Auswandern nach Mallorca: „Spanien zeigt eindrucksvoll, wie man mit Steuern steuern kann“

Willi Plattes über die wachsende Attraktivität Mallorcas für Talente und Unternehmer. Präsenzseminar am 2.10. im MZ-Club

Willi Plattes: „Wir legen Wert auf Interaktion und offene Diskussionen.“

Willi Plattes: „Wir legen Wert auf Interaktion und offene Diskussionen.“ / FOTO: PLATTESGROUP

So viel an einem Ort versammelte Kompetenz im internationalen Steuerrecht ist nicht alltäglich: Bei einem Präsenzseminar am Montag (2.10.) im Club der Mallorca Zeitung informieren ausgewiesene Experten über die Auswirkungen der Wegzugsbesteuerung und Optionen der „Lex Beckham“, die bei der Auswanderung nach Spanien zu berücksichtigen sind. Willi Plattes, Veranstalter und CEO der PlattesGroup, über das Event, die aktuellen steuerlichen Entwicklungen sowie die sich daraus ergebenden Chancen und Risiken.

Warum ein Präsenzseminar?

Wir geben nicht nur stur Wissen weiter, sondern legen Wert auf Interaktion und offene Diskussionen mit Empathie, so etwas entwickelt sich nicht bei Videocalls. Teilnehmer und Referenten sowie unsere Kooperationspartner – neben der MZ sind das Engel&Völkers Mallorca, Heinrich Schmid, das Inselradio, Isotec, Luxury Hideaway, Matrol oder Minkner&Bonitz – sollen sich kennenlernen und im Anschluss bei einem Imbiss und einem Glas Wein austauschen können, so entstehen einzigartige Netzwerke und Erkenntnisgewinn. Mit diesem Konzept fahren wir sehr gut. Für Investoren interessant sein dürfte auch die Vorstellung der Mallorca-Niederlassung unseres neuen Kooperationspartners aus Dubai, der International Free Zone Authority (IFZA).

Wie konkret werden sich fiskalische Lösungen aufzeigen lassen?

Im Gegensatz zur Informationsflut im Internet wollen wir einordnen und Möglichkeiten aufzeigen. Am Fallbeispiel einer Auswanderung nach Mallorca berechnen wir die deutsche Steuer-Mauer und beleuchten die Frage ihrer Überwindung. Zudem erfahren die Zuhörer, wie sie mit dem spanischen Sonderregime Lex Beckham, der Patentbox, dem Holdingprivileg und einer balearischen Sonderregelung eine Auswanderung strukturieren können.

Wie weit gehen derzeit die Auswanderungswünsche der Mandanten?

Seit einigen Monaten erleben wir eine massive Nachfrage nach Beratungen zu dem Thema. Viele Leistungsträger in Deutschland sind unzufrieden mit der derzeitigen Entwicklung und suchen andere Wege. Diese führen oftmals ins Ausland. Mallorca ist eine nachgefragte Zielregion. Neben den steuerlichen Aspekten spielen bei der Entscheidungsfindung Themen wie internationale Schulausbildung, medizinische Versorgung, Erreichbarkeit, Sicherheit oder Klima eine Rolle. Mallorca liegt bei all diesen Kriterien weit vorne. Ich sage dazu immer: Wir haben hier eine hohe emotionale Rendite.

Wie groß ist die Verunsicherung hinsichtlich der fiskalischen Folgen in der internationalen Mobilität?

Wir beobachten weniger Verunsicherung als Naivität. Und ist das Kind in den Brunnen gefallen, ist es schwerlich noch zu retten. Das betrifft nicht nur die deutsche Wegzug-steuer, deren Steuerlast existenzbedrohend werden kann, sondern auch Probleme wie die ungewollte Ansässigkeit in Spanien, die zur vollen Steuerpflicht im Land führt. Auch mögliche strafrechtliche Konsequenzen sprechen wir an – das sind Fakten, die man nicht mögen, aber kennen muss. In diesem Zusammenhang stellen wir auch unser neues Kompetenzzentrum Steuerstrafrecht vor.

Klar, jede Situation ist anders, aber in welche Richtung gehen Lösungen hinsichtlich der Steuer-Mauer?

Häufig müssen Vermögensstrukturen angepasst werden. Eine von vielen Optionen ist, keine Anteile an Kapitalgesellschaften zu halten. So bietet sich etwa die Umwandlung der Kapital- in eine Personengesellschaft an.

Sie haben ein eigenes, fünfköpfiges Lex-Beckham-Team aufgestellt – so viel Potenzial hat die Regelung?

Das Potenzial ist enorm. Mit diesem neuen Start-up-Gesetz vom Januar hat Spanien einen echten steuerlichen „Blockbuster“ auf den Weg gebracht. Das Gesetz bietet mannigfaltige Optionen etwa für IT-Entwicklungsabteilungen, auch in Verbindung mit der „Patent Box“. Spanien zeigt eindrucksvoll, wie man mit Steuern steuern kann.

Worin besteht diese Patent Box?

Das ist ein Steueranreiz des spanischen Körperschaftsteuergesetzes. Die Patent Box ermöglicht eine signifikante Ermäßigung des steuerpflichtigen Einkommens auf der Lizenzierung von immateriellen Gütern, beispielsweise für Patente und Neuentwicklungen wie Software. Der anzuwendende Körperschaftsteuersatz kann bis auf zehn Prozent reduziert werden. Ziel ist es, Innovation im Land zu fördern und die Abhängigkeit von ausländischen Technologien zu reduzieren. Die Steueranreize können auch mit der Lex Beckham kombiniert werden.

Welche Aspekte der Lex Beckham sind noch wenig bekannt?

Der Kern besteht darin, dass Arbeitnehmer, die in Deutschland fest bei einem Unternehmen angestellt sind und eine Zeit lang in Spanien arbeiten, in dieser Zeit nicht als spanische Steuerresidenten angesehen werden. Für Vermögenswerte im Ausland und Einkünfte etwa aus Kapitalanlagen werden hierzulande somit keine Steuern fällig. Lediglich das Gehalt fällt unter die spanische Besteuerung. Bis zu 600.000 Euro werden die Einnahmen mit einer Flatrate von 24 Prozent besteuert. Beruhigend ist auch zu wissen, dass man im Ausland Unternehmensbeteiligungen halten oder große Vermögenswerte besitzen, aber trotzdem nicht unter die spanische Vermögensteuer fällt.

Welche Bedeutung hat dieses Sonderregime im internationalen Wettstreit um Fachkräfte und Talente?

Es wird sich zeigen, dass Spanien dabei die Nase vorn hat. Das Land verfügt mit dem Gesetz über ein starkes Steuerpfund, mit dem es wuchern kann. Hinzu kommen Pluspunkte wie Lebensgefühl, Sonne, Kultur oder Kulinarik. Diese Mischung Spaniens, das wahrlich nicht als Billigsteuerland bekannt war, wird viele junge kluge Köpfe, Unternehmer und Investoren anziehen. Da kann sich Deutschland eine Scheibe von abschneiden. Und ich bin positiv gestimmt, dass die neue Balearen-Regierung weitere Schritte zur Senkung der Steuerlast gehen wird. Die sofortige Abschaffung der Erbschaftsteuer für direkte Verwandte ist ein Beispiel für diesen eingeschlagenen Weg.

undefined

Experten informieren unter anderem über die Auswirkungen der Wegzugsbesteuerung und Optionen zur Anwendung von „Lex Beckham“. Im Anschluss ist Gelegenheit zum Austausch mit den Referenten und zum Netzwerken.

Montag (2.10.), 13 bis ca. 17 Uhr

Club Diario de Mallorca/Mallorca Zeitung

Kontakt: annika.plattes@plattesgroup.net

Teilnahmegebühr: 50 € zzgl. IVA

Weitere Infos und Anmeldung: link.plattes.net/1023-wegzug