Mallorca Zeitung

Mallorca Zeitung

Hedonisten auf Mallorca: sexuelle Freiheit statt Monogamie

Auf Mallorca finden ab sofort Events mit gehobenem Niveau für Paare statt, die erotische Abenteuer suchen. Die Veranstalter suchen gezielt nach neuen Teilnehmern

Erotisch, aber mit Stil: Das ist der Anspruch der neuen Hedonisten-Events auf Mallorca Dreamgirl International

Neue Dessous einkaufen, den Körper pflegen, sich schick machen. Dazu ein wenig Herzklopfen und ein angenehmes Kribbeln im Bauch, den Kopf voll freudiger Erwartungen. "Es ist so ähnlich, wie wenn man sich auf ein erstes Date vorbereitet", sagt Apolonia Pietersen. Dabei ist die 34-Jährige seit 14 Jahren mit ihrem Mann Robert liiert und plant auch keine heimliche Affäre. Stattdessen sucht das Auswanderer-Paar auf Mallorca zusammen nach erotischen Abenteuern mit anderen Personen - und hat es sich zum Ziel gesetzt, Events auf der Insel zu organisieren, die sexuelle Fantasien von Paaren wahr werden lassen.

Zum MZ-Interview erscheint das Paar leger, aber mit Bedacht gekleidet. Er, in weißem Poloshirt, strahlt Ruhe aus, sie, in hellem Sommerkleidchen, wirkt sympathisch und offen. Es ist leicht, mit den beiden ins Plaudern zu kommen. Landläufig würde man das niederländische Paar als Swinger bezeichnen. Den Pietersens ist der Begriff zu altmodisch. "Und durch diverse TV-Beiträge auch negativ besetzt", findet Robert Pietersen. Sie selbst nennen sich lieber Hedonisten, Lifestyler - oder einfach „Open Minded“-Personen, die einen freien Lebensstil in der Liebe führen. Und dabei nicht in zwielichtige Saunaclubs abtauchen, sondern auf eine gewisse Eleganz bedacht sind. "Es ist nett, sich schick zu machen, einen angenehmen Abend in gepflegter Gesellschaft zu verbringen und erotische Abenteuer erleben zu können. Und wenn man dabei als Mann mit Smoking oder Anzug und als Frau im Abendkleid auftauchen kann, gibt einem das mehr Sicherheit", findet Robert Pietersen. Wobei es ihnen keineswegs um Snobismus geht. "Man muss nicht wohlhabend sein, um mitzumachen."

Seit zwei Jahren, berichten sie, lebten sie mittlerweile fest auf Mallorca. "Vorher verbrachten wir lange sämtliche Familienurlaube auf der Insel", so Apolonia Pietersen. Genug Freiraum zum Reisen hat das Ehepaar dank der eigenen Eventagentur "Kiss Events". "Wir veranstalten in Belgien und Holland kommerzielle, aber auch erotische Events", so Robert Pietersen. "Warum also nicht auch auf Mallorca?"

Neue Leute in die Szene holen

"Die Nachfrage auf der Insel ist auf jeden Fall da", ist sich Markus Schmitz sicher. Über gemeinsame Freunde lernte er die Pietersens vor einigen Monaten kennen. Auch er wohnt dauerhaft auf Mallorca, und auch er hat mit seiner Veranstaltungsagentur "Markus-Schmitz-Events" bereits Erfahrung mit der Organisation erotischer Treffen. Zehn Jahre lang war der Rheinländer an der Durchführung der Reihe "Party-Pikant-Mallorca-Woche" beteiligt, die sein ehemaliger Partner noch immer weiter führt - eine Woche lang kommen dabei im Hochsommer bis zu 500 Menschen auf Mallorca zusammen, um ihre sexuellen Fantasien auszuleben.

V.l.n.r.: Robert Pietersen, Apolonia Pietersen und Markus Schmitz Sophie Mono

Doch mit den Pietersens will Schmitz jetzt etwas Neues auf die Beine stellen. "Etwas, das neue Leute in die Szene holen könnte", glaubt er. Weniger Teilnehmer, mehr Niveau, und vor allem: in der Nebensaison und speziell auch für Teilzeitresidenten und Einheimische. In Luxusvillen, auf schicken Fincas, in 5-Sterne-Hotels oder auf Yachten sollen etwa ein Mal im Monat rund 50 Menschen zusammenkommen. Bei DJ-Musik und leckerem Fingerfood. Es soll getanzt werden, geredet, getrunken und gelacht. "Die Paare, die einfach nur eine nette Party erleben wollen, können sich völlig frei fühlen, es dabei zu belassen", betont Schmitz. Seiner Erfahrung nach täten etwa ein Drittel der Gäste genau dies. "Viele kommen, um nur zu schauen, die Fantasie zu beflügeln und dann zu Hause sexuell aktiv zu werden." Ein weiteres Drittel beginne im Laufe des Abends während des Events erotischen Kontakt mit dem eigenen Partner. "Und nur das letzte Drittel wagt den Schritt, auch andere mitmachen zu lassen."

Mehr Respekt als in der Disco

Um niemanden zu überrumpeln, gebe es von der Tanzfläche abgetrennte Bereiche. "Wir nennen sie Love Lounges", so Schmitz. "Jeder kann entscheiden, ob er den Schritt dorthinein gehen will oder nicht, das gibt den Paaren Sicherheit."

"Gerade Neulinge müssen sich erst einmal an die Atmosphäre gewöhnen und Vertrauen fassen. Aber dafür sind wir ja da", sagt Apolonia Pietersen mit einem Lächeln. Gemeinsam mit ihrem Mann mischt sie sich ins Getümmel, stellt die Gäste einander vor, bringt sie ins Gespräch. Mittlerweile ist sie routiniert. "Aber ich erinnere mich noch genau an die ersten Male auf solchen Events. Was mir vor allem auffiel, war, dass man als Frau mit viel mehr Respekt behandelt wird als in herkömmlichen Discos", so die 34-Jährige. Die Männer forderten einen zwar direkter zum Tanz oder Flirt auf, aber weniger plump. "Da grapscht einen niemand einfach an, wie es auf anderen Partys oft passiert. Und auch der Partner wird respektiert, anstatt dass es Streit unter den Männern gibt. Es ist ein unglaubliches Gefühl der Freiheit, das man anderswo so nicht erlebt."

Freiheit, ermöglicht durch wenige, aber unumstößliche Regeln, die den Teilnehmern vorab mitgeteilt werden. "Smartphones sind verboten. Privatsphäre ist heilig. Und jedes Paar bestimmt selbst die Regeln, die andere dann respektieren müssen", erklärt Apolonia Pietersen. So könne man auch Eifersucht vorbeugen. "Für viele Paare ist so ein Event einfach die Möglichkeit, sich Zeit miteinander und für die gemeinsame Sexualität zu nehmen, was ihnen so in ihren eigenen vier Wänden oder im Familienalltag nicht möglich ist." Früher habe es sich oft so ergeben, dass Paare dann irgendwann eine weitere Frau einbezögen. "Heute gönnen sich Paare oft auch einen weiteren Mann oder die Partner werden getauscht. Jeder soll die Fantasien ausleben können, die er sonst nur in seinem Kopf hat", so die Niederländerin.

Nicht jeder darf dabei sein

Nicht nur Supermodels wie auf diesem Symbolfoto sind willkommen Dreamgirl International

Und Tabus? "Die gibt es natürlich auch bei uns, aber reden wir doch lieber über das, was man darf", wiegelt Markus Schmitz ab. "Man darf eine tolle Party erleben, sich außerhalb des eigenen Schlafzimmers erotisch kleiden, sich exhibitionistisch fühlen, als Paar untereinander flirten, beobachten und sich Anregungen holen. Daran ist nichts verwerflich."

Dass es in der Gesellschaft immer noch Vorurteile gegenüber Paaren gibt, die nicht monogam leben möchten, stört die Veranstalter wenig. "Das ist in Ordnung. Jeder muss selbst entscheiden, wie er leben will. Glücklicherweise werden die Menschen immer offener, aber es wird immer einige geben, die nicht okay finden, was wir machen", sagt Robert Pietersen. Seine Frau lacht: "Ist ja nicht schlimm, wenn alle gleich wären, wäre es ja auch langweilig."

Das Alter spielt keine Rolle

Um dabei sein zu können, muss man sich vorab anmelden. "Zugang erhalten nur Paare und einige wenige ausgewählte Single Personen, die wir aber vorher reiflich prüfen", so Markus Schmitz. Das Alter spiele dabei keine Rolle - von 20 bis über 50 Jahre seien alle Altersgruppen willkommen -, wohl aber die Art, sich zu präsentieren. "Wir machen es nicht nur am Foto oder der Vita fest, die sie uns schicken. Vielmehr muss das Gesamtpaket stimmen und in den Kreis passen. Es geht um Energie, den richtigen Vibe", erklärt Robert Pietersen.

Ein erstes Event dieser Art auf Mallorca haben die drei bereits am ersten Märzwochenende in einer Luxusvilla bei Palma abgehalten. "Es war eine illustre Gesellschaft", so Markus Schmitz, der auch jedes Mal vor Ort ist, sich aber im Hintergrund hält. Das nächste Event ist für Samstag (30.3.) bei Andratx geplant. "Den Ort geben wir erst kurz vorher in einer geschlossenen WhatsApp-Gruppe bekannt. Das hält uns unerwünschtes Publikum fern." Und es baue für die Teilnehmer die Spannung weiter auf, rege die Vorfreude und die Fantasie an - wie bei einem Geschenk, das ausgepackt werden will. "Dann macht es gleich viel mehr Spaß", so Schmitz.

Interessenten für das Event am Samstag können sich per WhatsApp unter der Nummer +34 601997026 mit einigen Fotos und Infos bewerben. Die Tickets kosten 70 Euro, Fingerfood und ein Begrüßungsdrink sind inklusive. Infos gibt es hier.

Artikel teilen

stats