hotelfrühstück gibt es für 10 Euro auch für andere Besucher (Vorspeisen 4,50-11 Euro, Hauptgerichte 10-20 Euro, Desserts 3,50-5,50 Euro, Zimmerpreise 53-80 Euro).

Kulinarisches Kloster

Santuari de Cura, geöffnet täglich 8.30-22 Uhr (bis 10 Uhr Frühstück, Restaurantzeiten 12-16 Uhr, 19-22 Uhr,

dazwischen Cafeteria), Puig de Randa s/n, Randa. Tel.: 971-12 02 60, www.santuaridecura.com