Wenn man sich nicht bei der Gemeinde melden kann oder will

Viele deutsche Residenten auf Mallorca, die keine spanische Versichertenkarte (Tarjeta Sanitaria) haben, kämpfen um einen Impftermin. Ein schwieriges Unterfangen, das sich in vielen Fällen durch einen persönlichen Besuch im zuständigen Gesundheitszentrum lösen lässt.

Dafür ist in der Regel die Anmeldung beim Rathaus notwendig, das sogenannte Empadronamiento. Schließlich wollen die Behörden vermeiden, dass sich Touristen am begrenzt verfügbaren Impfstoff bedienen. Doch was passiert mit den Menschen, die auf der Insel wohnen, sich aber nicht beim Rathaus anmelden wollen? „Wenn ich das mache, fliege ich aus der deutschen Krankenkasse heraus. Ich bin 70 Jahre alt. In meinem Alter nimmt mich keine private Krankenkasse mehr auf der Insel“, meint einedeutsche MZ-Leserin aus Peguera. Dabei ist diese Befürchtung weitgehend unbegründet.

Eine Nachbarin, die ebenfalls nicht gemeldet ist, habe nun einen Weg zur Impfung gefunden. „Man braucht die NIE-Nummer, den Personalausweis, einen Steuernachweis und das Formular solicitud registro vacunación“, so die Deutsche. Letzteres will sie über eine gestoría, einen Behördenservice, beim Rathaus bekommen. Der Mallorca Zeitung ist ein solches Formular nicht bekannt, und auch in der Pressestelle im Rathaus von Calvià hat man von derlei noch nicht gehört. „Das ist Sache der balearischen Gesundheitsbehörde“, so eine Sprecherin. Die Deutsche stieß mit ihrem Anliegen auch im Gesundheitszentrum auf taube Ohren. Ohne Empadronamiento wird sie wohl noch weiter auf ihre Impfung warten müssen.

Wenn man als Seemann keinen Insel-Wohnsitz hat

Das Meer ist das Zuhause. Der Seemanns-spruch klingt romantisch, kann aber durchaus zu bürokratischen Problemen führen. Der deutsche Kapitän Christoph Brunner-Schwer kämpfte wochenlang darum, um auf Mallorca seine zweite Impfdosis zu erhalten. „Überall in der EU gelten Seeleute zu der bevorzugten Impfgruppe. Nur in Spanien nicht. Ich hatte keine Chance, hier meine Impfung zu bekommen.“

Der 63-Jährige führt im Sommer eine Yacht, deren Heimathafen in Südfrankreich liegt. Im Winter ist er mit Bürotätigkeiten beschäftigt und leitet eine Yacht-Vermietung und -Verkauf in Ägypten. Ende März hat Brunner-Schwer die erste Dosis Astra Zeneca in Nizza bekommen. „Für Ausländer ist das in Frankreich problemlos machbar. Zumal ich mit 63 Jahren und einem Herzinfarkt vor zwei Jahren zur Risikogruppe gehöre.“

Die zweite Dosis sollte der Kapitän drei Monate später bekommen. „Da die Reise nach Mallorca anstand, musste ich den Termin in Frankreich leider absagen.“ Im Hafen von Port d’Alcúdia Mitte Juni angekommen, klapperte der Deutsche die Behörden ab. „Ich habe mir vom Hafenmeister eine Bestätigung geben lassen, dass wir bis Anfang August vor Anker liegen. Das hat aber niemanden interessiert. Da ich keine drei Monate in Spanien gemeldet bin, konnte ich nicht geimpft werden.“

Er suchte Hilfe bei der Seemannsmission in Hamburg, doch es war vergeblich. „Nach Nizza gibt es kaum Direktflüge, und die Preise waren explodiert. Ich wäre mehrere Tage unterwegs gewesen und hätte Tausende Euro bezahlt“, sagt Brunner-Schwer. Die Lösung kam letztlich über einen Freund in Düsseldorf. „Er hat mir einen Impftermin bei einem Arzt organisiert, und ich bin günstig hin- und hergeflogen.“ Spanien ist für ihn durch den verweigerten Impftermin nun gebrandmarkt. „In den Urlaub fahre ich hier gewiss nicht mehr hin. Mallorca war sowieso noch nie so mein Ding.“

Wenn die zweite Spritze nicht mehr nötig ist

Der Deutsch-Spanier Stefan, Mallorca-Resident seit 2007, hatte keine Probleme, einen Impftermin auf Mallorca zu bekommen. Beim 41-Jährigen hakte es aber beim Impfpass. Im vergangenen November hatte er sich mit dem Coronavirus angesteckt. Er gilt seitdem als Genesener. „Als solcher brauche ich offiziell nur eine Impfung.“

Den Impftermin bekam er prompt, als seine Altersklasse dafür aufgerufen wurde. Danach begann die Jagd nach einem gültigen Impfausweis. Die Gesundheitsbehörde stellt das sogenannte Certificado Covid Digital aus, mit dem man einfach Reisen kann (MZ berichtete). „Über das Internet war das ein Kampf mit dem Onlinezugangsschlüssel cl@ve. Das hat nicht funktioniert“, sagt der Deutsche. Gut, dass man das Zertifikat auch persönlich im Krankenhaus Son Espases abholen kann.

Auf diesem Dokument war beim Punkt „Impfung“ beim Deutschen aber vermerkt, dass er nur eine von zwei Spritzen bekommen hat. „Die Mitarbeiterin, die mir das Zertifikat ausgehändigt hat, sagte daraufhin schon, dass es bei einer Kontrolle zu Problemen kommen könnte. Eine Lösung hatte sie aber nicht.

Stefan machte einen Termin bei seinem Hausarzt aus, der ebenfalls ratlos war und an die allgemeine Corona-Hotline verwies. „Nach langer Wartezeit bekam ich endlich einen Mitarbeiter ans Telefon, wurde dann aber ringsum weitergestellt. Letztlich sagte mir ein Mitarbeiter, dass man mich anrufen würde. Dazu kam es nie.“

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Glücklicherweise meldete sich aber eine Krankenschwester aus seinem Gesundheitszentrum. „Sie konnte irgendwie die Daten im Computer ändern und vermerken, dass mein Impfschutz mit einer Dosis komplett ist.“ Das Zertifikat wird nun gründlich geprüft. Der Deutsch-Spanier will eine Reise durch fünf Länder unternehmen und muss das Schreiben daher an einigen Grenzen vorzeigen.