Der preisgekrönte Forscher Bernd Kuhs hat sein Labor auf Mallorca – das treibt ihn an

Die MZ hat mit ihm über seine Hautpflege und seine Liebe zur Insel gesprochen

Der Forscher Bernd Kuhs fühlt sich auf Mallorca heimisch.

Der Forscher Bernd Kuhs fühlt sich auf Mallorca heimisch. / PRIVAT

Isa Hoffinger

Isa Hoffinger

Der Chemiker Bernd Kuhs hat einige Patente angemeldet. Gefeiert wird er für die Entwicklung einer Bio-Membran. Hautfett, unter dem Elektronenmikroskop betrachtet, weist eine einzigartige Struktur auf. Es ordnet Wasser und Öl schichtartig aufeinander und erzeugt dadurch, ähnlich wie bei einer schusssicheren Weste, einen beeindruckenden Schutz. Durch Ultraschall und hohen Druck gelang es Bernd Kuhs, diese Lamellenstruktur künstlich zu erzeugen. Sie dient als Grundlage für dermatologische Präparate. Cremes von ihm kommen ohne Emulgatoren aus. Die MZ hat den Forscher in seinem Labor besucht.

Wollten Sie immer Forscher werden?

Ja. Schon mit 19 Jahren habe ich mein erstes Patent angemeldet, für eine schadstofffreie Zigarette. Ich fliege aber auch gern und habe den Berufspilotenschein bei der Swissair gemacht.

Was hat Sie nach Mallorca gelockt?

Das Klima, die gute Infrastruktur und vor allem die gute Anbindung an alle Städte in Europa. Von 1994 bis 2000 habe ich auf der Karibikinsel St. Barthélemy gelebt. Ich hatte dort mein Labor. Meine Frau habe ich dort kennengelernt. Wir sind dann zurück nach Deutschland gegangen. 2002 wurde dort unser gemeinsamer Sohn geboren.

Vermissen Sie Deutschland?

Überhaupt nicht. Wir sind hier mittlerweile fest verwurzelt. Mir gefällt, nahe am Meer zu leben, auf einer Insel. Meine Familie mütterlicherseits stammt aus Griechenland.

Welche Eigenschaften braucht ein Forscher, um erfolgreich zu sein?

Er muss einen freien Geist haben, der auch nach links und rechts schaut. Er muss neugierig sein. Der Mensch ist ein spielendes Wesen.

Sie sind also ein verspielter Mann, ein „homo ludens“?  Der niederländische Kunsthistoriker Johan Huizinga hat behauptet, dass die Lust der Menschen, zu spielen, zu bahnbrechenden Errungenschaften geführt habe.

Da ist was dran. Erfindungen machen glücklich. Wie ein Kinderspiel.

Manche Entdeckungen sind dem Zufall zu verdanken, etwa die Erfindung des Penicillins. Der Brite Alexander Fleming fand die Wirkung 1928 heraus. Er hatte Bakterien gezüchtet. Einige Schalen mit Staphylokokken soll er vergessen haben, zu entsorgen, vor einem Urlaub. Darauf wuchsen Schimmelpilze. So merkte er, dass diese die Bakterien abtöten. Seit 1987 haben Sie 11 Entdeckungen gemacht. Unter anderem haben Sie an einem Formstoffbinder getüftelt und herausgefunden, wie man wasserhaltige Füllungen in Pralinen reinbekommt. Haben Sie auch zufällig etwas entdeckt?

Das kommt vor, aber für die Umsetzung einer Idee ist dann meistens eine jahrelange harte Arbeit erforderlich. Ich habe mehrere Patente. Für den wasserlöslichen Formstoffbinder habe ich, gemeinsam mit der Firma Laempe, 2003 den Dr. Rudolf-Eberle-Preis bekommen, einen Innovationspreis.

Auf Mallorca haben Sie die Marken Dr. M. und 48grams entwickelt. Wie sind Sie auf diese Namen gekommen?

Bei Dr. M. denkt man an Mallorca, auch an mediterran oder an das englische Wort medical. Auf den Namen 48grams kam ich, weil ich dafür zuerst eine Gesichtsmaske entwickelt habe. Das Maskenmaterial entsteht durch die Fermentation von Kokos- und Aloewasser. Es weist eine sehr feine Faserstruktur auf, die 48 Gramm Flüssigkeit aufnehmen kann.

Was ist das Besondere daran?

Ich habe dieses Biomaterial mit auf Mallorca heimischen Pflanzen entwickelt. Besonders wichtig ist die Aloe Vera der Insel, denn sie enthält klimabedingt doppelt so viele Wirkstoffe wie die sonst in Kosmetik verwendeten amerikanischen Sorten. Wir nutzen auch Wirkstoffe des Mastixstrauches. Der lateinische Name ist Pistacia lentiscus. Die Sträucher produzieren ein Harzbalsam.

Wir stehen gerade in Ihrem Labor in Santa Maria. In diesen Bottichen mit Aloestücken entsteht Ihre Kosmetik? Was ist das Geheimnis Ihrer Rezeptur?

Meine Produkte unterscheiden sich von herkömmlichen Produkten, da sie das menschliche Hautfett imitieren. Die Natur ist immer der beste Erfinder. Ich ahme sie nur nach.

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