Mallorca Zeitung

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Die Playa de Palma startet in die Saison 2023: Eine neue Generation erobert den Ballermann auf Mallorca

Die Saison steht an und die Gastronomen bereiten sich auf das erste Jahr ohne Jürgen Drews vor. Die neuen Playa-Stars kennt man aus dem Internet

Der Megapark – hier auf einer Archivaufnahme von 2016 – macht am Donnerstag (30.3.) wieder auf. Das Opening steht Ende April an. | F.: KALAENE/DPA

Die Playa de Palma spaltet seit Jahrzehnten die Gemüter. Manch einer findet die Wintermonate am schönsten, wenn Ruhe am kilometerlangen Strandabschnitt herrscht. Andere können sich einen Sommer ohne Ballermann kaum vorstellen. Dieser Tage beginnt alljährliche Trubel wieder. Der Megapark hat am Donnerstag (30.3.) seine Tür zum Soft Opening geöffnet. Spätestens Ende April zu den Eröffnungsfeiern von Megapark (27. bis 30. April) und Bierkönig (20. bis 23. April) wird es in der deutschen Urlauberhochburg voll, laut und feuchtfröhlich zugehen.

Kampf um Arbeitskräfte

Das Restaurant „Zur Krone“ am Balneario 6 ist eines der wenigen Lokale an der Playa, die das ganze Jahr über geöffnet haben. „Der Winter lief richtig gut, auch wenn der März etwas hinterherhinkt“, sagt Wirtin Beatrice Ciccardini. „Angeblich soll es die beste Saison seit Jahren werden.“ Die Schweizerin bereitet sich darauf vor. Besonders der Mangel an Arbeitskräften bereitet ihr Sorgen. „Es ist schwierig, gute Leute zu finden. Ab März hat man eigentlich keine Chance mehr, da dann alle aufmachen und suchen.“ Ihr fehlt derzeit noch ein Koch.

Ein Balneario weiter hat auch das Münchner Kindl rund ums Jahr geöffnet. „80 Prozent unseres Personals sind Stammkräfte. Momentan haben wir keine Probleme“, sagt Inhaberin Gerlinde Weininger. Knifflig werde es, wenn kurzfristig eine Lösung gesucht wird. „Nicht selten werden die Arbeitskräfte von der Konkurrenz abgeworben. Saisonarbeiter werden sich zweimal überlegen, ob sie bei den Mietpreisen auf die Insel kommen.“ Auch sie geht von einer guten Saison aus. „Im Endeffekt kann man erst am Ende eine Bilanz ziehen. Jetzt im Winter waren genauso viele Leute da wie im Vorjahr. Das ist erstaunlich, da im vergangenen Jahr in Deutschland die Alternativen fehlten“, sagt Weininger, die darin ein gestiegenes Interesse an Mallorca sieht.

Sorgen machen ihr die gestiegenen Flugpreise, der Krieg und die Streiks. „Letzteres merkt man derzeit enorm. Nach den Streiktagen ist an der Playa wesentlich weniger los. Während der Saison gleicht sich das eher aus“, sagt die Wirtin. Es seien vor allem Kurzzeiturlauber und Festlandspanier, die sich im Winter die Zeit im Urlaubergebiet vertreiben.

Ansonsten wird die Ruhe in den kühlen Monaten nur Ende Januar gestört. DJ Düse, früher bekannt durch seine Auftritte im Bierkönig, hat vor ein paar Jahren Freunde zu seinem Geburtstag eingeladen. Daraus entwickelte sich ein jährliches Ritual, selbst wenn der Musiker gar nicht vor Ort ist. „Dieses Jahr waren 2.000 Leute da, die die Sau rausließen“, sagt Weininger und berichtet von mehreren Schlägereien.

Knall zum Auftakt

Ostern und April sollten anfangs ruhig verlaufen. Der Megapark hat zwei Konzerte pro Tag geplant, die Arena im Keller bleibt vorerst zu. Es sind vor allem Familien, die in den Osterferien auf Mallorca Urlaub machen. „Sie besuchen Palma und fahren über die Insel“, sagt Weininger. Zu den Opening-Partys ändert sich das schlagartig. „Für zwei Wochen reisen Gott und die Welt an. Das ist das absolute Ballermann-Publikum.“

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Schlager, Stars und ganz viel Party: Die besten Fotos vom Megapark-Opening auf Mallorca Nele Bendgens

Es bleibt zu hoffen, dass es nicht ausartet. Der vergangene April sei schlimmer als je zuvor gewesen, sagt Ciccardini. Das habe sich im Anschluss aber wieder beruhigt. „Es ist normal, dass die Leute wie eine Rakete durch die Tür düsen, nachdem man sie zweieinhalb Jahre eingesperrt hat“, sagt Sigi Holeis, der für das Booking im Megapark zuständig ist und die Lage entspannt sieht. „Wir hatten die Regeln strenger ausgelegt. Wenn man den Leuten Qualität gibt, bekommt man sie auch zurück.

Man darf die Playa-Urlauber auch nicht alle in einen Topf werfen.

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Dem stimmt Ciccardini zu. „Man merkte schon, dass der Megapark besser aufpasst. Heute kontrollieren sie am Einlass und haben die Bereiche abgesperrt. Das war früher anders“, so die Schweizerin. „Man darf die Playa-Urlauber auch nicht alle in einen Topf werfen. Es gibt genügend Spanier, die sich genauso schlimm benehmen.“

Im vergangenen Jahr hatte sich der Megapark mit anderen Lokalen, die dem Nachtclubverband ABONE angehören, zu einem Verhaltenskodex verpflichtet, der Saufexzesse unterbinden soll. Zudem sollen Alkohol, Sex und Drogen langsam aus dem Liedgut an der Playa verschwinden. „Wir können nicht erwarten, dass sich das Publikum benimmt, wenn auf der Bühne ein Künstler pausenlos vom Saufen singt“, sagt Holeis.

Neue Generation an Sängern

Der Megapark hofft wie in der vergangenen Saison, den ein oder anderen bekannten Namen aus der Musikbranche an Land zu ziehen. Verstärkt soll auf Influencer und Künstler gesetzt werden, die in den sozialen Medien aktiv sind. „Die neue Generation hat mit dem Ballermann von früher nichts mehr am Hut“, sagt Holeis. „Einen Jürgen Drews kennt manch einer der jungen Leute vielleicht gar nicht mehr.“ Während der Pandemie saß die Jugend am Rechner und schaute Online-Konzerte. Finch und Knossi heißen heutzutage die großen Stars. „Das sind die Künstler, die die 18- und 19-Jährigen kennen und lieben. Ihre Helden geben wir ihnen“, sagt Sigi Holeis.

„Jürgen Drews war einzigartig“

Bleibt noch die Frage, ob es eine Nachfolge im Amt des Königs von Mallorca gibt. Sänger Julian Benz bringt sich da schon mal in Stellung. „Ich will doch nur an den Palmenstrand, blaue Wellen und weißer Sand, mit einem Bierchen in meiner Hand bin ich der König von Malle“, heißt es in seinem neuen Song. Ob das reichen wird, um die Nachfolge von Jürgen Drews anzutreten? Wohl kaum. „Es gibt keinen König von Mallorca mehr. Wer soll den auch wählen und was soll das überhaupt sein?“, hinterfragt Holeis.

„Jürgen Drews war einzigartig. Er bleibt für immer der König von Mallorca“, meint Ciccardini über den Sänger, der seine Karriere beendet hat. Selbsternannte Könige gebe es an der Playa genug, sagt hingegen Gerlinde Weininger. Einzig Mickie Krause habe Anrecht auf eine Drews-Nachfolge. „Der Mann ist ein Phänomen. Er hat ein breites Publikum – vom Teenager bis zur Oma“, so die Wirtin vom Münchner Kindl.

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