Die Ausgangslage ist anders, aber doch ähnlich: Früher fuhren viele seiner Schäflein Ski und kehrten in mondänen Berghotels ein, in Zukunft findet Andreas Falow einen Teil seiner Zielgruppe am Strand und den All-inclusive-Hotels auf Mallorca. Der 53-Jährige, der zuletzt im schweizerischen Ferien­ort Arosa tätig war, übernimmt zum 1. Dezember die Leitung der deutschsprachigen katholischen Gemeinde auf Mallorca und beendet damit die Übergangszeit seit dem Weggang von Pfarrer Peter Wehr im Mai. Kommissarisch überbrückt hatte das halbe Jahr Vor-Vorgänger Monsignore Robert Kramer.

Die Personalie wurde erst Ende vergangener Woche offiziell verkündet, nachdem das Katholische Auslandssekretariat in Bonn einen ursprünglich vorgesehenen Nachfolger doch nicht berufen hatte (MZ berichtete). Auch für Falow, der am Dienstag auf Mallorca eintraf, ist es ein kurzfristiger Wechsel. „Ich habe erst vor drei Wochen meine Wohnung gekündigt und den Flug gebucht", so der gebürtige Baden-Württemberger, der die vergangenen 20 Jahre in der Schweiz tätig war. Eine Woche lang steht ihm noch Kramer zur Seite, dann wird Falow allein Seelsorger der deutschsprachigen Katholiken sein - einerseits der Urlauber, die die Kirche nicht missen wollen, andererseits der Residenten, die verstreut auf der Insel leben.

„Ich habe eine neue Herausforderung gesucht", sagt Falow, hält sich aber mit Ankündigungen zurück. Er müsse erst einmal die Bedürfnisse der Pfarrgemeinde auf Mallorca kennenlernen. Aus seiner Biografie lassen sich jedoch Betätigungsfelder herauslesen, die neben Gottesdiensten, zahlreichen Hochzeiten oder etwa dem Kommunions­unterricht ebenfalls eine Rolle spielen könnten.

So absolvierte Falow nach seinem Theologiestudium in Tübingen einen Aufbaustudiengang der Caritaswissenschaft in Freiburg und kümmerte sich in seinen ersten Jahren in der Schweiz zusammen mit den Zürcher Mutter-Teresa-Schwestern um Menschen am Rande der Gesellschaft und in psychosozialer Not. Dazu gehörte genauso die seelsorgerische Arbeit auf einer Kinderkrebsstation wie auch der Kontakt zu Drogenabhängigen, Prostituierten und Obdachlosen. „Ich bin sensibilisiert für solche Probleme", so Falow, der auch auf Mallorca für Strauchelnde und in soziale Not geratene Mitmenschen da sein will.

In seiner Zeit in Arosa dagegen kümmerte sich der Pfarrer nicht selten um gut situierte Gläubige, die im Winter- oder Osterurlaub die kirchlichen Feste nicht missen wollten. Falow hielt Gottesdienste in Hotels ab, besuchte die jedes Jahr wiederkehrenden Winterurlauber auch in ihren Chalets oder betreute Minis­tranten, die für ein Wochenende zum Schlittenfahren nach Arosa kamen.

Falow ist als ehemaliger Leistungsschwimmer (Bestzeit: 1:03 Minuten für 100 Meter) ohnehin sehr sportlich unterwegs: sei es auf dem Snowboard, dem Fahrrad oder neuerdings beim Stand-up-Paddling. „Wenn es eine Wandergruppe gibt, die einen Pfarrer mitnehmen möchte, dann habe ich keine Herzprobleme." Sport und Religion ließen sich durchaus für neue Angebote kombinieren, wie auch Vorgänger Kramer weiß: „Mit Speck fängt man Mäuse."

Mallorca ist für Falow Neuland, er betrat die Insel zum ersten Mal, als er vor Kurzem der deutschen Pfarrgemeinde eine Stippvisite zum Kennenlernen abstattete. Beim Stichwort Mallorca denkt der Geistliche nicht zuletzt an einen „guten Ruf bei der Kirchenmusik". Die spanische Sprache lernt der Pfarrer seit seiner Bewerbung vor einem halben Jahr mit einem Privatlehrer.

Zuletzt hatte Falow eine befristete Vertretungsstelle in der Klosterkirche Rheinau im Kanton Zürich inne, dort leitete er die Pfarrei und hielt Gottesdienste in der auf einer Rheininsel gelegenen Barockkirche. Es war eine von mehreren Teilzeit-Vertretungen, die Falow übernahm und mit einer Hilfe der Arbeitslosenkasse ergänzte, nachdem er 2014 seine Kirchgemeinde Bonaduz-Rhäzuns verlassen hatte - im Unfrieden, wie die Schweizer Presse berichtet. Zwischen Gemeinde und Pfarrer sei es „immer wieder zu Missverständnissen gekommen". Das Bistum Chur teilte Anfang 2014 in einem Kommuniqué mit, dass für Falow der Zeitpunkt gekommen sei, „den Wirkungsort zu verlassen", um einen „Neubeginn" zu ermöglichen. Der neue Mallorca-Pfarrer erklärt die damaligen Konflikte mit den Besonderheiten der Kirche in der Schweiz, wo die Finanzverantwortung beim Kirchenvorstand liege. Nach einem Veruntreuungsfall im Vorstand noch vor seiner Amtszeit und Geldforderungen der Kirche an die Erben habe sich seine Arbeit als schwierig erwiesen.

Nun hat Falow wieder eine richtige Vollzeitstelle, und der Terminplan füllt sich schnell. Für Donnerstag stand ein Treffen mit dem Domprobst und Tourismus-Beauftragten Joan Bestard auf dem Programm, und der Weihnachtsgottes­dienst in Palmas Kathedrale wirft seine Schatten voraus. Der jährliche Wechsel sieht vor, dass die evangelische Pfarrerin Heike Stijohann die Predigt hält, Falow dagegen die Organisation zufällt - die erste Herausforderung wartet schon.