Barrierefreier Urlaub: Wie dieser Mallorca-Liebhaber die Insel für Touristen mit Behinderung zugänglich machen will

"Mallorca für alle"

Dafür will der Selbstständige mit Mediaagentur, der aufgrund einer fortschreitenden Muskelschwäche (Spinale Muskelatrophie Typ II) selbst auf einen Elektrorollstuhl angewiesen ist, eine gemeinnützige GmbH (gGmbH) gründen. „Mallorca für alle“ heißt das Projekt, für das er aktuell auf einer Crowdfunding-Plattform Geld sammelt. Sein Ziel: 30.000 Euro.

„Das Projekt wird einiges kosten. Es wäre utopisch zu sagen, dass ich das privat stemmen kann“, sagt Bastian Krösche zur MZ. Hinter der Gründung einer gemeinnützigen Firma stecken auch praktische Überlegungen: So kann Krösche etwa Förderungen beantragen und neben Privat- auch Großspenden sammeln, die Firmen von der Steuer absetzen können.

Etwas schaffen, was weiterbestehen kann

Und dann ist da noch eine ganz andere Sache, die dem 38-Jährigen am Herzen liegt. „Ich werde an Muskelschwäche sterben. Das ist okay, denn aus dem Leben kommt eh niemand lebendig heraus“, schreibt der humorvolle Insel-Liebhaber in der Beschreibung der Crowdfunding-Kampagne. Daher sei es ihm, wie er der MZ sagt, ein großes Anliegen, etwas zu erschaffen, das auch unabhängig von seiner Person weiterbestehen kann.

Kennt schon einige barrierefreie Orte auf Mallorca: Bastian Krösche. Krösche

Besser als in Deutschland

„Die Gesimongebenheiten für Menschen mit Behinderung sind auf Mallorca im Vergleich zu Deutschland schon sehr gut, aber auch noch nicht perfekt“, so Krösche. Er muss es wissen. Schließlich wohnt und arbeitet er selbst seit Anfang des Jahres auf der Insel. Schon eine passende, barrierefreie Unterkunft zu finden, war für den 38-Jährigen ein wahres Abenteuer.

Später wollte ihn dann Eurowings wegen des Lithium-Ionen-Akkus in seinem Rollstuhl zuerst nicht mit zurück auf die Insel nehmen. Auch in anderen Bereichen hat der Wahl-Mallorquiner die Insel in den vergangenen Monaten auf ihrer Barrierefreiheit getestet. Ob Busfahren, Restaurant- oder Arztbesuche: Er weiß, wie alles auf der Insel vonstattengeht und welche Orte man guten Gewissens aufsuchen kann.

Am eigenen Leib getestet

Durch dieses Wissen will er Gleichgesinnten schon bei der Vorbereitung des Urlaubs Zeit und Nerven ersparen: „Wenn ich für einen kurzen Aufenthalt auf der Insel erst einmal zwei Wochen lang recherchieren muss, wann ich wo was machen kann, hat das nur wenig mit Urlaub zu tun“, findet Krösche. Zunächst will er daher eine Website schaffen, auf der alle wichtigen Informationen zum barrierefreien Urlaub zusammengetragen sind. Passt das ausgesuchte Hotel zu den eigenen Bedürfnissen? Und das Badezimmer in der anvisierten Ferienwohnung? Welchen besonderen Dienst kann ich am Flughafen oder auch an den Stränden der Insel in Anspruch nehmen?

Endziel: ein eigenes, komplett barrierefreies Hotel

Dabei wendet sich Bastian Krösche längst nicht nur an Rollstuhlfahrer, sondern auch an Blinde oder Gehörlose. Für sie alle will er nach der Website als zweiten Schritt über die gemeinnützige Firma auch Dienstleistungen auf der Insel anbieten. Urlauber mit besonderen Bedürfnissen sollen etwa einen Patientenlifter, ein Pflegebett oder Rollstuhl-freundliche Mietwagen mieten können – alles aus einer Hand. „Ich bin nicht der Einzige, der einen Herrmann (so nennt Krösche seinen Lifter, Anm. d. Red.) hat. So ein Teil ist sehr sperrig und schwierig, mit auf Reisen zu nehmen“, stellt Bastian Krösche klar. Auch, wer wie er auf Assistenten angewiesen ist, soll vor Ort welche finden.

Später will Bastian Krösche gänzlich barrierefreie Ferienwohnungen zur Verfügung stellen. Fernziel allerdings ist ein komplett barrierefreies Hotel. Wie gesagt: Dieser Mann hat Großes vor.