Mallorca Zeitung

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Ist es eigentlich legal, wenn der Strand auf Mallorca voller kostenpflichtiger Liegen ist?

Der Platz an Mallorcas Stränden ist begrenzt – wie hoch darf da eigentlich der Anteil der Liegen sein?

Strandliegen, wohin man nur schaut: Eindrücke von Cala Major. DM

Seite an Seite liegen die Badegäste auf ihren Handtüchern, es ist kaum Platz, sich zwischen den Sonnenanbetern hindurchzuschlängeln, ohne sie versehentlich einzusanden – und unmöglich, nicht jedes Wort der Nachbarn mitzubekommen. Man kennt das vom Hochsommer auf Mallorca. An manchen Stränden war es aber auch schon Ende Mai unangenehm eng. Neben den vielen Urlaubern tragen dazu auch die Betreiber kostenpflichtiger Serviceleistungen an den Stränden bei, die sich auf der Sandfläche ebenfalls breitmachen und den Platz für die anderen Strandbesucher weiter einschränken.

„Es ist unglaublich, hier bleibt ja kaum Raum für Menschen, die sich einfach nur auf ihr Handtuch legen möchten, ohne etwas zu konsumieren oder Geld für Schatten bezahlen wollen“, beschwerte sich etwa ein Einheimischer des Küstenorts Font de Sa Cala im Nordosten von Mallorca nach einem Strandbesuch am Sonntag (26.5.) bei der MZ. „Fast überall sind kostenpflichtige Sonnenschirme und Liegen aufgestellt, und an dem Abschnitt direkt am Meer liegen die Tretboote auf dem Sand und nehmen noch mehr Platz weg. Für uns, die wir einfach nur den öffentlichen Strand genießen wollen, ist das eine Zumutung. Die absolute Privatisierung, das kann ja wohl nicht erlaubt sein“, so der Spanier weiter, der gerne anonym bleiben will.

Zweiklassengesellschaft

Als die MZ dem Strand in Font de Sa Cala am Freitag (31.5.) einen Besuch abstattet, zeichnet sich ein anderes Bild: Zwar nehmen die Tretboote, Sonnenschirme, Strandbar und Außentische große Teile des Strandes ein – doch von Überfüllung kann zumindest an diesem eher kühlen Nachmittag nicht die Rede sein. „Es ist kein besonders repräsentativer Tag heute, am Wochenende und wenn das Wetter besser ist, ist es hier teilweise wirklich voll. Und es stimmt schon, die Einzigen, die dann nicht dicht gedrängt liegen müssen, sind diejenigen, die sich die Liegen leisten können“, pflichtet Toni Rodrigo bei, ein junger Mann, der den geringen Andrang nutzt, um ungestört mit zwei Freunden im Sand Fußball zu spielen.

Er wohne nur wenige Straßen entfernt, berichtet er, und komme regelmäßig zum Strand. „Besonders bizarr ist es, wenn ein Großteil der Liegen leer bleibt, während sich am Rest des Strandes alle quetschen müssen“, findet er. „An anderen Stränden ist das noch schlimmer“, pflichtet ihm Heike Meerbusch bei, eine Deutsche, die sich ihren eigenen Klappstuhl mitgebracht hat. Am Strand von Son Moll in Cala Ratjada etwa.

19,50 Euro kostet ein Sonnenschirm samt zwei Liegen für einen ganzen Tag in Font de Sa Cala – im Vergleich zu anderen Mallorca-Stränden ein Durchschnittspreis, den vor allem Anwohner, die nur für ein paar Stunden an den Strand kommen, aber nicht zu zahlen bereit sind. „In Font de Sa Cala stehen in diesem Jahr 75 Sonnenschirme und 150 Liegen zur Verfügung, genau so viele, wie in den vergangenen Jahren auch“, gibt ein Sprecher des zuständigen Rathauses von Capdepera auf Anfrage der Mallorca Zeitung Auskunft. Von Privatisierung der öffentlichen Fläche könne nicht die Rede sein, man halte sich strikt an alle Vorschriften.

Genaue Vorgaben

Tatsächlich ist rechtlich genau geregelt, wie viel Platz die kostenpflichtigen Angebote einnehmen dürfen. Denn jegliches Küstengebiet in Spanien ist grundsätzlich öffentlich und muss auch entsprechend zugänglich sein. „An Stadtstränden dürfen maximal 45 Prozent der Fläche durch die Verleihe besetzt sein und an Naturstränden maximal zehn Prozent“, heißt es seitens des balearischen Meeresministeriums, dem die zuständige Küstenbehörde untersteht. „In unserem Auftrag sind Fachleute unterwegs, die kontrollieren, dass diese Vorgaben an den Stränden auch eingehalten werden“, so eine Ministeriumssprecherin weiter.

Eigentlich sei es aber die Aufgabe der jeweiligen Rathäuser, dafür zu sorgen, dass die Grenzen nicht überschritten werden. Schließlich sind es die Gemeinden, die – entweder in Eigenregie oder durch eine in einer öffentlichen Ausschreibung ausgewählten Privatfirma – den Verleih organisieren und auch die Preise festlegen. In der Regel müssen diejenigen, die am Liegenverleih verdienen, auch für die Sauberkeit am Strand sorgen. „Wenn unsere Kontrolleure Verstöße wegen der Ausdehnung feststellen, werden Verfahren gegen die Rathäuser eingeleitet“, versichert man im Ministerium.

Lieber steinig als wie die Ölsardinen

Dass Nutzer teilweise das Gefühl haben, dass von einem Jahr aufs andere weniger Platz zur freien Verfügung stünde, obwohl sich die tatsächliche Anzahl der kostenpflichtigen Installationen gar nicht verändert hat, könne daran liegen, dass sich die Sandfläche an sich verändere – sei es durch Erosion oder Stürme. „Wenn die Quadratmeterzahl abnimmt, ist es möglich, dass auch die Liegenanzahl im Vergleich zum Vorjahr zurückgefahren werden muss. Deshalb ist es wichtig, dass die Veränderung der Strände kontinuierlich kontrolliert wird“, so die Ministeriumssprecherin.

In Font de Sa Cala seien bisher keine Verstöße festgestellt worden. Manch ein Einheimischer dürfte um den Hauptstrand im Ort dennoch in den kommenden Monaten einen Bogen machen, und sich zum Baden lieber an weniger überfüllten Küstenabschnitten in der Nähe niederlassen – die sind zwar steinig, dafür aber ohne Ölsardinen-Charakter.

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