In vielen Apotheken auf Mallorca waren Antigen-Schnelltests zur Selbstanwendung (tests de autodiagnóstico) während der Weihnachtsfeiertage und über den Jahreswechsel vergriffen – ausgerechnet, als viele sie dringend gebraucht hätten. Die Nachfrage war aufgrund der vermehrten Familientreffen offenbar besonders hoch. Gleichzeitig hieß es in einigen Medien immer wieder, dass die Ergebnisse der Tests bei der derzeit dominierenden Omikron-Variante womöglich gar nicht zuverlässig seien. Auch bei Geimpften könnten die Tests weniger zuverlässig anschlagen als bei Ungeimpften, hieß es zudem. Wir haben Experten auf Mallorca gefragt, was an diesen Aussagen dran ist und wie es mittlerweile um die Verfügbarkeit der Tests auf der Insel steht.

Verfügbarkeit

Erst einmal die guten Nachrichten: In vielen Apotheken der Insel gibt es mittlerweile wieder Antigentests zu kaufen. „Es werden nun immer mehr kommen. Wir haben zwar noch nicht genügend auf den Balearen, verteilen von der Cooperativa d’Apotecaris aus aber aktuell immerhin rund 20.000 Selbsttests“, so Antonio Real, Vorsitzender des balearischen Pharmazeuten-Verbands (COFIB). „Am 30. Dezember trafen bereits Tests ein. Zwischen dem Nachmittag des 30. und dem Vormittag des 31. hatten die ersten Apotheken, die Tests angefordert hatten, wieder welche im Angebot“, bestätigt auch Rosa Garcia, Pharmazeutin beim Medikamenten-Informationszentrum (centro de información del medicamento, CIM).

Für die hohe Nachfrage und die darauffolgenden Lieferengpässe in den Apotheken während der Feiertage findet Garcia eine einleuchtende Erklärung: „Die jüngste Corona-Welle mit der hochansteckenden Omikron-Variante inklusive in die Höhe schnellender Inzidenzen ist genau mit der Zeit des Jahres zusammengefallen, in der sich viele Menschen treffen. Daher wollten oder mussten sich viele testen lassen“, so die Expertin. Spanien, so Real, war zudem längst nicht das einzige Land, in dem es zu Engpässen kam. „Fast überall in Europa waren die Lager kurzzeitig leer“, fügt er hinzu. Dass die Tests in naher Zukunft erneut Mangelware sein könnten, schließen beide Experten derzeit aus.

Empfehlenswerte Tests

Der ein oder andere Betroffene mag wegen der Knappheit auf die Idee gekommen sein, sich Schnelltests im Internet zu bestellen. Doch hier ist laut den Experten Vorsicht geboten. „Wir raten davon ab. Auch weil die Tests ohne Rezept frei erhältlich sind, kann bei vielen eine ausreichende Qualität nicht garantiert werden“, erklärt Garcia. Alle hierzulande zugelassenen Tests seien auf der Seite der spanischen Medikamentenagentur (AEMPS) gelistet. Unter aemps.gob.es finden Interessenten diese Tabelle unter dem Punkt „Test de diagnóstico“ und dann „Test de antígeno para autodiagnóstico“ und „Listado de test de antígeno de SARS-CoV-2 de autodiagnóstico comercializados en España“. Über die Tastenkombination Strg und F kann man dann in der Liste etwa nach der Referenznummer oder dem Herstellernamen des Tests suchen, den man ins Auge gefasst hat.

Auch ein anderes wichtiges Kriterium gibt über die Qualität und folglich Zulassung der Selbsttests Auskunft: „Sind auf der Verpackung die Buchstaben CE und eine vierstellige Ziffernabfolge abgedruckt, heißt das, dass der Test die Qualitätskriterien erfüllt“, so Garcia.

Die Sprache des Textes auf der Verpackung des Tests sowie die in der Gebrauchsanweisung können ebenfalls Aufschluss geben. „Der Text auf der Verpackung kann zwar in einer anderen Sprache als Spanisch verfasst sein, die Gebrauchsanweisung muss aber zwingend auf Spanisch sein“, so die Pharmazeutin. Wer den Test in einer Apotheke kaufe, gehe auf Nummer sicher!

Hier variieren die Preise teilweise. „Für die Tests gibt es keine festgelegten Preise wie etwa für chirurgische Masken. Jede Apotheke legt den Preis also selbst fest“, so García. In den meisten Apotheken hierzulande kosten die tests de autodiagnóstico um die 7 Euro. Wer sie nicht einzeln, sondern etwa im Fünferpack kauft, kommt etwas günstiger davon.

Zuverlässigkeit des Ergebnisses

Die Selbsttests seien – entgegen so mancher Gerüchte – bei Geimpften wie Ungeimpften gleichermaßen wirksam, bestätigt Antonio Real. „Ob jemand geimpft ist, Antikörper hat oder nicht, ist egal“, stimmt ihm auch Rosa García zu. Bezüglich der aktuell dominierenden Omikron-Variante zeigen sie ebenfalls zuverlässige Ergebnisse an, insbesondere bei Menschen, die Symptome vorweisen. „Das haben wir von der AEMPS extra prüfen lassen“, so der Verbandssprecher der Pharmazeuten. Entscheidend sei jedoch immer, dass die Tests ordnungsgemäß durchgeführt würden, wie García nicht müde wird zu betonen.

Zudem ist der Moment entscheidend, in dem ein Schnelltest gemacht wird. Wer Symptome hat, muss den Test innerhalb der ersten sieben Tage nach der Infektion machen. „War jemand in engem Kontakt mit einem Positiven, sollte er sich in Selbstisolation begeben und zwei Tage abwarten, bis er sich einem Test unterzieht“, mahnt Rosa García. Nur dann sei das Ergebnis von Bedeutung. Generell sei jedoch zu beachten, dass Schnelltests immer nur Momentaufnahmen seien, betont die Pharmazeutin. Aussagekräftiger sei auf jeden Fall ein PCR-Test.

Derzeit sieht das Protokoll ohnehin vor, dass das Ergebnis von Schnelltests für eine Krankschreibung durch das eines PCR-Tests in einer Einrichtung des öffentlichen Gesundheitssystems bestätigt wird. In Katalonien kann man positive Tests aber bereits in Apotheken validieren lassen, um eine Krankschreibung auf den Weg zu bringen. Wie am Mittwoch (5.1.) bekannt wurde, planen die Balearen ein ähnliches Vorgehen.

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Hier können Sie sich auch den Winter über Testen lassen

Viele Teststellen haben seit Saisonende dauerhaft oder zumindest während der Wintermonate geschlossen. Eine zuverlässige Anlauf- stelle sind ganzjährig etwa die Krankenhäuser der Klinikgruppen Quirónsalud und Juaneda. Auch im Hospital de Levante in Porto Cristo sowie bei den meisten schon länger etablierten deutschen Arztzentren und Ärzten kann man sich weiterhin testen lassen. Die Preise für die Tests sind gedeckelt. Antigen-Schnelltests sollten maximal 30 Euro kosten, PCR-Tests maximal 75 Euro. Zum Teil sind Aufschläge zu zahlen, etwa für ein schnelleres Resultat.