Gerade erst ist der Gastronom Sascha Thielen mit seinem Lokal "Red Rubber Duck" in Peguera offiziell in die Saison 2023 gestartet, schon kann er den beliebten Außenbereich seines Restaurants mit 25 Plätzen nicht mehr nutzen – wenn auch nur vorübergehend. Seit drei Tagen herrscht direkt davor Baulärm. Für das Musikfestival La Gran Verbena, das am Wochenende auf dem Torà-Platz stattfindet, wurden unter anderem Bühnen, Zelte und Foodtrucks aufgebaut. Auch ein großer Generator stehe direkt am Außenbereich des Red Rubber Duck.

"Am Dienstag (11.4.) kam man auf uns zu und bat uns, bis zum Abend den Außenbereich zu räumen. Einen Tag später ging es dann los mit den Aufbauarbeiten." Sein Lokal habe Thielen am Mittwoch direkt zugelassen. "Es war zu laut. Kein Gast hätte sich bei uns hingesetzt", beschwert sich der aus dem Vox-Format bekannte Auswanderer, der auch einen höher gelegenen Bereich mit 60 Plätzen hat, in dem sich derzeit kaum ein Gast niederlassen würde.

Kein besonders schöner Ausblick: Vor dem Red Rubber Duck steht derzeit ein großer Kompressor. Thielen

Wunsch, in die Planungen einbezogen zu werden

Dass auf dem Platz ein Festival stattfindet, bei dem laut seiner Aussage bis zu 8.000 Gäste erwartet werden, störe ihn nicht. Laut Vertrag verpflichten sich die Gastronomen dort dazu, Stühle und Tische zu entfernen, damit Events stattfinden können. "Wir sind für das Festival, wollen aber bei den Planungen auch integriert werden. Stattdessen wurden wir einfach vor vollendete Tatsachen gestellt", kritisiert Thielen. Schnell sei das Gefühl aufgekommen, dass vor allem die deutschen Gastronomen rund um den Platz nicht bei den Vorbereitungen miteinbezogen wurden. Ein unmittelbarer Nachbar, der spanische Betreiber des Pacific Bay, etwa sei deutlich weniger betroffen, so Thielen, der seit Donnerstag (13.4.) Umsatzeinbußen von bis zu 70 Prozent habe.

So sah es am Samstagvormittag (15.4.) vor dem Red Rubber Duck aus. Thielen

Für seinen 30 Quadratmeter großen Außenbereich muss er monatlich 1.200 Euro bezahlen. Trotz der Einbußen an mehreren Tagen müsse er wohl den vollen Preis für alle Tage zahlen. "Das ist ärgerlich", findet Thielen. Er habe versucht, mit dem Veranstalter zu sprechen, ob etwa der Generator woanders hingestellt werden könnte, vergebens. "Wenn es heute Abend eskaliert und tatsächlich kein Gast bei mir sitzt, werde ich Anzeige erstatten", so der Auswanderer.

Lokal zugebaut

Noch schlimmer getroffen hat es Antje Trinks, die Betreiberin des erst vor acht Monaten eröffneten Lokals Vivo Beach nebenan. "Die ganze Geschichte ist eine bodenlose Frechheit", so Trinks zur MZ. Am Freitag (14.4.) sei nur zwei Meter neben ihrem Außenbereich eine Bühne aufgebaut worden, ein Meter entfernt ein Klo-Häuschen. "Nur 50 Zentimeter vom Bereich, in dem die Gäste eigentlich sitzen, um die Aussicht zu genießen, ist ein Zelt aufgestellt worden. Wir wurden komplett zugebaut", so Trinks gegenüber der MZ. Die Krönung sei für sie gewesen, dass rund um das Festivalgelände und damit auch auf ihrem 100 Quadratmeter großen Außenbereich ein Zaun aufgebaut wurde. Daher käme sie gar nicht mehr dorthin, wo aktuell ihre Pflanzen stehen.

Antje Trinks vor ihrem Lokal Vivo Beach. Trinks

Normalerweise seien die 24 Plätze in ihrem Außenbereich durchgehend besetzt. "Ich hatte gestern den ganzen Tag lang vier Gäste. Der Umsatz ist um 90 Prozent eingebrochen." Vor Samstagabend (15.4.) graue es ihr schon. Sie fürchtet, dass die Gäste, die vorab einen Tisch reserviert haben, wieder gehen werden. "So kann sich niemand unterhalten. Ich selbst würde mich dort auch nicht hinsetzen." Schließen könne sie das Lokal nicht. "Ich brauche jeden Cent, habe zudem zwölf Angestellte." Trinks betreibt seit elf Jahren ein Restaurant in Santa Ponsa. Hätte sie gewusst, was in Peguera mit den Veranstaltungen auf dem Torà-Platz auf sie zukommt, hätte sie dort kein Restaurant eröffnet.

Die Bühne steht in unmittelbarer Nähe des Vivo Beach. Trinks

Das sagen die Veranstalter

Toni Mayol, Vorsitzender der Hoteliersvereinigung von Peguera und Cala Fornells, dem Organisator des Musik-Festivals, kann die Beschwerden von Trinks und Thielen nur bedingt nachvollziehen. "Der Torà-Platz ist in Peguera wie eine Art Dorfplatz, auf dem seit jeher alle Events und Partys stattfinden. Es gibt keinen anderen Ort, an dem das möglich wäre", so Mayol, der in dem Deutsch geprägten Ort aufgewachsen ist.

Allen, die dort ein Lokal betreiben, müsse dies von Anfang an klar sein. "Man kauft sich ja auch keine Wohnung direkt an der Autobahn und fordert danach, dass die Autobahn wegkommt", findet Mayol. Zudem finde die Gran Verbena nur am Samstag (15.4.) und Sonntag (16.4.). Die Anzahl der Tage, in denen für die Gastronomen Umstände entstehen, sei damit überschaubar.Über Details, wo etwa was hingestellt wird, könnten Gastronomen und Veranstalter zudem bis zu einem bestimmten Grad miteinander reden.

In Sachen Diskriminierung der deutschen Gastronomen, kann Andreu Ramón, der Geschäftsführer der Hoteliersvereinigung nur sagen, dass auch der Betreiber des Pacific Bay seinen Teil seines Außenbreiches räumen musste. "Wir versuchen, zwischen Gastronomen und der Firma, die sich um die Durchführung des Events kümmert, zu vermitteln. Jeder an dem Platz ansässige Gastronom ist anderweitig benachteiligt."

La Gran Verbena:

Samstag (15.4.): Foodtrucks (ab 12.30 Uhr) und Musik (ab 17 Uhr), u.a. mit den Bands Cariño und The Hawaiians sowie DJs wie Paco Colombas, und The Southnormales, Torà-Platz, Eintritt frei; Sonntag (16.4.): Kinderanimation

Infos: https://www.facebook.com/lagranverbenamallorca/, https://www.instagram.com/lagranverbena_mallorca/

Torà