Mallorca-Liebhaber Bastian Krösche hat in der Nacht zum Dienstag (4.7.) kaum ein Auge zugemacht. Der Grund: So wie es bis dato aussah, hätte der Eurowings-Flieger von Dresden nach Palma am Dienstag um 18.20 Uhr ohne ihn abheben sollen. Aufgrund einer Muskelatrophie ist der 38-Jährige auf einen Elektrorollstuhl sowie ein 24-Stunden-Assistenz-Team angewiesen.

Weil er in Deutschland mehrere Termine hatte, ist er am Montag (3.7.) von Palma aus nach Dresden geflogen, mit Eurowings. Bei dieser Airline war es sein erster Flug mit seinem neuen Rollstuhl. Probleme gab es keine. Am Montagnachmittag jedoch bekam Krösche dann eine E-Mail der Airline und 15 Minuten später einen Anruf. Ein Mitarbeiter teilte ihm mit, dass der Lithium-Akku seines Elektrorollstuhls nicht die angeforderten Bedingungen erfüllt und man ihn daher auf dem für Dienstag (4.7.) um 18.20 Uhr geplanten Rückflug nicht befördern könne.

Bastian Krösche kommt nur mit der Hilfe seiner Assistenten von A nach B.

Bastian Krösche kommt nur mit der Hilfe seiner Assistenten von A nach B. Krösche

Veränderte Sicherheitsbestimmungen für Akkus

"Es ist eine bodenlose Frechheit", ärgert sich der Selbständige mit Mediaagentur bei einem Telefonat mit der MZ. "Bis 2020 durfte die Leistung der Akkus maximal 200 Wattstunden betragen. Zudem durfte man ihn nur in der Passagierkabine mitführen. Nach einer Änderung der Sicherheitsbestimmungen dürfen die Akkus von Mobilitätshilfen, sofern sie fest verbaut sind, mittlerweile kein Leistungslimit mehr haben", erklärt Krösche. Sein Akku habe eine Leistung von etwas über 1.500 Wattstunden.

Unter anderem als er vor einigen Monaten nach Mallorca gezogen war, hatte er auf einem Lufthansa-Flug keinerlei Probleme. Das Vorgehen, das in seinem Fall notwendig ist, hat er dieses Mal auch bei Eurowings beachtet: "Ich muss wegen des Rollstuhls bei der Buchung ein bestimmtes Häkchen setzen und dann mindestens 48 Stunden vor dem Flug verschiedene Unterlagen einsenden. Man muss etwa angeben, welche Hilfsmittel man benötigt, wie schwer sie sind etc.", so Krösche.

Den Eurowings-Mitarbeitern muss erst später aufgefallen sein, dass der 38-Jährige – in ihren Augen – gar nicht erst hätte nach Deutschland fliegen dürfen. "Sie meinten, es sei eine Fehlentscheidung gewesen und dass es ihnen leidtue, dass ich nun in so einer schwierigen Situation bin. Sie denken tatsächlich, die alten Vorschriften gelten nach wie vor und lassen mich nicht mehr zurück nach Mallorca fliegen."

Auf Lufthansa-Flügen hatte Bastian Krösche bisher keine Probleme. Krösche

"Fast eskaliert"

Bei dem Telefonat sei Krösche noch erstaunlich ruhig geblieben. "Meine Assistentin, die mir das Handy halten musste, ist aber fast eskaliert", so der gebürtige Braunschweiger. Nachdem er aufgelegt hatte, musste auch er die Nachricht erst einmal verarbeiten. "Ich musste erst einmal zwei Minuten ruhig atmen, um wieder klarzukommen. Mich aufzuregen, nützt ja auch nichts", erzählt er.

Und dann saß er da und bangte um seinen Rückflug. Es war nicht nur die Sorge darum, wie er zurück in seine Wohnung in Palma kommen könnte. Wegen seiner Erkrankung ist Krösche auch auf Sonden-Nahrung und Medikamente angewiesen. Da er nur eine Nacht in Deutschland verbringen wollte, hatte er nur die dafür nötigen Mengen beider Dinge dabei. Die Medikamente nimmt er, um seine Muskelschwäche zu stabilisieren. "Nehme ich sie nicht, werde ich schwach", so Krösche. "Auch die beiden Assistenten, die mich auf meiner Reise begleiten, sind schon ziemlich am Limit." Eigentlich wechselt sich ein Team aus mehreren Assistenzen bei Tag- und Nacht-Schichten ab.

Bastian Krösche mit einer seiner Assistentinnen.

Bastian Krösche mit einer seiner Assistentinnen. Krösche

Bangen um den Rückflug

Sein Back-Up-Plan: Am Donnerstag (6.7.) mit Lufthansa zurück nach Mallorca fliegen. Mit der Airline, die bisher keine Probleme bereitet hatte, hat er schon telefoniert. Doch auch dort führt kein Weg daran vorbei, die Papiere zu seinem Rollstuhl 48 Stunden vorher einzureichen. Nur dann lassen sie ihn auf der Frankfurt-Mallorca-Verbindung mit. Daher der Rückflug am Donnerstag (6.7.).

Bei Eurowings hat er die Hoffnung quasi aufgegeben. Mehrmals habe Krösche in den vergangenen Stunden versucht, die Airline telefonisch oder per E-Mail zu erreichen. Erfolglos. Da die Flüge der Airline deutlich kostengünstiger sind als die von Lufthansa, hatte sich der Mallorca-Liebhaber schon gefreut, dass der Hinflug so problemlos vonstatten gegangen war.

Gute Neuigkeiten

Nun gab es dank der Hilfe der MZ doch noch eine Wendung im Flug-Desaster-Fall von Bastian Krösche. Auf Anfrage bei Eurowings sagte ein Sprecher der MZ am Telefon zunächst, dass ihm bekannt sei, dass es bei den Lithium-Ionen-Akkus öfter einmal Probleme gebe. "Wir wollen Bastian Krösche auf jeden Fall auch wieder zurückbefördern", versprach er weiter.

Wenige Stunden später schickte uns eine Sprecherin dann folgenden Text, der auch per E-Mail an Krösche ging:

Sehr geehrter Herr Krösche,

vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Uns ist bewusst, dass die Ablehnung Ihres Rollstuhls für Sie ein Problem darstellte und Ihnen, wie Sie sagen, eine schlaflose Nacht bereitet hat.

Um es vorwegzunehmen, wir haben alle technischen Belange prüfen können, es ist sichergestellt, dass Ihr Rollstuhl in der Kombination 180 kg, Batterie nicht ausbaubar und 1.536 Wh (ungewöhnlich hohe Leistung) kein Sicherheitsrisiko darstellt und damit auf Ihrem Flug heute, von Dresden nach Palma de Mallorca auch akzeptiert werden kann.

Die Aufregung, die wir mit der Ablehnung ausgelöst haben, bedauern wir sehr und bitten diese vielmals zu entschuldigen.

Für künftige Flüge ist es notwendig, den Rollstuhl frühzeitig, mindestens 72 h vor Abflug anzumelden und uns damit die Möglichkeit zur ausreichenden Prüfung zu geben. Bei kurzfristigen Entscheidungen und ggf. Unklarheiten kann die Entscheidung immer zugunsten der Sicherheit aller Fluggäste und damit ggf. zunächst auch für Sie ablehnend ausfallen.

In diesem Fall ist die Entscheidung positiv, wir wünschen Ihnen einen guten Flug und eine gute Reise und verbleiben mit freundlichen Grüßen

Große Erleichterung bei Bastian Krösche. "Gesetzlich vorgeschrieben sind statt 72 Stunden laut der EU-Regulation zwar nur 48 Stunden, aber Hauptsache, ich komme nach Hause. Es war auf jeden Fall mal wieder ein Abenteuer", so der Mallorca-Liebhaber.